📔 Geschichten … 07/08

Vater-werden ist nicht schwer …

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Im November 1974 bin ich als 21-Jähriger mit meiner Sippe (Mutter und sechs jüngere Geschwister) nach DERBEN gezogen.

DERBEN ist ein beschauliches Dörflein an der Elbe, über das nicht mal Wikipedia viel zu berichten weiß – außer, dass es im Land Sachsen-Anhalt und 46 m über dem Meeresspiegel liegt sowie am 31.12.2018 810 Einwohner hatte. Die »Amtssprache« in Sachsen-Anhalt ist übrigens nicht Sächsisch, sondern DEUTSCH!
Das wenige, was es über dieses Nest überhaupt zu berichten gibt, findest du auf meiner Seite Stätten meiner Jugend.

Derben, Hauptstraße 34Diese Bruchbude gehörte einem Rentner, der eine Haushälterin gesucht hatte, die bei ihm wohnen sollte.
Meine Mutter stellte sich bei ihm vor, nahm meine jüngste Schwester mit und fragte den Alten, ob es ein Problem ist, dass sie ein Kind hat …
Als sie dann dort mit uns sieben Kindern einzog, gab der Greis irgendwann entnervt auf und überließ meiner Sippe diese Hütte.

In Derben habe ich dann die »Dorfschönheit« kennengelernt, zwei Monate später geschwängert und weitere vier Monate später geheiratet.

Es galt damals als unanständig, eine Geschwängerte nicht zu heiraten! Außerdem konnte ich ja nicht mein Leben lang Junggeselle bleiben, sondern wollte endlich eine eigene Familie haben und alles sehr viel besser machen als meine Eltern.

Apropos »unanständig«: Wie es zu der Schwängerung kam, möchte ich hier kurz berichten (FOTOS hiervon kann ich leider nicht vorweisen, weil die während eines Elbe-Hochwassers mit den Fischen und dem Hausrat der Dorfbevölkerung davon­geschwommen sind).


Im Februar 1975 hatte ich meine Angebetete anlässlich meines 22. Geburtstages zu mir nach Hause eingeladen.

Ohne die Absicht, sie zu schwängern! Ich wollte sie einfach nur vögeln!

Ich habe »vögeln« klein geschrieben, weil ich hier nicht von meinen flugfähigen gefiederten Freunden berichte, sondern von den mich beflügelnden leiblichen Freuden irdischen Daseins.

Im tiefsten Winter ist es draußen den Vögeln und zum Vögeln zu kalt!
Sie in ihrem strengen Elternhaus heimzusuchen, fehlte mir der Mut! Das holte ich dann aber wenig später todesmutig nach! 😏

Anfangs zierte sich das Mädel wie eine Zicke am Strick

Falls du noch nie eine gesehen hast, hier ist eine ganz kleine: 🐐
Den Strick kannst du nicht sehen, weil der durchsichtig ist. Du kannst mir aber glauben, dass der vorhanden ist. Anderenfalls würde die winZIEGE, witZIEGE ZIEGE doch schon weggelaufen sein. Oder?!

ℹ️ Das mit der »Zicke am Strick« will ich schnell noch erklären:
In fernöstlichen Ländern soll es ja Brauch sein, NUTZ-Vieh tatsächlich zu »benutzen«.
Daher der Name NUTZ-Vieh. MISSBRAUCH ist ein hässliches Wort, deshalb werde ich die Benutzung des Nutz-Viehs BRAUCHTUM nennen.
Es soll dort also BRAUCH sein, dass die männliche Dorfjugend ihre »ersten Erfahrungen« mit dem heimischen Nutz-Vieh macht.

Ich persönlich könnte mich nicht dafür begeistern, ein Suppenhuhn anders als gekocht oder gebraten zu genießen, finde es aber allemal besser, eine tierische Zicke am Strick stehen zu lassen als eine menschliche Zicke sitzen zu lassen, die dann vor Liebeskummer vielleicht umkommt …
Ein weiterer Vorteil dieses Brauchtums ist, dass man(n) sich keine Sorgen über Geschlechtskrankheiten, Vergewaltigungsvorwürfe oder ungewollten Nachwuchs machen muss. Und falls die Leibesübung wider Erwarten doch Früchte tragen sollte, kann man(n) sich sagen: »Was geht mich das Gemecker dieser Ziege an?!«

Ich könnte mir denken, dass ZIEGEN auch deshalb bevorzugt werden, weil sie »die passende Körpergröße haben«, sodass man hinter dem Vieh weder ein Loch graben noch einen Hocker aufstellen muss.
Das sind aber meine ganz persönlichen philosophischen Betrachtungen, die absolut nichts mit der traurigen Wirklichkeit zu tun haben müssen!

Und weil das liebe Nutzvieh nicht immer so will, wie das der menschliche schweinische User gerne hätte, bindet er das Vieh eben mit einem Strick irgendwo fest.
Zusätzlich wird die (sich zierende) Zicke dann eben noch in ein Paar Stiefel gestellt, die Hinter- und Vorderbeine je paarweise in einen Stiefel, damit sie nicht fortlaufen oder den sie Benutzenden in die hart gewordenen Weichteile treten kann.
Mit einer menschlichen Zicke könnte er das nicht machen, weil die nur zwei Beine hat, die nicht zusammen in einen Stiefel passen!
Ich kann das zwar nicht gutheißen, aber auch nicht verurteilen, weil ich von Kultur + Brauchtum so wenig Ahnung habe wie beispielsweise von Ackerbau + Viehzucht.

Ich habe soeben beim Schreiben dieses Kapitels beschlossen, dass ich in meinem nächsten Leben lieber nicht als ZIEGE oder anderes NUTZ-Vieh wiedergeboren werden möchte, weil ich ungern in einem Paar Stiefel steckend hinterrücks benutzt werde!
Ja, ich weiß, dass ich ein Kulturbanause bin. Aber ich bin da ganz altmodisch. Ich würde mir auch niemals die Genitalien beschneiden (oder als Mädchen zunähen) lassen oder rohen Fisch oder Vogelnester oder gar Basta, Pitzza, Döna oder Motzarella essen wollen. Ich stecke mir doch nichts in den Mund, was ich nicht mal fehlerfrei schreiben kann!

In Deutschland war es damals jedenfalls BRAUCH, dass ein MÄDEL sich zu zieren hatte, einen JUNGEN zu besuchen.

Dabei weiß doch jeder Bauer, dass man eine Zicke zum Bock, eine Stute zum Hengst, eine Sau zum Eber bringen muss, wenn die Beglückung erfolgreich verlaufen und Leibesfrüchte tragen soll!

Meine Zukünftige zierte sich also ordnungs- und brauch-gemäß.

Wie das mit der echten ZICKE AM STRICK bzw. IN STIEFELN ist, weiß ich nicht, weil ich noch keine zu diesem Thema befragen konnte. Vielleicht ziert sie sich auch nur, weil das von ihr erwartet wird, obwohl sie in Wahrheit liebend gern in Stiefeln steht. Vielleicht ziert sie sich aber auch aus innerer Überzeugung. Man müsste diesbezüglich einen User befragen, der anschließend eine Ziege befragt hat. Aber, wer will das so genau wissen?

Ich kann doch nicht zu einem Jungen in die Wohnung gehen! Was sollen denn die Leute denken?
Ich konnte ihre Bedenken zerstreuen: Du kommst in keine WOHNUNG, sondern in eine BRUCHBUDE! Außerdem können wir doch nicht HÖREN, was die Leute DENKEN!
Aber, was soll denn deine Mutter …
Darüber musst du dir gar keine Gedanken machen. Meine Mutter ist nicht prüde. Die hat immerhin 7 Kinder von 6 verschiedenen Männern und treibt es momentan mit dem Alten, bei dem wir wohnen. Und mit dem Nachbarsbengel in meinem Alter. Die würde uns sogar die 🕯 halten!

Mit »🕯-Halten« war gemeint, dass sie uns beim Vögeln Licht + Wärme spenden würde, damit das Werk gelingt. Allerdings wäre ich in Gegenwart meiner Mutter »handlungsunfähig«, sodass sich das 🕯-Halten sowieso erübrigt hätte und allenfalls als Wärme-Spende dienen könnte! 😉

Weil ich keinen Bock darauf hatte, mir meinen Geburtstag durch die Anwesenheit meiner Familie versauen zu lassen (es genügte mir schon, dass ich sie die anderen 364 Tage des Jahres ertragen musste, in Schaltjahren sogar einen Tag länger!), verlegte ich meine Geburtstagsfeier in mein winziges Zimmerlein … in dem es aus Platzgründen nicht mal einen Ofen gab, sodass wir uns in meinem Bett aufwärmen mussten.
Unsere gute Erziehung verbot es uns, mit Klamotten ins Bett zu gehen, außerdem wird man am schnellsten warm, wenn man sich unbekleidet aneinander schmiegt! (Das ist eine physikalische Tatsache! Ich hätte PHYSIKER werden sollen!)

Eigentlich wollte ich ja FRAUENARZT werden …
Nachdem ich aber als 7-Jähriger im Kinderheim eine alte Frau in der Badewanne stehen sah, wollte ich doch lieber was anderes werden. FEUERWEHRMANN vielleicht.
Aber auch das verwarf ich dann, als ich die Dorf-Feuerwehr beim Schläuche-Ausrollen sah. Das erinnerte mich zu sehr an die »Schläuche« der Oma in der Wanne.
Mit 14 hatte ich dann die geniale Idee, POLIZIST zu werden. Dann könnte ich mich mit meinen eigenen Untaten befassen und würde somit meine Polizei-Kollegen entlasten, die es wirklich nicht einfach mit mir hatten. Meine künftigen Kollegen fanden diese Idee allerdings weniger prickelnd …

Auch bezüglich meiner Zukünftigen hatte ich eine umwerfende Idee, die glatt von mir sein könnte:
Mädel, du musst auch von innen gewärmt werden! Eine Flüssigkeit wird ja auch nicht warm, wenn man den Tauchsieder daneben legt!

Da wir keinen heißen Tee zur Hand hatten (immerhin war der Wasserhahn auf dem Hof eingefroren [wie auch das Wasser in den Blumentöpfen der Wohnung]), und weil es niemandem zuzumuten war, erst einen Eimer Wasser von der Dorf-Feuerwehr zu holen und uns einen Tee aufzubrühen … Bis meine ungeschwängerte Besucherin ihren Tee bekäme, wäre sie längst erfroren!
Um die Geschichte etwas abzukürzen: Sie bekam trotzdem etwas Warmes in den Bauch! Und 9 Monate später waren wir ELTERN. 😁

PS: Meine 5 Schwestern sind genauso gebärfreudig wie unsere Mutter. Und deren Töchter ebenso. Inzwischen bevölkert meine Sippschaft ganze Ortschaften!

Anfangs hatte sie die dörflichen Hand- und Fußballmannschaften aus ihren Familienmitgliedern gestellt.
Dann besetzten sie sämtliche Ämter und Posten innerhalb ihrer Dörfer. Und letztlich bestehen ganze Ortschaften allein aus meiner furcht- und fruchtbaren Familie.
Allein ich habe nur ein einziges Kind in die Welt gesetzt. Und das war anstrengend genug! (Nicht das Kind, sondern dieses Kind zu machen.) Wenn ich (einmal monatlich) meinen ehelichen Pflichten nachkommen sollte, habe ich zu meinem Weib gesagt:
Liebes Weib, ich tu’ meine Pflicht. Ich halt ihn ran, mehr kann ich nicht!
Mein Lieblings-Arbeitskollege war dann aber so nett, mein Weib regelmäßig hinterrücks zu beglücken. (Ob sie dabei einen Strick um den Hals hatte und mit den Füßen in einem Gummistiefel steckte, entzieht sich [leider] meiner Kenntnis.)
Als ich nach anderthalb Jahren endlich dahinter kam, konnte ich meinem Kollegen gar nicht genug danken, mir diese Last abgenommen zu haben. So war ich auf einen Schlag nicht nur meine ehelichen Pflichten los, sondern auch meinen Hausdrachen! :-)





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