Augen auf beim Einkauf!

Mein heutiger Tipp hat im weitesten Sinne ebenfalls etwas mit Politik zu tun: Der EU-Politik.

Nachfolgend erkläre ich dir ein EU-Verordnungs-Ungetüm am lebenden Beispiel:
Richtlinie 2007/45/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 5. September 2007 zur Festlegung von Nennfüllmengen für Erzeugnisse in Fertigpackungen, zur Aufhebung der Richtlinien 75/106/EWG und 80/232/EWG des Rates und zur Änderung der Richtlinie 76/211/EWG des Rates
Hier kannst du dir dieses Ungeheuer anschauen.

Zu Deutsch heißt das etwa folgendes:
Bisher kaufte ich ein Stück Butter – und wusste, dass ich im Besitz von 250 g Butter war.
Bisher kaufte ich eine Tüte Milch – und wusste, dass ich 1 Liter Milch hatte.
Bisher kaufte ich eine Flasche Doppelkorn (0,7 Liter) – und war sicher, dass er zwei Tage reicht. Beweis-Foto

Am vergangenen Freitag war mein Doppelkorn beim Discounter leider ausverkauft.
Also sah ich mich nach einer Alternative um. Einer Alternative betreffs Prozente und Preis.

Nachdem ich sorgsam das Spirituosenregal studiert hatte, blieben meine Augen an einer Flasche Vodka hängen. Seitdem habe ich im doppelten Wortsinn »blaue« Augen!

Dass Wodka nicht unbedingt die Sinne schärft, siehst du schon an der Schreib­weise (»schreib weise«, wenn du kannst! 😉) des Wortes.
Die Zigaretten-Hersteller stehen den Wodka-Herstellern diesbezüglich in nichts nach, wenn sie Cigaretten schreiben. – Was soll dieser Circus❓ 😵

Mein Blick blieb auch deshalb an dieser Flasche hängen, weil sie (wie mein Doppelkorn) nur 4,99 € kostete, und sogar 40 statt 38 Prozente hatte.

Zudem gefiel mir ihre "besondere Form". Dass die kein Zufall war, wurde mir erst später schmerzlich bewusst:
ARKTIS-Vodka-Flasche: 0,5 statt 0,7 LiterDenn diese Flasche enthielt (entgegen meiner jahrzehntelangen Erfahrung) keine 0,7 Liter, sondern nur 0,5 Liter!

Und die Flaschenform rührte einfach daher, dass der Hersteller nicht nur 2 Siebtel der FLASCHE eingespart hatte, sondern auch 2 Siebtel des INHALTS!
Bei einer runden Flasche, wie wir sie üblicherweise kennen, wäre der Schwindel sofort aufgefallen.
ARKTIS-Vodka-Flasche: 0,5 statt 0,7 Liter –
 Draufsicht
Das
sieht
dann
von
oben
⇐so
aus.

Ein weiteres Ärgernis: Beschwerden an den Hersteller sind unmöglich, denn auf der Flasche steht lediglich Abgefüllt für: Cavelli Boutique GmbH, D-45478 Mülheim. Aber nicht VON WEM! – Der Strichcode 200 besagt nur, dass es sich um eine »interne Nummerierung« handelt!

Hier noch eine (von vielen) Meldungen zum Thema:

Spiegel-Online-Logo

09.09.2009

Neue Packungsgrößen

Verbraucherschützer prangern versteckte Preiserhöhungen an

Viele Kunden haben es befürchtet, jetzt ist es erwiesen: Die Lebensmittelindustrie nutzt die neuen Packungsgrößen für Tricksereien. Verbraucherschützer registrierten bei Testkäufen immer das gleiche Prinzip - weniger Inhalt zum gleichen Preis.

Hamburg - Die Verbraucherzentrale Hamburg warnt vor versteckten Preiserhöhungen im Supermarktregal. Seit dem Wegfall fast aller verbindlichen Mengenvorgaben bei Lebensmittelpackungen im Frühjahr beobachten die Verbraucherschützer immer mehr Tricksereien mit veränderten Packungsgrößen, wie Handelsexperte Armin Valet am Mittwoch mitteilte. Die Masche sei immer dieselbe: weniger Inhalt zum gleichen Preis.

Original


08.05.2014
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat eine unglaublich lange Mogelpackungsliste … die immer länger wird und niemals vollständig sein kann.

Dieses Hackfleisch der Marke Bauernglück von Tillman´s Qualitätsmetzgerei, 33378 Wiedenbrück gehört ebenfalls auf die Mogelpackungsliste:

Bauernglück-Hackfleisch: 30% weniger Fett,
20% weniger Inhalt!
Beim Anblick dieser Mogelpackung dachte ich mir: 30% weniger Fett kann für eine gesunde Ernährung gar nicht so verkehrt sein, zumal das nicht teurer ist als normales Hackfleisch.
Es kostet derzeit bei ALDI 2,29 Euro.
(LIDL verkauft es zum selben Preis.)

Leider merkte ich erst zu Hause beim Braten der Buletten, dass die plötzlich alle in eine Pfanne passten. Normalerweise muss ich eine große und eine kleine Pfanne benutzen, um alle gleichzeitig braten zu können.

Tillman´s Qualitätsmetzgerei, 33378 Wiedenbrück hat mich also verarscht, denn ich habe nur 400 g statt der gewohnten 500 g Hackfleisch für mein Geld bekommen!
Dummerweise hatte ich gewohnheitsmäßig die Zutaten für 500 g Hackfleisch an die Buletten getan, sodass sie dann etwas »überwürzt« waren.

Bauernglück-Hackfleisch: Mogelpackung
Ehrlicherweise müsste die Verpackung
⇐ so aussehen.

24.07.2022
Inzwischen beteiligen sich praktisch alle Hersteller an diesem Betrug, indem sie neben den 500-Gramm-Packungen auch die mit 400 Gramm anbieten.
Leider haben die Hersteller der Fertig-Gewürzmischungen das (absichtlich?) noch nicht mitbekommen, denn sie bieten auch 10 Jahre später die Zutaten für 500 Gramm Hackfleisch an. 😒

foodwatch hat einen interessanten Artikel zu diesem Thema veröffentlicht:

Logo foodwatch

Neue Packung, alte Masche
29.10.2012

foodwatch-Artikel: Hackfleisch-Mogelpackung
Ausgewogene, fettarme Ernährung ist „in“, ließ Hersteller Vion sich in Studien bestätigen und kreierte ein Produkt, das sogar noch den Verbraucherwünschen nach Fleisch auf dem Teller nahe kam: „Zubereitung aus Hackfleisch gemischt mit pflanzlichem Eiweiß“. Man bewirbt es vollmundig mit „30 % weniger Fett im Vergleich zu gemischtem Hackfleisch“ und verkauft es unter der Netto-Eigenmarke „Viva Vital“. Doch diese Zubereitung hat – entgegen der Auslobung – in der Regel sogar mehr Fett als Hackfleisch von der Theke. Denn: Nettos Produkt ist nichts als billiges, fettiges Ausgangsmaterial, verlängert mit etwa 30 Prozent Wasser und Weizen!

Mehr als 12.500 Verbraucher beschwerten sich bei Netto, dass sie diese „Zubereitung“ auch noch mit einem satten Aufpreis bezahlen sollten. Ganz nebenbei hat der Marken-Discount damit verdienterweise den zweiten Platz bei der Wahl zur dreistesten Werbelüge des Jahres 2012 gemacht. Und was macht Netto? Anstatt für eine ehrliche Kennzeichnung zu sorgen, verkauft der Discounter dasselbe Produkt jetzt unter der Hersteller-Marke „hackplus“. Das ist plumpes Reinlegen, nicht mehr.
[…]

Original


Früher ging ich mit einem Einkaufszettel in den Supermarkt, heute mit meiner Boykottliste.

Am Ende beißen sich solche Firmen selber in den Arsch, denn wir Verbraucher werden durch solche Abzockereien zunehmend wachsamer und aufgeklärter.

Ich denke auch nicht, dass Firmen wie Bahlsen und Dr. Oetker auf Dauer GEWINN damit machen können, wenn ihre Kuchen von 500 g auf 400 g auf 350 g auf 250 g schrumpfen (bei gleichem Preis!) und uns einreden wollen, wir Verbraucher würden uns genau das wünschen!
ie Hersteller bekannter Markenprodukte wie Procter & Gamble, Mars, Henkel und Nestlé machen es vor, und die kleinen Produzenten sind so dumm und machen das nach. Henkel kann einen Umsatzeinbruch in der einen Sparte locker in einer anderen Sparte wieder wettmachen. Die kleine Metzgerei, die keine anderen Produkte als Fleisch- und Wurstwaren produziert, steht am Ende vor dem Nichts, wenn die Verbraucher ihre Abzocke honorieren.

ICH jedenfalls boykottiere konsequent + dauerhaft solche Produkte und Handelsketten!
Wenn viel mehr Verbraucher das täten, bräuchten wir nicht so viel Scheißdreck fressen!!!




© 27.09.2009 HansiHerrmann.de