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01. Vorwort![]() Für das gesunde Heranwachsen von Kindern hat das Erleben von Natur eine elementare Bedeutung. Dies wird durch die Zivilisationsauswirkungen immer stärker eingeschränkt. Daher sollten in Kindertagesstätten die Außenanlagen möglichst naturnah gestaltet sein. Voraussetzung hierfür sind allerdings ausreichende Platzverhältnisse. Naturnahe Gestaltung bedeutet direktes Erleben von Pflanzen- und Tierwelt sowie die
Auseinandersetzung mit den Elementen Erde, Wasser, Feuer und Luft in ihren unterschiedlichsten
Erscheinungsformen. |
02. Überlegungen zur SicherheitDie Sicherheit von Kindern auf naturnah gestalteten Spielplätzen ist grundsätzlich im Zusammenhang mit notwendigen Sicherheitsvorkehrungen und Sicherheitsstandards sowie den Pflichten der sozialpädagogischen Fachkräfte zu sehen. Die Kinder sollen zu eigenständigem und kompetentem Verhalten in Bezug auf ihre Selbstsicherheit erzogen werden. Für die Gestaltung heißt dies, dass nicht jegliches Risiko vermieden wird, sondern dass Risiken bestehen, die jedoch nicht versteckt sein dürfen. Sicherheitsgestaltung und Sicherheitserziehung müssen darauf hinzielen, dass Kinder befähigt werden, Risiken zu erkennen, zu kalkulieren und die eigenen Grenzen einschätzen zu lernen. Grundsätzlich ist es wichtig, darauf zu achten, dass Möglichkeiten zum Erlernen von motorischen Grundfertigkeiten, von Körperbeherrschung und Beweglichkeit vorhanden sind. Damit entwickeln Kinder die Fähigkeit, sich später in der Umwelt sicher und unabhängig zu bewegen. Die Erfahrung, einen »Unfall« zu erleiden, ist Teil des sportlich-spielerischen Risikos und kann nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Für die Vermeidung von Unfällen bedeutet dies, dass letztlich nicht nur durch Einhaltung der Sicherheitsstandards dieses Ziel zu erreichen ist, sondern auch durch die Förderung der körperlichen und geistigseelischen Fähigkeiten der Kinder. Das Erfahrungs- und Risikopotenzial eines Außengeländes ist in hohem Maße vom pädagogischen Konzept der jeweiligen Einrichtung abhängig. Risikopotenziale mit unterschiedlichen Anforderungen sollten aber in jeder Einrichtung vorhanden sein, um den verschiedenen Erfahrungen und motorischen Fähigkeiten der Kinder gerecht werden zu können. |
03. Was Sie berücksichtigen sollten![]() Bei der Planung eines naturnahen Spielgeländes sind die Zielgruppen zu
berücksichtigen. Fallschutz- und Sicherheitsbereiche entsprechend der DIN EN 1176 Teile 1 – 6 und DIN EN 1177 beachten. Bei Gestaltungselementen und deren Kombination sollen alle Risiken erkennbar und abschätzbar
sein. Zwischenräume, die ein Hängenbleiben oder Einklemmen z.B. mit dem Fuß zur Folge haben können, vermeiden. Gefährdungen durch spitze, scharfe oder gesundheitsgefährdende Gegenstände und Materialien ausschließen. Verbindungselemente müssen dauerhaft den Anforderungen standhalten. |
04. Geländemodellierung![]() Hügel bzw. Geländemodellierungen sind allgemein ein hervorragendes Element, um
naturnahe Spielräume zu gestalten. |
05. Spiel mit Wasser![]() Wasser übt eine besondere Faszination auf Kinder aus und fordert in hohem Maße zu kreativem Spiel heraus. Wasser lässt sich auf unterschiedlichste Arten und Formen erleben, ob als naturnaher Bachlauf oder Rinnsal, als Teich, als Pfütze oder auch als Schlammloch. Bei der Gestaltung von Spielräumen sollten Möglichkeiten geschaffen werden, Wasser – nicht nur Trinkwasser – in unterschiedlichen Zustandsformen kennen zu lernen, um damit verbundene Möglichkeiten zu erleben und Gefährdungen zu erkennen. Die Nutzung von Regenwasser für Spielzwecke sollte im Einzelfall mit dem zuständigen Gesundheitsamt abgestimmt werden. Grundsätzlich sind bei der Gestaltung von Wasser-Spielangeboten folgende Regeln zu beachten: |
06. Feuer![]() Ähnlich faszinierend wie das Spiel mit Wasser ist für Kinder die Auseinandersetzung mit dem Element Feuer. Feuer verheißt Spannung und vielfältige Erfahrungen. Wird Kindern diese Erfahrungsmöglichkeit in der Kindertagesstätte eingeräumt, so sollten sie dieses abenteuerliche aber auch gefährliche Element ausschließlich unter Anleitung kennen lernen. Hierdurch können Ängste abgebaut und der richtige und sorgfältige Umgang mit Feuer geübt werden. Folgende Sicherheitsaspekte sind beim Spiel mit dem Feuer zu berücksichtigen: |
07. Pflanzen![]() Sträucher und Bäume strukturieren das Gelände, sie bieten eine Abschirmung, ermöglichen auf kleinstem Raum eine Vielzahl von Spielmöglichkeiten (Verstecken, Klettern, Spielmaterial) und Erfahrungsmöglichkeiten (Werden, Wachsen, Absterben). Dies wird durch breite gruppenartige Bepflanzungen mit dicht wachsenden Sträuchern gefördert. Durch unmittelbare körperliche Naturerfahrung begreift sich das Kind als Teil der Umwelt - die grundlegende Voraussetzung für die Entwicklung des Umweltbewusstseins. Neben positiven Erlebnissen im Umgang mit Pflanzen sollten Kindern ebenso »unangenehme« Erfahrungen geboten werden. Brombeeren oder Brennnesseln gehören daher durchaus in das Außengelände einer Kindertagesstätte. Es ist jedoch im Einzelfall zu überlegen, welche Pflanzen für die jeweilige Einrichtung passend sind und an welchem Ort ihre Anpflanzung sinnvoll ist. So sollten stachelige Pflanzen, wie die Brombeere, nicht unmittelbar an intensiv genutzte Bewegungsbereiche grenzen. ⚠️ Grundsätzlich sind folgende
Pflanzen nicht einzusetzen: 📝 Ich empfehle auch meine Seiten: Giftpflanzen |
08. Gestalten mit Stein- und Holzelementen![]() Stein- oder Holzformationen, ob als Einzelelement, als Hüpfangebot oder
Stufenanlage, sind als Gestaltungs- oder Spielelement vielseitig einsetzbar. Scharfe Kanten vermeiden. Bestimmte Steinarten wie z.B. Muschelkalk oder Taunusschiefer sind nicht geeignet. |
09. Brücken über Wege![]() Die Verbindung verschiedener Modellierungsbereiche (Hügel zu Hügel) durch
Brücken bietet interessante Spiel- und Nutzungsmöglichkeiten. An der Brücke ein Geländer oder eine Brüstung mit einer Höhe von mindestens 1,0 m vorsehen. Die Absturzsicherung so gestalten, dass sie nicht zum Aufsitzen, Beklettern oder Ablegen von Gegenständen verleitet. |
10. Weiden als Baumaterial![]() Weidenruten sind ausgezeichnete Materialien für Baumaßnahmen bei der Gestaltung naturnaher Spielräume, da sie kostengünstig sind und sich einfach verbauen lassen. Weiden können zum Bau von Zäunen, Kriechtunneln, Pergolen oder Hütten verwendet werden. Der Standort der Weidenkonstruktion sollte jedoch gut überlegt sein, damit keine Bauschäden auftreten. Um Unfälle zu verhüten, sollte auf folgende Punkte geachtet werden: Dadurch können Weidenruten nach einiger Zeit aus dem Flechtverband herausragen und beim Spielen zu Verletzungen führen. Durch regelmäßige Sichtkontrolle sollte das Weidengeflecht auf herausstehende Äste überprüft werden, die dann abgeschnitten werden müssen. |
11. Loses MaterialSelbst zu erstellende »Bauwerke«, wie Anlehnhütten, Gruben, Abgrenzung von kleineren Flächen mit Steinen u.ä., sind wichtig für das Erfahrungslernen und daher aus pädagogischer Sicht sehr zu empfehlen. Dabei gilt auch hier der Gedanke, Unfälle möglichst zu vermeiden. Der Auswahl der Materialien kommt daher eine besondere Bedeutung zu. An festen Orten und Lagerbereichen sollte immer wieder neu oder durch Aufräumen wieder gewonnenes Material zur Verfügung gestellt werden. Geeignet erscheinen folgende Materialien: Scharfkantige Materialien wie Splitt oder Muschelkalk sind nicht geeignet. Bohlen und Bretter sind als Angebot nicht zu empfehlen, da beinahe zwangsläufig der Verbau mit Nägeln oder Schrauben erfolgt. Wegen der Verletzungsgefahr sind diese Elemente daher nur für betreute Bauspielbereiche oder besondere Aktionen zu empfehlen. |
12. Planung und Eigenbau![]() Bei der Neu- oder Umgestaltung des Außengeländes sollte stets ein erfahrener Planer einbezogen werden. Damit ist gewährleistet, dass ein Gesamtkonzept entwickelt wird, das den Bedürfnissen der Kinder und allen Sicherheitsanforderungen gerecht wird. Dies gilt insbesondere auch für Maßnahmen, die in Eigenarbeit erfolgen. Die Beteiligung der Kinder spielt auch dabei eine wichtige Rolle. Eigenarbeit hilft nicht nur Kosten zu sparen, sie ermöglicht Kindern auch, sich konkret in die Gestaltung ihres unmittelbaren Umfelds einzubringen. Über die Arbeit erleben sie Gemeinschaft positiv, gewinnen Erkenntnisse über die Bauweise, die Beteiligung führt zur Identifikation mit dem Geschaffenen und kann Vandalismus vorbeugen. Eigenbau bietet weiterhin die Möglichkeit optimaler individueller Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten. Grundsätzlich sollten beim Bau von selbst konstruierten Spielelementen, wie z.B. Weidenhaus, Hochbeet, Sitzecke, Baumhaus, Pergola, auf folgende sicherheitsrelevante Aspekte geachtet werden: Voraussetzung für Eigenbaumaßnahmen sind daher Fachwissen und handwerkliches Geschick. Die Planung sollte auf jeden Fall mit dem zuständigen Unfallversicherungsträger abgestimmt werden. |
13. Betreuung und Pflege![]() Dem Aspekt der Weiterentwicklung und Veränderung kommt bei naturnahen Außenanlagen in Kitas große Bedeutung zu. Auch die Vergänglichkeit von Natur oder Gestaltungselementen (Werden und Vergehen) soll von Kindern ganz bewusst erlebt und erfahren werden. In diesem Zusammenhang bedeutet Pflege nicht, wie bei konventionellen Spielplätzen, den unveränderbaren Erhalt des einst Geschaffenen, sondern die grundsätzliche Gewährleistung und die Sicherheit des Spielangebots. Folgende Punkte sollten beachtet werden: |
14. Sicherheit durch Bewegung![]() Sicherheit durch Bewegung ist eine der Herausforderungen für die Außengeländegestaltung. Bewegungsmangel ist heute schon bei Kindergartenkindern ein weit verbreitetes Phänomen. Die daraus resultierenden motorischen und sensorischen Defizite gefährden nicht nur die Gesundheit der Kinder, sondern sind auch Mitursache für viele Unfälle. Darüber hinaus bestehen starke Zusammenhänge zwischen Bewegung und der Entwicklung, wie Kognition, Sozialverhalten und Selbstwertgefühl. Der Ausgleich der genannten Defizite ist daher eine zunehmend wichtiger werdende Aufgabe pädagogischer Einrichtungen. Entscheidend ist dabei die Förderung eines möglichst breiten Bewegungsrepertoires und die Aneignung vieler kognitiver Bewegungsmuster. Gerade die naturnahe Gestaltung des Außengeländes einer Kita kommt diesen Forderungen entgegen. «Natürliche« Geländemodellierungen bieten mit Schrägen, Hügeln, unterschiedlichen Bodenbelägen, Gängen zum Kriechen und Möglichkeiten zum Springen aus verschiedenen Höhen diverse Bewegungsanreize und -erfahrungen. In Verbindung mit Geräten, die z.B. bestimmte Schaukel- und Schwingbewegungen erst ermöglichen, können die Kinder mentale Bewegungsmuster erwerben, die sie zur Alltagsbewältigung dringend benötigen. Im Sinne einer präventiven und ganzheitlichen Gesundheitsförderung sollte daher bei der Neu- bzw. Umgestaltung eines Außengeländes auf Ästhetik und Sicherheit geachtet und auch verstärkt pädagogische Anforderungen, wie z.B. die Attraktivität und Praxistauglichkeit der Bewegungsangebote berücksichtigt werden. |
Impressum![]()
Herausgeber |
https://www.hansiherrmann.de/fuerkitas/guv-si-8014
© 17.11.2014 HansiHerrmann.de
Letzte Änderung: 11.09.2025 09:15:36
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