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Ergüsse 33/97

Schweiß am Steiß

Montag, 21.05.2007

Also, bei 32 Grad im Schatten gehe ich nicht mehr vor die Tür!

Da schleppe ich mich am Freitag zu Karstadt, um mir eine Webcam zu holen – und als ich zu Hause bin, stelle ich fest, dass die nicht Vista-kompatibel ist. Nicht mal im Kompatibilitätsmodus (ja, sowas hat Vista, und noch viele andere Sinnlosigkeiten). Immerhin hatte der Hersteller eine Hotline (für meine deutschen Leser: heiße Linie). Und dort erfuhr ich, dass es keinen Treiber für Windoof Vista gibt, und ich möge das Teil wieder zurück bringen. Diese Auskunft kostete mich ungefähr so viel wie die Webcam wert ist!

Ein Wort zur Vorgeschichte: Meine Mitstreiter der 5-wöchigen Arbeitsamts-Maßnahme (ich hatte mich 3 Seiten zuvor darüber ausgelassen) ließen es sich nicht nehmen, mir eine kleine Freude zum Dank für mein Dasein zu bereiten. Also sammelten sie und schenkten mir am letzten Tag einen Karstadt-Gutschein über 28 Euro. (Die Kursleiterin bekam übrigens eine hübsche Tasse und einen Blumenstrauß (das nur der Vollständigkeit halber)).

Ich hätte das Teil schon am Samstag zurückbringen können – aber da fehlte mir noch die Kraft, schon wieder zum Bus zu laufen … Also tat ich das heute. Es konnte ja niemand ahnen, dass es heute so heiß wird. Den Wetterfröschen ist doch nicht zu trauen, die gucken auch nur aus dem Fenster und sagen dann das Wetter für die nächsten Minuten voraus (und auch nur für den Bereich, den sie eigenäugig überblicken können). Aber, ich schweife schon wieder ab … Wo war ich? Ach ja, beim WETTER. Ach nee, bei der WEBCAM. Zum Wetter komme ich später (oder gar nicht).

Heute habe ich also im Schweiße meines Steißes die Webcam zurück gebracht, artig mein Geld wiederbekommen (dafür einen Handstaubsauger erstanden) und dann noch ein paar Minütchen bei Karstadt verweilt (weil das klimatisiert ist, und immerhin hatte ich einen 50-Meter-Fußmarsch vom Bus zu Karstadt zurückgelegt, da ist ein längeres Verschnaufpäuschen unerlässlich).

Also begebe ich mich in das dortige Ristorante. Auf etwas Warmes habe ich keinen Bock (außerdem kostet das zwischen 4,95 € und 6,95 €, weitere »Anschaffungen« sind für heute aber nicht vorgesehen). Deshalb krümele ich mir an der Salat-Bar ein paar Kleinigkeiten auf den Teller – und erinnere mich schlagartig, dass ich bei KARSTADT bin, als die Kassiererin den Teller auf die Waage stellt und 7,30 Euro einfordert!
Vorlaut, wie ich bin, entfährt es mir: Gute Frau, ich möchte nur den SALAT! Den TELLER lasse ich hier, den brauchen Sie mir also nicht in Rechnung stellen!
Darauf sie: Sie bezahlen auch nur den SALAT! 100 Gramm kosten einen Euro sechzig. Sie haben 456 Gramm.
Ich schob ihr dann unwillig 10 Euro hin, mit den Worten: Mein Gott, für DAS GELD hätte ich beim Fleischer ein ganzes Kilo Steaks bekommen!, und als sie mich frecherweise auch noch nach meiner Kundenkarte fragt: Ich habe keine, und ich werde auch niemals eine haben, weil Karstadt solche Horrorpreise hat! Ich bin heute auch nur hier, weil ich einen Gutschein eingelöst habe, ansonsten setze ich keinen Fuß in eine Karstadt-Tür!
Der geneigte Leser kann sich vorstellen, dass ich mir dann den Salat auf der Zunge zergehen ließ, und am Ende den Teller abgeleckt habe. Ich verschenke doch keine zehn oder zwanzig Cent Salatdressing!

Liebe Leute, bei dieser Hitze jagt mich nicht mal der Hund vor die Tür. Und ich Esel schleppe mich wegen 28 € zweimal zu Karstadt. Dabei sind mir Unkosten in Höhe von 15,70 € entstanden (Fahrgeld, inkl. Salat, den ich ja nicht konsumiert hätte, wenn ich mit dem Arsch zu Hause geblieben wäre). Hinzu kommt, dass ich, als ich auf den Nachhause-Bus wartete, dies vor einer Bäckerei tat. Also kehrte ich dort kurz ein, was nochmals mit 2,10 € zu Buche schlug, sodass sich meine Unkosten auf 17,80 € summierten. Somit betrug mein »Gewinn« aus dem Gutschein nur noch 10,20 €. Und wenn mir jemand vorher gesagt hätte, was ich dafür auf mich nehmen muss, dann hätte ich mir den Gutschein an die Wand geklebt – und eine schöne Erinnerung sowie 2 kühlere Tage am Computer gehabt.

Erschwerend kommt hinzu, dass ich heute sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg alle die Bekannten traf, die ich schon lange nicht vermisst hatte (komisch, haben die sich heute verabredet, um mir aufzulauern?). Und keiner ließ es sich nehmen, an meinen Lippen zu hängen (auf offener Straße, bei brüllender Hitze!), sodass ich allein für den 4-Minuten-Weg vom Bus nach Hause 76 Minuten brauchte!
Ich ging keine 5 Schritte, da tönte es von irgendwo, Hey, Hansi, was machst DU denn hier? Wie geht es dir? und die üblichen Sprüche, wenn man einen Totgeglaubten nach 5 Jahren lebend auf der Straße antrifft (dabei war ich doch bloß 5 Jahre lang im Knast).
Und als ich dann endlich halbtot zu Hause ankomme, sitzen meine Nachbarn vor dem Haus (auf dem Rasen). Und erwarten natürlich, dass ich sie mit einem Selbstgespräch beglücke. Dabei hatte ich dieselben Nachbarn erst heute Nacht beglückt, als ich nochmal für 3 Minuten mit dem Hund vor die Tür ging … Anderthalb Stunden später war ich dann 5 Zentimeter kürzer (ich hatte mir die Beine in den Bauch gestanden) und durfte wieder an meinen Computer.

Aber, lieber Leser, des Ungemachs ist noch kein Ende! Denn als ich dann heute meine Monologe beendet hatte (zur Erinnerung: bei brüllender Hitze, ohne eine Wasserflasche oder einen Hocker dabei zu haben!), stellte ich mit Entsetzen fest, dass mir in der Nacht der Doppelkorn ausgegangen ist (ich kann ihn nicht ständig im Auge haben, sicher hat er sich davon gemacht, als ich mit den Nachbarn monologisierte). Jedenfalls musste ich nochmal los, Doppelkorn holen. Meine Außerthermometer zeigten immer noch 29 Grad (ich habe mehrere, damit mich keines von denen verscheißern kann).
Um die Sache jetzt zum Ende zu bringen: Ich war nochmal 15 Minuten unterwegs! Und immer in der Angst, dass es von irgendwo rufen könnte, Hey, Hansi …! Gerufen hat es nicht mehr – aber meine Nachbarn saßen und sitzen immer noch vor der Tür (das bleibt auch bis in die Morgenstunden so), und an denen darf ich nicht vorbei gehen, ohne das Wort an sie zu richten …

Heute ist mir so viel Schweiß am Steiß runtergelaufen wie die letzten 100 Jahre nicht mehr (von meiner Stirn gar nicht zu schweigen).
Ich habe in der Wohnung gemütliche 21 Grad. Bis es draußen ebenso gemütlich temperiert ist, kriegt mich kein Hund ;-) mehr vor die Tür!

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©  21.05.2007 HansiHerrmann.de
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Letzte Änderung: 20.03.2024 00:32:14

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