🧒 Kleinkinder begreifen …

03.11.2010

Kleinkinder zu begreifen, ist gar nicht so einfach.

Kleinkinder begreifen, was sie begreifen können. Sie verstehen also, was sie anfassen, berühren, am eigenen Leib spüren können.

Im Folgenden versuche ich, das zu erklären.

Einmal fragte ich eine Kita-Leiterin: Warum gibt es in dieser Kita keinen »Quetschschutz« an den Türen?
Sie sagte: Hat das jemand zu Hause? Nein! Kinder müssen lernen, was für sie schädlich ist.
Kinder müssen also am eigenen Leib erfahren, was gut oder schlecht für sie ist.
Diese Auffassung vertreten auch viele Eltern.

Bis zu einem gewissen Grad ist das sicherlich richtig.
Kleinkindern kann man aber mit Worten allein kaum begreiflich machen, was schädlich für sie ist, weil sie noch nicht »abstrakt« denken können.

Ein Beispiel

Eine Bekannte wollte mit ihrem Mann und der zweijährigen Tochter die Straße überqueren. Die Mutter hatte ihre Tochter ermahnt, nicht auf die Straße zu laufen, trotzdem tat sie das!
Die Mutter hat dann dem Kleinkind einen »Vortrag« über die Gefahren des Straßenverkehrs gehalten.

Am nächsten Tag kamen sie in dieselbe Situation – und die Kleine lief wieder los … Diesmal war der Vater schneller, packte sich die Kleine und gab ihr einen Klaps auf den Windelpo. – Die Kleine ist heute 12 Jahre alt und seit diesem Tag nie wieder auf die Straße gelaufen!

Wie konnte es sein, dass der Vater mit diesem »unpädagogischen Tun« derart Erfolg hatte?
Er hat seiner Tochter auf einer sehr einprägsamen Art »begreiflich« gemacht, dass sie etwas falsch gemacht hat. In dieser Situation sah er sicher gar keine andere und bessere Möglichkeit.
Besser wäre es gewesen, die Eltern hätten ihre Tochter vorher an die Hand genommen!


Ein weiteres Beispiel

… aus meiner Nachbarschaft:

Ein junges Paar mit seiner 2-jährigen Tochter auf der Straße vor meinem Fenster.
Der Vater der Kleinen braucht für sein Auto »Starthilfe« vom Auto der Großmutter.
Die Erwachsenen haben offenbar nicht vorher geklärt, wer die 2-Jährige währenddessen beaufsichtigt.

Die Kleine ist innerhalb weniger Sekunden mit ihrem BobbyCar auf der Straße!
kleinkinder-begreifen_01.webp

kleinkinder-begreifen_02.webpAls die Mutter ihre Tochter 20 Sek. später entdeckt, hält sie dem Kind einen »Vortrag«, in welche Gefahr es sich begeben hat.

kleinkinder-begreifen_03.webpAls das Kleinkind darauf nicht reagiert (weil es die Worte der Mutter nicht begreift!), hebt es die Mutter auf den sicheren Gehweg.

Dann tut sie das einzig Richtige:

kleinkinder-begreifen_04.webpSIE
LÄSST
EINE
HAND
AM
KIND!


Ein Mensch kam über folgende Suchanfrage auf diese Seite:
wie bestrafe ich ein Kleinkind, wenn es auf die Straße läuft
kleinkinder-begreifen_05.webp Zum Glück (für das Kind) hat Google diesen Menschen HIERHER geschickt! 😌
Ich hoffe, dieser Mensch begreift, dass man ein Kleinkind nicht dafür bestrafen darf, weil es etwas nicht begriffen hat!
Man muss eben immer eine Hand am Kind haben! Statt am Handy. 😉

Auch dies beobachte ich leider immer wieder:
Kleinkinder, die scheinbar völlig alleine herumlaufen!
Die Mutter des Kindes auf dem folgenden Foto ist mit dem Kinderwagen so weit vorgelaufen, dass sie ist nicht mal mehr auf dem Foto zu sehen ist – ohne Rücksicht auf den Kleinen! Der Zweijährige könnte auf die Straße laufen, ohne dass die Mutter eine Chance hätte, ihn davon abzuhalten!
Diese Straße ist ein »Autobahnzubringer«, der von 1.000 Fahrzeugen pro Stunde befahren wird!
kleinkinder-begreifen_06.webp

Offensichtlich verletzt die Mutter hier ihre Fürsorge- und Aufsichtspflicht.
Und das ist nicht nur verantwortungslos, sondern ggf. auch eine Straftat!

Viele Eltern wissen offenbar nicht, dass Kleinkinder mit einem »Tunnelblick« durch die Welt gehen.
Das heißt, dass Kleinkinder nur das für sie Wesentliche oder Interessante sehen bzw. wahrnehmen. Dazu gehören ganz eindeutig nicht die zahlreichen Gefahren des Lebens.

Kleinkinder haben kein Gefahrenbewusstsein! Sie wissen also nicht, welche Folgen es haben kann, wenn man auf die Straße vor ein fahrendes Auto läuft. Genauso wenig wissen sie, dass sie in einem Gewässer ertrinken oder sich beim Herabstürzen von einem Baum schwer verletzen können.

Für Kinder ist Todesursache Nr. 1: der Straßenverkehr
und die Todesursache Nr. 2: Tod durch Ertrinken.

Darum muss man Kleinkinder in gefährlichen Situationen an die Hand nehmen,
eine Hand am Kind haben!

Man sollte dem Kind auch durch ständiges Wiederholen mit immer denselben Worten »eintrichtern«, was gefährlich ist. Das muss man auf ALLE gefährlichen Situationen anwenden. Es genügt also nicht, dem Kind zu sagen, dass es vom BAUM stürzen und sich böse wehtun kann, sondern man muss das auch beim hohen KLETTERGERÜST, einer TREPPE und allen anderen Möglichkeiten abzustürzen wiederholen!

Ich persönlich mache es so, dass ich dem Kleinkind sage:
Wenn du auf die Straße läufst, macht dich das Auto kaputt!
»Kaputt« versteht so ziemlich jedes Kind. Und es möchte auf keinen Fall kaputt sein!
Hier kommt es aber auf die Formulierung an!
Du wirst vom Auto kaputt gefahren! kommt bei ihm so an: Du machst das Auto kaputt!
Besser wäre: Das Auto macht dich kaputt, wenn du auf die Straße gehst!
Klaus wurde mal von einem Hund gebissen! versteht es so: Der Klaus hat einen Hund gebissen!
Besser wäre: Ein Hund hat mal den Klaus gebissen. Der Klaus war dann lange krank!

Der beste Schutz für ein Kleinkind ist es aber allemal,
wenn man es an die Hand nimmt!

Wenn Kleinkinder oft das GEGENTEIL von dem tun, was man von ihnen erwartet bzw. verlangt, dann liegt das nicht am bösen Willen der Kinder oder weil sie ihre Eltern ärgern wollen, sondern einfach daran, dass sie das GEGENTEIL von dem VERSTANDEN haben, was ihm die Eltern vermittelt wollten!
Es ist also die Aufgabe der Eltern, sich dem Kind verständlich zu machen, sich klar auszudrücken!

Kinder sind unglaublich lernfähig. Das müssen sie auch sein, weil dies ihr Überleben sichert.
Wenn man es versteht, sie schädliche Dinge »begreifen«, also spüren zu lassen, dann ist das der beste Schutz für sie.

Kleinkinder können noch nicht »abstrakt« denken. Sie sind nicht in der Lage, Gefahren für sich oder gar andere zu erkennen.
Das bedeutet, dass Kleinkinder ein herannahendes Auto oder ein tiefes Gewässer für sich nicht als gefährlich erkennen können (wenn sie damit noch keine schlechte Erfahrung gemacht haben).

  • Bis zum Alter von ca. 4 Jahren besitzen Kinder kein Gefahren­bewusstsein.
  • Mit 4 Jahren entwickeln sie ein erstes Gefahren­bewusstsein.
  • Erst im Alter von 5 bis 6 Jahren können Kinder akute Gefahren erkennen, sich aber nicht davor schützen. So klettert das Kind auf einen Baum und merkt erst oben, dass es auch hinunter fallen kann!
  • Erst im Alter von ca. 8 Jahren können Kinder Gefahren voraus­schauend erkennen. Nun weiß das Kind z.B., dass es vom Baum fallen kann, noch bevor es hinauf klettert.
  • Ab ca. 9 – 10 Jahren entwickelt das Kind ein vorbeugendes Gefahren­bewusstsein und kann Gefahren­situationen vermeiden, indem es z.B. eine Unterlage unter den Baum legt, die einen eventu­ellen Sturz mildert.
  • Wenn ein Kleinkind seinen Kakao verschüttet, darauf ausrutscht und sich wehtut, dann kann man ihm in dieser Situation begreiflich machen, dass es sich auf einem nassen Fußboden wehtun kann.

    Es wird aber einen nassen Fußboden nicht auch als Gefahr für andere Kinder sehen!

    Und es ist möglich, dass das Kind andere Flüssigkeiten auf dem Fußboden nicht als gefährlich erkennt, sondern nur Kakao, weil es nur mit verschüttetem Kakao eine schlechte Erfahrung gemacht hatte.

    Genauso verhält es sich mit vielen anderen Gefahren. Selbst wenn das Kind sie aus eigener Erfahrung für sich als Gefahr erkennt, kann es nicht erkennen, dass das auch eine Gefahr für seine Spiel­kameraden ist. Es wird also künftig um die Kakaopfütze herumgehen, weil es sich nicht wehtun will, aber es wird den Kakao nicht wegwischen, damit andere darauf nicht ausrutschen.

    Man muss dem Kind also begreiflich machen, dass das auch für andere gefährlich ist, indem man z.B. dem Kind vorführt, dass man selbst darauf ausrutscht.

    Weil Kleinkinder noch nicht abstrakt denken können, kann man ihnen zwar die Gefahr eines Absturzes von der Rutsche vermitteln, wenn es dort freihändig steht, aber es wird diese Gefahr für sich auf dem Kletterturm nicht erkennen! Man muss dem Kind also für jede Situation die Gefahr des Abstürzens begreiflich machen!

    ❗ Ganz wichtig hierbei ist, dass man wichtige Informationen dem Kind immer wieder und immer im selben Wortlaut sagt. Und das Kind sollte sie wiederholen.

    Man sollte dem Kind auch (vorher!) sagen, dass es sich das merken soll, was man ihm jetzt sagt. Dies erhöht die Aufmerk­samkeit und Gedächtnis­leistung des Kindes.

    Man kann Kleinkindern viele Gefahren verständlich vermitteln:
    Mit einer brennenden Kerze z.B., dass Feuer heiß und nichts für Kinder ist. Auch wenn man das Kind in die Nähe eines warmen Backofens bringt, kann man ihm beibringen, dass der für Kinder tabu ist.

    Man kann (und sollte!) dem Kind beibringen, nur aus seiner eigenen Tasse oder Trinkflasche zu trinken. Die sollte man auch unterwegs immer dabei haben und das Kind niemals aus einer gekauften Flasche oder Dose trinken lassen – es darf keinen anderen als seinen eigenen Trinkgefäßen vertrauen! Das Kind wird dann nur aus dem vertrauten Gefäß trinken und kein Interesse an der Spül­mittel­flasche oder Papas Bierdose haben. (In Kitas haben die Kids nicht grundlos eigene Trinkgefäße!)
    Dummerweise sind ja auf viele Etiketten von Wasch-, Putz- und Reinigungs­mitteln Früchte abgebildet. Woher soll ein Kleinkind wissen, dass da etwas Ungenießbares drin ist?!

    ❗ Man sollte nicht darauf vertrauen, dass das Kind schon deshalb keine schäd­lichen Flüssig­keiten trinken wird, weil die scheußlich schmecken!
    Bei kleinen Kindern sind die Geschmacksnerven noch nicht voll ausgebildet, sodass sie auch Dinge in den Mund nehmen, die eigentlich ungenießbar sind.

    Weil man einem Kleinkind nicht jede Gefahr »begreiflich« machen kann, z.B. dass es sich an Glasscherben ganz böse wehtun kann, muss man es vor diesen Gefahren schützen! Vor dem Straßenverkehr genauso wie vor tiefen Gewässern.

    Kaum jemand weiß, dass Kleinkinder ganz und gar nicht schreien oder herumplatschen, wenn sie in ein Gewässer fallen!
    Da dreht man sich kurz weg, und plötzlich fehlt vom Kind jede Spur … Dass es am Grund des Pools liegt, kommt einem nicht in den Sinn, wenn man nicht weiß, dass Kleinkinder sofort reglos auf den Grund sinken! Sie »schwimmen nicht oben« oder rufen um Hilfe, sondern sinken lautlos auf den Grund! Wer das weiß, hat sein Kind an der Hand, wenn er sich von ihm abwendet!

    Warum ist das bei Kleinkindern so?
    Zum einen, weil sie das tiefe Gewässer nicht als GEFAHR für sich erkennen und folglich ihr Gehirn über keine Rettungs-Mechanismen – wie um Hilfe schreien oder Schwimmversuche machen – verfügt.

    Auch wenn Kleinkinder plötzlich vor einem »bösen Hund« stehen oder in eine andere Situation kommen, die ihnen fremd ist und mit der sie nicht umgehen können, »erstarren« sie regelrecht.

    Zum anderen ertrinken Kleinkinder leichter, weil sie einen anderen Körper­schwerpunkt haben. Wenn ein Baby oder Kleinkind z.B. in der gefüllten Badewanne ausrutscht und mit dem Gesicht unter Wasser gerät, verliert es die Orien­tierung und bleibt unter Wasser liegen!
    Kleinkinder können schon in nur wenige Zentimeter tiefem Wasser ertrinken. Deshalb dürfen Kleinkinder – auch wenn sie schon sitzen können – nie unbeaufsichtigt baden! Bereits nach drei Minuten unter Wasser drohen bleibende Gehirn­schäden. Die Zeitspanne zwischen Leben und Tod beträgt nur vier Minuten.
    Kleinkinder ertrinken fast geräuschlos! Sie unternehmen keine Selbst­rettungs­versuche, deshalb gibt es kein hörbar lautes, warnendes Platschen!

    Ertrinken ist eine der schnellsten und leisesten Todesarten im Kleinkindalter.

    Wohl kaum jemand weiß, dass Kleinkinder sogar ertrinken können, wenn ihr Kopf gar nicht (mehr) unter Wasser ist!
    Der sogenannte Stimmritzenkrampf soll eigentlich verhindern, dass Wasser in die Lunge eindringt. Dieser Schutzreflex löst sich aber bei kleinen Kindern manchmal nicht, solange sie Wasserkontakt haben, sodass die Kinder ersticken, obwohl sie eigentlich noch atmen könnten. Man spricht hier auch von »trockenem Ertrinken«.
    Dieser Refelex kann sogar ausgelöst werden, wenn sich das Kind erschreckt, weil es z.B. (unverhofft) mit Wasser bespritzt wird oder ins Wasser fällt!

    Ertrinken ist übrigens weltweit bei den Jungen zwischen 5 und 15 Jahren die häufigste Todesursache!
    Auf einen tödlichen Unfall kommen vier weitere mit stationärer Behandlung und zumeist schweren geistigen Behinderungen.

    Es ist völlig sinnlos, einem Kleinkind zu erklären, dass es fremde Hunde nicht anfassen darf, weil die beißen könnten. Genauso sinnlos ist es, ihm erklären zu wollen, dass es unbekannte Beeren nicht einfach pflücken und essen darf.
    Jedes Kind war aber schon krank. Und wenn man die »Erklärung« mit seinem Kranksein verbindet, dann kann man ihm begreiflich machen, dass fremde Hunde beißen und dem Kind wehtun können. Genauso ist es mit dem Essen unbekannter Beeren. Wenn man dem Kind sagt, dass es ganz böse Bauch­schmerzen bekommen kann, dann kann es mit dieser Aussage etwas anfangen, weil es sicher schon mal Bauchschmerzen hatte und nicht sonderlich erpicht darauf ist, wieder welche zu bekommen.

    Viele Unfälle lassen sich vermeiden, wenn man Folgendes weiß:

  • Die meisten Unfälle ereignen sich, wenn Kleinkinder von der Wohnung/Kita ins Freie kommen. Sie sind dann meist ausgeruht und haben einen erhöhten Bewegungsdrang.
  • Ich beobachte leider immer wieder, dass Eltern ihre kleinen Kinder alleine auf einen öffentlichen Spielplatz in der Nähe gehen lassen, oder Eltern »liefern ihre Kinder auf dem Spielplatz ab« und kümmern sich dann aber nicht mehr um ihren Nachwuchs. Das sollte man nicht tun!
    Erstens unterliegen die Spielgeräte auf öffentlichen Spielplätzen weniger strengen Sicherheitsnormen als die in Kitas, sie werden auch weniger oft und auch weniger sorgfältig gewartet. Ein Beispiel. Noch ein Beispiel.
    Zweitens sollte man sein Kind zumindest eine Zeit lang beschäftigen oder beaufsichtigen, bis es sich ausgetobt hat! Man minimiert dadurch das Unfallrisiko für sein Kind!

  • Die meisten Unfälle kleiner Kinder sind Sturzunfälle. In Kitas machen sie 70 % aller Unfälle aus!
    Deshalb wird in Kitas das sichere Bewegungsverhalten der Kinder spielerisch aufgebaut, insbesondere die Fähigkeit, sich bei Stürzen abzufangen, beim Herum­rennen anderen Kindern auszuweichen oder auf zuschlagende Türen schnell zu reagieren.
  • Zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr hat der Kinderkörper die Kleinkindform.
    Die Muskulatur des Kindes ist nur schwach ausgebildet, insbesondere an den Armen. Dies führt dazu, dass Kleinkinder aufgrund ihrer unausgebildeten Muskulatur weniger gut Klettern (und sich festhalten) und bei Stürzen nicht so gut abfangen können wie ältere Kinder.
    Kleinkinder stürzen auch häufiger als ältere Kinder, weil sie beim Gehen die Füße noch nicht weit anheben und sie auch mit der ganzen Sohle aufsetzen (die spätere Abrollbewegung fehlt).
  • Der Gleichgewichtssinn von Kleinkindern ist noch nicht sehr ausgeprägt, weshalb es oft zu Sturz­unfällen auf Rutschbahnen oder mit Fahrrädern kommt.
  • Die Bewegungskoordination ist bei Kleinkindern noch nicht gut ausgebildet, sodass sie oft »anecken«, weil sie z.B. nicht in einer Bewegung stoppen und die Richtung wechseln können (wenn ein Hindernis im Weg steht). Mangelnde Bewegungskoordination ist eine Ursache vieler Zusammenstöße mit Personen oder Gegenständen!
  • Kinder im Alter von 3 und 4 Jahren sind geistig unfähig, sich in die Lage anderer Personen zu versetzen! So kann das vor einer Rutsche stehende Kind sich z.B. nicht vorstellen, wie die Welt für ein auf der Rutsche sitzendes Kind aussieht. Es geht davon aus, dass alles, was es selber denkt, sieht und fühlt, jeder andere auch denken, sehen und fühlen muss.
  • Kinder können sich nicht selbst schützen. Aber Erwachsene können Kinder schützen!
    Erwachsene, denen Kinder anvertraut sind, denen Kinder vertrauen, können das – wenn sie sich die Mühe machen.


    05.06.2012

    Ein Problem für viele Eltern sind »trotzige« Kinder.
    Das kann man sehr gut in Supermärkten oder Spielzeuggeschäften beobachten.
    Da wird wegen einer scheinbaren Nichtigkeit ein Zirkus gemacht, der sowohl den Eltern des Kindes als auch den Unbeteiligten völlig übertrieben erscheint. Die Eltern reagieren dann meist gestresst und versuchen, sich von ihrem Kind nicht dessen Willen aufzwingen oder unter Druck setzen zu lassen.
    Aber, will das Kind wirklich seinen Willen gegenüber den Eltern durchsetzen? Will es seine Eltern wirklich »manipulieren« (wie es ein Freund ausdrückte)? Weiß das Kind, dass Eltern in der Öffentichkeit kein Aufsehen wollen und deshalb eher nachgeben?

    Ein Beispiel

    Ich selbst habe über dieses Thema erst nachzudenken begonnen, als ich ein sehr unschönes Erlebnis mit dem 4-jährigen Franjo hatte:

    Wir waren zusammen einkaufen und Franjo wollte unbedingt zu Mäc-Geiz, einem Haushalts-Discounter, der u.a. »billiges« Spielzeug anbietet (»billig« auch, was die Haltbarkeit, Verarbeitung und Qualität betrifft).
    Franjo sah dort eine Straßenbahn, die 15 Euro kostete. Weil er Fahrzeuge über alles liebt und eine Straßenbahn in seiner riesigen Fahrzeugsammlung fehlte, wollte er unbedingt diese Straßenbahn haben. Ich versuchte, Franjo mit Argumenten davon zu überzeugen, dass ich diese Straßenbahn nicht kaufen würde: Sie ist die 15 Euro nicht wert. Im Spielzeug-Fachgeschäft bekommt er zu diesem Preis ein hochwertigeres Spielzeug. Ich habe auch nur das Geld dabei, das ich zum Einkaufen im Lebensmittel-Supermarkt brauche …
    Nach einer langen und unschönen »Diskussion« (bei der keiner dem anderen wirklich zuhörte und jeder nur seinen eigenen Willen durchsetzen wollte), verließen wir Mäc-Geiz – ohne diese Straßenbahn.
    Der anschließende Einkauf im Lebensmittel-Supermarkt und der Heimweg waren ein regelrechtes Drama: Franjo ignorierte mich völlig, wollte nicht mehr laufen, legte den Kopf zur Seite und heulte Rotz und Wasser. Außenstehenden (und damals auch mir) erschien er als bockig, trotzig, stur. Ich war völlig hilflos, denn es brach mir das Herz, Franjo zum ersten Mal so zu erleben (wie ihn seine Eltern schon lange kennen).

    Weil ich immer meine Mini-Kamera dabei habe, filmte ich dieses Erlebnis von Anfang an.
    Dieses Video schaute ich mir dann immer wieder an, weil ich Franjo und mich nie wieder in einer solchen Situation erleben wollte. Und wir sind seit dem nie wieder in eine solche Situation gekommen. Mehr noch, auch die Eltern kommen seit dem nicht mehr mit Franjo in eine solche Situation, weil man die ganz leicht vermeiden kann:

  • Nach Möglichkeit sollte man ohne das Kind einkaufen gehen, wenn das Kind im Kindergarten ist oder anderweitig betreut werden kann.
  • Ist das nicht möglich, oder will man den Einkaufsspaß mit seinem Kind teilen, dann sollte man vorher mit dem Kind klären, dass und was man einkaufen möchte und ob man genügend Geld dabei hat, dass es sich selbst etwas kaufen kann.
  • Ist gegen Monatsende der Geldbeutel ziemlich dünn, sage ich das dem Kind:
    Du kannst dir zwar Spielsachen anschauen, aber ich kann sie dir jetzt nicht kaufen, weil ich nicht mehr so viel Geld habe. Wenn ich Geld bekomme, gehen wir wieder hierher und ich kaufe dir etwas. Möchtest du jetzt trotzdem zu Mäc-Geiz?
    In der Regel genügt es Franjo dann, wenigstens Spielsachen anzuschauen und auszuprobieren. Hierbei stellte sich dann auch schnell heraus, ob er ein bestimmtes Spielzeug wirklich haben möchte oder es nur aus einer momen­tanen Laune heraus begehrt. Bei der Straßenbahn war es dann so, dass er immer wieder zu Mäc-Geiz ging, um diese zu beäugen und auszuprobieren. Am Ende bekam er sie dann. Und seine Freude war riesengroß, viel größer, als wenn ich sie ihm sofort gekauft hätte, als er sie zum ersten Mal sah!
    Mit einem »Monster-Kipper« war es ähnlich. Franjo hatte solch ein Fahrzeug im Fernsehen gesehen. Er war so begeistert davon, dass er es unbedingt haben wollte. Mit Fernbedienung! Weil ich nicht das Geld »übrig« hatte, ihm einen Monster-Kipper sofort zu kaufen, befriedigte ich seine »Gier« zunächst dadurch, indem ich ihm dieses Fahrzeug immer wieder in Internetvideos »in Action« zeigte. Ich sagte ihm immer wieder, dass ihm der Weihnachtsmann🎅 einen Monster-Kipper mit Fernbedienung (!) bringen wird. Als er ihn Monate später endlich bekam, war seine Freude riesengroß und Klein-Franjo »am Ziel all seiner Wünsche«. Von den vielen Geschenken seiner Verwandtschaft war der Monster-Kipper das, was er sich am meisten und längsten gewünscht hatte, mit dem er am ausgiebigsten und meisten spielte.

  • Was Eltern oft für Trotz halten, ist gar kein Trotz, sondern Frust.
    Bei uns selber würden wir Erwachsenen niemals von TROTZ sprechen, wenn wir gefrustet sind. Warum unterstellen wir aber Kindern, dass sie trotzig sind?
    Wenn ich das Kind in diese vermeidbare Situation bringe, muss ich mich nicht wundern, dass es gefrustet ist.
    Ich bringe es mit Dingen in Kontakt, die ein Kinderherz höher schlagen lassen und lasse es dann abblitzen! Das schafft Frust beim Kind und bei mir, der leicht vermeidbar ist.

    Genauso unsinnig ist es, einem Kind etwas zu versprechen, das man nicht sofort erfüllen kann, z.B. dass man am Wochenende mit ihm in den Zirkus oder ins Schwimmbad geht.
    Das Kind wird darauf bestehen, dass man mit ihm sofort dorthin geht. Es versteht nicht, dass es auf etwas warten soll, das doch heute schon machbar ist. Warum soll es tagelang darauf warten? Ein Schwimmbadbesuch ist kein Weihnachtsgeschenk … Dass man wochentags dazu keine Zeit hat, kann ein Kind kaum akzeptieren. Kinder definieren »Zeit« völlig anders als Erwachsene. Es ist also sinnvoller und vermeidet unnötigen Stress, dass man mit dem Kind ins Schwimmbad geht, ohne das tagelang vorher anzukündigen.
    Etwas anderes ist es, wenn man dem Kind etwas Schönes in Aussicht stellt, indem man es an eine »Bedingung« knüpft, zum Beispiel:
    Wenn du heute keine Schimpfwörter mehr benutzt, gehen wir morgen ein Eis essen.
    Oder: Wenn du dich jetzt ganz alleine anziehst, darfst du dir nachher beim Einkaufen etwas aussuchen.

    Ich persönlich arbeite sowieso nur nach diesem Belohnungsprinzip.
    Viele Eltern (und Pädagogen) halten »Zuckerbrot + Peitsche« für das Richtige. ICH meine aber, dass man auf die »Peitsche« gänzlich verzichten kann.
    Kinder brauchen keine Strafen für Fehlverhalten, weil deren Fehlverhalten aus unseren eigenen Fehlern resultiert!
    Wenn das Kind nicht so »funktioniert« wie wir Erwachsenen uns das wünschen, dann machen wir Erwachsenen etwas falsch, verstehen das Kind nicht und/oder können uns ihm gegenüber nicht verständlich machen!

    Ich selbst kann nicht aus einer Verärgerung heraus meine Mitmenschen beschimpfen und vom Kind verlangen, dass es keine Schimpfwörter benutzt!

    Am Beispiel von Franjo:
    Er ist mit Papa im Auto unterwegs. Ein Autofahrer vor ihnen fährt aus einem unersichtlichen Grund so langsam, dass der Papa nicht mehr bei Grün über die Kreuzung kommt. Der Papa schimpft auf diesen Autofahrer und nennt ihn einen IDIOTEN.
    Abends spielt Franjo mit seinem Papa am Computer ein Auto-Rennspiel. Papa lässt Franjo nicht überholen. Franjo nennt seinen Papa daraufhin einen IDIOTEN. Der Papa verbietet Franjo, solche Schimpfwörter zu benutzen und sagt ihm, wenn er dieses Wort nochmal benutzt, dass er dann nicht mehr mit ihm weiterspielen darf. Franjo sagt darauf zum Papa:
    Aber, Papa, du hast doch heute selber Idiot zum Autofahrer gesagt!
    Franjo wird das Wort IDIOT künftig bei jeder Gelegenheit verwenden, wenn er sich über jemanden ärgert.

    Wie kann man das vermeiden?
    Eigentlich gar nicht, wenn man selbst nicht in der Lage ist, seine Emotionen zu kontrollieren!
    Das Kind ist ein Spiegel seiner Umwelt. Was mich am Kind stört, sollte ich an mir selber ändern, wenn ich das Kind ändern will!
    Wenn ich meckernd, motzend und jammernd durchs Leben gehe, werde ich mein Kind nicht anders erleben …

    Oft verhalten sich Eltern aber »vorbildlich« und das Kind zeigt trotzdem unerwünschte Verhaltensweisen, weil es die im Kindergarten oder Fernsehen aufgeschnappt hat.
    Dann führt die »Peitsche« aber auch nicht zum Ziel. Besser ist es, das erwünschte Verhalten zu belohnen.

    Die enorme Lernfähigkeit von Kindern kann man zum Positiven fördern, sie kann aber auch zu Schwierigkeiten führen, wenn man sie nicht geschickt nutzt!
    Bestrafe ich ein Kind für sein Fehlverhalten, wird es nicht sein negatives Verhalten ändern, sondern Vermeidungsstrategien entwickeln, einer Bestrafung künftig zu entgehen. Es wird sich Geschichten/ Erklärungen ausdenken, die sein Fehlverhalten aus seiner Sicht begründen, es wird sein Fehlverhalten kaschieren oder bestreiten … Und mit jeder Bestrafung wird es darin besser, perfekter – bis dies zu einem festen Bestandteil seines Charakters geworden ist.
    Es ist also vernünftiger, stressfreier und zielführender, wenn man gewolltes Verhalten des Kindes lobt/ belohnt, statt sein Fehlverhalten zu maßregeln. 😇


    Im Gegensatz zu »Fachidioten« wie Pädagogen und Psychologen beziehe ich mein Wissen über Kinder nicht aus Fachbüchern, sondern aus eigenem Erleben. Das heißt, dass ich Kinder im Alltag sehr genau beobachte. Wann immer möglich, fotografiere und filme ich sie in Alltagssituationen und werte diese Bilder und Videos dann akribisch aus, besonders Situationen, die zu Konflikten im Erwachsenen-Kind-Umgang führen.
    So kann ich nicht nur mein eigenes Verhalten den Kindern gegenüber analysieren und perfektionieren, sondern auch das Verhalten der Kinder und ihrer Bezugspersonen.
    Ich besuche zwar einschlägige Internetseiten von und für Eltern, Pädagogen, Betreuern, Ärzten und Psychologen, bilde mir aber letztlich meine eigene Meinung aus meiner eigenen Erfahrung im Umgang mit Kindern.

    Mir wurde schon oft von »Fachleuten« gesagt, dass mein Umgang mit Kindern, meine Tipps und Ratschläge »unkonventionell« sind und »in keinem Lehrbuch stehen«. Jedoch sagen mir dieselben Leute auch, dass meine Erfolge mir Recht geben.

    Zum Beispiel »steht es in keinem Lehrbuch«, dass man ein Kind anschreien soll.
    Das ist insoweit richtig, als Anschreien aus eigener Verärgerung heraus ziemlich dumm und kontraproduktiv ist. In bestimmten Situationen kann das aber geradezu die RETTUNG sein!
    Man stelle sich vor, das Kind ist gerade dabei, »in sein Unglück zu rennen«. Das kann die Straße, ein Gewässer oder eine andere gefährliche Situation sein. Und ich habe nicht mehr die Möglichkeit, das Schlimmste zu verhindern, weil ich vom Kind zu weit weg bin. Dann stoße ich einen Schrei aus, der einen rasenden Stier zum Innehalten bringen könnte. Fast jedes Kind reagiert darauf mit plötzlichem Erstarren, der sogenannten Schockstarre. Und das verschafft mir Zeit, das Kind aus dieser Situation herauszuholen.
    Oder das Kind überschreitet auf andere Weise alle Grenzen. Dann brülle ich das Kind dermaßen an, dass es das bis an sein Lebensende nicht mehr vergisst. Je jünger das Kind ist und je liebevoller und geduldiger ich bisher dem Kind gegenüber war, umso stärker wird dieses Schock-Erlebnis wirken. Ich kann absolut sicher sein, dass dieses Kind sich und mich nie wieder in eine solche Situation bringen wird! 😉

    Ich könnte jetzt endlos Beispiele aufzählen, wo dieser »heilsame Schock« wunderbar und dauerhaft gewirkt hat (ohne beim Kind einen seelischen Schaden zu hinterlassen, weil ich dem Kind anschließend erkläre, warum ich das getan habe!). Aber das würde den Rahmen diese Seite sprengen.

    Was ich hier über den Umgang mit KINDERN schreibe, funktioniert genauso im Umgang mit HUNDEN!
    Auch das ist »unkonventionell« und steht grantiert in keinem Lehrbuch. Und auch dafür hätte ich unzählige Beispiele.
    Ich sage immer: Wer mit Hunden klarkommt, der kommt auch mit Kindern klar (und umgekehrt)!

    Ich hatte schon einige Hunde: Vom reißenden Dackel, über den Schäferhund, einen Riesenschnauzer und etliche »Promenaden­mischungen« bis zum dominanten Pitbull. Und jeder hat tadellos und zuverlässig» funktioniert«.

    (Klein-)Kinder und Hunde brauchen kurze, klare, verständliche Ansagen!
    Komm! verstehen und befolgen sie eher als langgezogene Vorträge wie:
    Jetzt komm doch endlich mal! Was trödelst du denn so? Wie lange soll ich denn auf dich warten? Ich habe dir doch schon zigmal gesagt, dass du das nicht tun sollst! Und so weiter.
    Kleinkinder und Hunde verstehen das nicht. Und ältere Kinder lernen, bei solchen Vorträgen »auf Durchzug zu schalten«.
    Wer mit wachen Sinnen durchs Leben geht, kann das ständig erleben. Auch, dass ungeduldige Hundehalter bzw. Eltern an der Leine bzw. ihrem Kind zerren und Hund oder Kind regelrecht hinter sich herziehen.
    Dabei sollte jedem klar sein, dass eine gewaltsame Aktion immer eine entsprechende Re-Aktion zur Folge hat!
    Wenn Hund oder Kind sich nicht wunschgemäß verhalten, dann nicht, weil sie stur sind, sondern weil sie nicht verstanden haben, was man von ihnen erwartet! Es liegt also beim Hundehalter bzw. der Person, die ein Kind betreut, sich verständlich auszudrücken. 😉

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