Philipp (10/16)

Seine Oma hat mich zum Umdenken gebracht

ℹ️ 19.02.2022
Als ich 2009 diese Philipp-Geschichte hier veröffentlichte, ahnte ich noch nicht, dass sie für Philipp und mich einen katastrophalen Verlauf nehmen würde …
Sie hatte kein »gutes Ende«!

Als ich am vergangenen Sonntag noch an der Antwort auf die eMail von Philipps Oma schrieb, las sie Philipps Oma schon – und schrieb mir eine weitere Mail.

Hier ist sie.
Um die Lesbarkeit des »am Stück geschriebenen« Textes zu verbessern, habe ich ihn etwas formatiert.

Mitteilung per HP-Kontaktformular

Vielen Dank, für Deine Antwort und auch dafür danke ich Dir, dass Du fast alle Bilder von Philipp entfernt hast.

Ja, ich bin seine Oma. Ich war z. B. bei der Geburt dieses Kindes dabei.
Ja, ich habe vielleicht in der Eile und Wut falsche Zeichen beim Schreiben gesetzt und bin vom Sie zum Du.
Nein, ich will Dir Deine Kenntnisse im juristischen Bereich nicht streitig machen und ich habe auch keine Zeit dazu mich näher damit zu befassen. Keine Angst mein IQ würde es schon zu lassen.

Ja, die Oma hat eine Menge unternommen, wieder Kontakt zu meinem Enkel zu bekommen.
Und es ist mir gelungen. Ich durfte ihn am Herrentag wieder umarmen. Gut Ding will Weile haben.

Hilfe sieht für mich konkreter aus. Nicht nur anklagen, sondern zu packen. Nicht nur sagen dies und das sieht unordentlich aus, sondern aufheben, wegräumen.

Ich habe auch keine Probleme mit Menschen, die, wie Du, sich mit den Belangen von Schutzbefohlenen befassen, sich arrangieren. Solche Leute braucht das Land und diese Kinder, die einen nicht so leichten Start ins Leben hatten.
Jedoch solltest Du vielleicht doch noch einmal Deine Vorgehensweise überlegen. Die Welt darf und muss aufmerksam werden. Jedoch versetze Dich in die Lage des Kindes, wenn es einmal diese Seiten sehen, lesen darf und zu verstehen versucht.
Pixel die Gesichter und nenne nicht die wahren Namen und den Aufenthaltsort. Das Ertragene ist schon schlimm genug. Erspare dem Kind die Schmach.

Du klagst mich an wo ich war?
Du hattest leider auch sehr lange keinen Kontakt zu Deinen Enkeln. Dafür wird es Gründe geben. So wie bei mir.
Nun hat sich jedoch das Blatt für uns beide geändert und wir dürfen wieder teilhaben am Leben dieser Kinder. Also belassen wir es dabei. Jeder macht, was er machen muss. Und das wollen wir doch beide gut machen.
In diesem Sinne liebe Grüße von Philipps Oma, die nun auch wieder seine Oma sein darf.

(P.S.) Sorry, ist nun doch ein Brief geworden :)

Original


Diese Offenheit und Ehrlichkeit hat mich einigermaßen überrascht.
Nach ihrer ersten eMail bin ich davon ausgegangen, dass ich eine »Löwin« mit Argumenten und Paragrafen erschlagen muss …
Aber, dann stelle ich fest, dass diese Frau auch nur ein Mensch ist. Und nicht nur das. Wir haben auch einiges gemeinsam:

  • Sie liebt ihren Enkel PHILIPP. Ich liebe mein Wunschkind PHILIPP.
  • Sie ist Oma dreier Enkel. Ich bin ebenfalls Opa dreier Enkel.
  • Sie hatte lange keinen Kontakt zu ihren Enkeln. Mir ging es genauso.
  • Bei mir war es so, dass ich meinen 22-jährigen Sohn gebeten hatte, »sich auf die eigenen Beine zu stellen«.
    Die 1½-Zimmer-Wohnung mit ihren 39 Quadratmetern war für uns beide einfach zu klein geworden …
    Mein Sohn sah das als »Rauswurf« an und wollte mit mir nichts mehr zu tun haben.
    Da wir beide ziemliche Sturköpfe sein können, hatten wir 12 Jahre lang keinen Kontakt mehr miteinander.
  • Ich habe sehr darunter gelitten. Und meine Leiden wurden noch viel größer, als ich erfuhr, dass ich drei Enkel habe. Dann verlor ich auch noch PHILIPP …!
    Aber im Februar dieses Jahres änderte sich etwas: Die Mutter meines Sohnes vermittelte zwischen uns – und wenig später sah ich zum ersten Mal meinen Sohn wieder, und ich sah endlich meine Enkel!
    Wie das zustande kam, kannst du auf meiner (nicht ganz ernst gemeinten!) Seite Ein virtuelles Wesen nachlesen.

In die Gedanken- und Gefühlswelt von Philipps MUTTER konnte und kann ich mich nicht hineinversetzen.
In die seiner OMA aber sofort, als ich erkannte, dass sie wirklich Philipps Oma ist.

Mit ihrer ersten eMail hat Philipps Oma mehr erreicht als jeder andere: Ich habe sofort alle Philipp-Bilder von meiner Homepage gelöscht.
Aus JURISTISCHEN Gründen hätte ich das nicht gemusst. Aber aus MORALISCHEN.
Ich kann nicht einerseits Philipp lieben und andererseits seine traurige Geschichte so offen auf meine Homepage stellen!

Klar, viele Leute kommen über Google auf meine Philipp-Seiten, lesen diese Geschichte – und denken vielleicht mal über sich selbst nach. Das ist ja der eigentliche Zweck dieser Seiten.
Aber, eines Tages kommt vielleicht Philipp ebenfalls hierher … Es kann nicht gut für ihn sein, hier dann den schlimmsten Teil seiner Kindheit in allen Einzelheiten ausgebreitet zu sehen.
 Ich habe deshalb alle Philipp-Seiten zunächst »entschärft«, indem ich die Links zu den Bildern gelöscht habe, die die Zustände in seinem Elternhaus zeigten.
 Dann habe ich diese Seiten in mein Archiv verschoben, wo sie nur noch über Direkt-Links bzw. über Suchmaschinen zu finden sind. Hätte ich sie GELÖSCHT, würden Suchmaschinen diese Seiten mit ihrem ursprünglichen Inhalten ausgeben.
Auch über meine eigene Suchmaschine sind diese Seiten nicht mehr auffindbar.
Nach reiflicher Überlegung habe ich das am 1. Juni wieder rückgängig gemacht (die Gründe auf der nächsten Seite).

Ich denke, das ist ein guter Kompromiss, zumal Philipp derzeit noch zu jung ist, diese Seiten bewusst zu suchen.


Ich wünsche Philipp und seiner Oma, dass sie wieder zueinander finden, weil ich überzeugt bin, dass dies das Beste für sie beide ist!






© 18.05.2010 HansiHerrmann.de