Stätten meiner Jugend

27 Bilder

9 Jahre, nachdem ich mit Frau + Kind die DDR verlassen hatte, fiel die Mauer zwischen Ost + West. Und weitere 6 Jahre später kehrte ich erstmals besuchs­weise an die Stätten meiner Kindheit + Jugend zurück, um zu sehen, was aus ihnen (ohne mich) geworden ist.

Um es gleich vorweg zu sagen: Orte, die ich vor Jahrzehnten zum letzten Mal gesehen hatte (zum Beispiel meine Geburtsstadt vor 37 Jahren, das Kinder­heim vor 29 Jahren), lagen völlig unverändert noch immer im Dornröschen-Schlaf, als wäre ich keinen Tag lang weggewesen. Als hätte man sie für alle Ewigkeiten konserviert. 😏
Das war einerseits gut, weil ich meine Kindheit + Jugend an den Original-Schau­plätzen hätte wiederholen können, andererseits sollte man seiner eigenen Geschichte nicht ins Handwerk pfuschen. Darum begnügte ich mich mit ein paar Fotos.
Ausführliche Texte hierzu findest du auf meiner Seite: Geschichten, die mein Leben schrieb

ℹ️ Klickst du ein Bild an, wird es in einem neuen Tab größer gezeigt.

Luckau

Kreisstadt im Land Brandenburg, ca. 70 km südlich von Berlin.
Damals hatte Luckau ca. 6.000 Einwohner (aktuell sind es etwa 9.000) … die mich bald alle kannten – ob sie wollten oder nicht. 😏

In diesem KRANKENHAUS wurde ich 1953 geboren.
Nein, geboren wurde ich zu Hause auf dem Küchentisch.
Ich bin nach meiner Geburt in diesem Krankenhaus gelandet.
Ausführlicher Tatsachenbericht meiner Geburt.

Die ersten 2 Jahre meiner Kindheit lebte ich im Säuglingsheim Altgolßen, weil meine Mutter mit Sechzehn‌½ angeblich zu jung (und mit mir überfordert) war.

Blödsinn! Wer alt genug zum Ficken ist, der sollte auch alt genug sein, seine Brut aufzuziehen!
Weil mir als Baby die Mutterbrust vorenthalten wurde, lege ich auch im späteren Leben keinen Wert auf Euter.

Als ich dann nach Hause entlassen wurde, kannte ich zwar meine Mutter nicht, aber bald kannte mich …
das einzige KINO der Stadt.
Hier habe ich einen Großteil meiner Freizeit verbracht.


Weißack

Ein winziges Dörflein im Kreis Luckau.
In diesem GUTS­HERREN­SCHLOSS, das zu einem KINDERHEIM umfunktioniert worden war, verbrachte ich 5 Jahre meiner Kindheit ((1960–1964)+(1967–1968)).
Du musst das nicht ausrechnen. Das Ergebnis ist: minus 5 😉
Damals (zu meiner Zeit) waren hier 42 Kinder untergebracht.

Nach dem Ende der DDR blieb es ein Kinderheim. Meine Fotos entstanden zwar etwa 30 Jahre nach meinem Heimaufenthalt, zeigen das Gebäude aber fast unverändert.

Wo heute Spielgeräte stehen, hatten wir unseren SWIMMINGPOOL. Die Spielgeräte stehen praktisch auf dem zugeschütteten Pool. Unsere Heimleiterin (Anneliese Goebel) hatte den damals mit uns Kindern selbst gebaut.

Hinter dem Heim war ein großer TEICH, wo unsere Enten und Frösche lebten.
Auf diesem Foto ist zwar nichts vom Teich zu sehen, ich wollte es aber dennoch hier zeigen, wenn ich es schon gemacht habe. 😉

Hier noch ein paar Bilder, die ich im Web fand:

Nach der Maueröffnung wurde viel Schlimmes über DDR-Kinderheime berichtet, was ich aus eigenem Erleben nicht bestätigen kann. Ich kann sogar sagen:
Hier habe ich die schönste Zeit meiner Kindheit verlebt!
Hier konnte und durfte ich KIND sein!


Bornsdorf

… war ein Nachbarort von Weißack. Hier bin ich zur Schule gegangen.

Den 4 km langen Schulweg hätte ich mir auch ersparen können, denn GELERNT habe ich dort nichts …
… aber die Dorf-Mädels waren es wert, dass ich trotzdem gern dorthin ging. 😏

Unsere Grundschule:
Ich hätte die Schulzeit auch sinnvoller verbringen können, weil ich als Autodidakt sowieso nur lerne, was aktuell für mich wichtig ist. Somit verplempere ich nicht wertvolle Jahre meines Lebens mit Unwichtigkeiten!

Unser SCHULHOF beherbergte auch die Freiwillige Feuerwehr.
Wie praktisch! 🔥


Golßen

Eine Stadt im Land Brandenburg.
… die nach der Mauer-Öffnung wegen ihrer
Spreewald-Konserven bekannt wurde.
Als meine Familie dort wohnte, wurde Golßen durch uns bekannt!

Hier hausten wir »Am Stadtwall 12« die untere Etage runter.
Den Luxus einer Bushaltestelle vor der Tür hatten wir damals allerdings noch nicht.

Dafür hatte ich meine SCHULE gleich nebenan! Aus meiner Sicht war das aber völlig unnötig! Denn: Wer braucht schon eine SCHULE?!
Ihre Nähe war aber insofern ganz praktisch, weil ich nie weit laufen musste, wenn ich aus dem Klassenraum geworfen wurde und vor der Tür stehen sollte. Ich stelle mich doch nicht wie ein ausgesetzter Hund vor die Tür, wenn ich nebenan wohne! 😜

Wahrscheinlich habe ich damals die Fähigkeit entwickelt, aus jeder verzwickten Situation für mich das Beste zu machen und jedem bösen Ding auch was Gutes abzugewinnen. 😛

In der Hauptstraße 36 (Haus rechts) haben wir zu neunt die obere Etage herunter-residiert.
Im Haus gegenüber spielte am Wochenende meist eine Tanzkapelle. Das war ganz praktisch, weil mich dann mein Stiefvater durch die Wohnung prügeln konnte, ohne dass die Nachbarn meine Hilfeschreie hören. Und wenn sie die hörten, war von ihnen trotzdem keine Hilfe zu erwarten.


Herrenhölzer

Ein winziges Nest, das auf keiner Landkarte zu finden war. 🔎
Es lag fernab aller Zivilisation in einem Wald versteckt.
Herrenhölzer hatte zwar ein Ortsschild  …

… war aber kein »richtiger« Ort.
Der DORF-MITTELPUNKT war ein riesiger Misthaufen
Der wurde dann zusammen mit der DDR beseitigt.

Unser DORF-TEICH war ziemlich flach und existierte nur solange, bis ihn die Sonne soff.

In diesem Haus vegetierte ich mit Mutter, Stiefvater und 6 Geschwistern vor mich hin. Wir bevölkerten die obere Etage. Dort teilte ich mir mit meinem Bruder ein winziges Kämmerlein unter der Dachschräge (unten war das LPG-Büro).

Inzwischen ist aus diesem Kuhnest das GUT Herrenhölzer geworden, das sich auf seiner Webseite so beschreibt:

Das reizvoll im Wald gelegene Gut ist neben dem Spargel
auch für Reitsport, Kremserfahrten und Gastronomie bekannt.

Als ich dort hauste, war es weniger »reizvoll« oder gar GUT, 1,5 km durch den Wald zu laufen. Damals kannten es nicht mal die Leute aus den Nachbardörfern und selbst die Brandenburger Polizei suchte mich dort vergeblich, wenn ich wieder mal was ausgefressen hatte.
Herrenhölzer hat aktuell 26 Einwohner. Als meine Familie im dortigen »Gutshaus« hauste, waren es wohl ein paar mehr, weil wir nicht die einzige kinderreiche Familie waren.


Großdemsin

… verdiente das »Groß« in seinem Namen nicht
… hatte es aber drin, weil es ein noch kleineres Nest namens Kleindemsin gab.

Das Ortsschild am anderen Ende dieses Nestes war eigentlich überflüssig, denn aus dieser Richtung kamen nur HASEN, REHE + WILDSCHWEINE aus dem Wald ins Dorf.
Weil die Dorfstraße so schmal war, hielt der Bus am Dorf-EINGANG. Das war aber kein Problem, weil man das Dorf von einem Ende zum anderen zu Fuß in drei Minuten durchquert hatte. Und ich fuhr sowieso täglich die 10 Kilometer in die Kreisstadt Genthin zur Arbeit oder zum Einkaufen mit dem Fahrrad.
Hier siehst du meinen Arbeitsweg.


Derben

… ein Dorf an der Elbe.
Diese Bruchbude gehörte einem Rentner, der eine Haushälterin gesucht hatte, die bei ihm wohnen sollte.
Meine Mutter stellte sich bei ihm vor, nahm meine jüngste Schwester mit und fragte den Alten, ob es ein Problem ist, dass sie ein Kind hat …
Als sie dann dort mit uns sieben Kindern einzog, gab der Greis irgendwann entnervt auf und überließ meiner Sippe diese Hütte.

Das war das Schöne an der DDR: Kinderreiche und noch mehr kinderreiche Alleinerziehende genossen den besonderen Schutz des Staates und hatten praktisch »Narrenfreiheit«. 🤪 Es wäre völlig undenkbar, uns »Hausbesetzer« einfach vor die Tür zu setzen!

Außerdem war diese Ruine nach heutigen Maßstäben keine 200 Euro wert und konnte froh sein, dass überhaupt jemand freiwillig darin wohnte!

Alle Wände und Fußböden hatten sich der Schieflage des Hauses angepasst. Wenn einem etwas aus der Hand fiel, das rollen konnte, dann rollte es im Haus hangabwärts!

Die Decken waren so tief, dass man sie mit der Hand berühren konnte, ohne auf einen Stuhl steigen zu müssen. Beim Glühbirnen-Wechseln erwies sich das als äußerst praktisch, denn im Osten mussten die minderwertigen Glühbirnen ziemlich oft gewechselt werden!

Auf dem Hof war unser »Plumpsklo mit Windspülung«, also ein Brett mit einem Loch drin (Klobrille) und darunter stand ein großer Wäschetopf, der ziemlich oft im Garten entleert werden musste (im Sommer ziemlich ekelig, im Winter sehr mühselig)!
Von einem Wasser-Klosett konnten wir jahrhundertelang nur träumen!
Wenn du obigen LINK ANKLICKST, siehst du unser Traum-Klo in VOLLER SCHÖNHEIT!

Aber, wir hatten schon »fließend Wasser«!!!
Nicht nur an den feucht-kalten Wänden, sondern auch aus einem richtigen Wasserhahn. Allerdings befand der sich auf dem HOF und war im Winter meist eingefroren, sodass wir unser Wasser von der benachbarten Feuerwehr in Eimern heimschleppen mussten bzw. durften.

Wer runter ins Dorf wollte, konnte sich einfach aufs Fahrrad setzen und es rollen lassen.

Der Rückweg war dann umso beschwerlicher!

Wenn die Elbe HOCHWASSER führte, erübrigte sich das, weil das untere Dorf dann meistens überschwemmt und nur mit einem Boot zu erreichen war – auch die Dorfkneipe. Darum gab es im »Oberdorf« eine zweite! 🙃
Bei schwerem Regen wurde die halbe Dorfstraße an unserer Hütte vorbeigespült (die andere Hälfte lag schon unten).

In Derben habe ich dann die »Dorfschönheit« kennengelernt + geschwängert.
Davon berichtet diese Seite: Vater-werden ist nicht schwer« …


Übersicht meiner bisherigen Wohnanschriften
02/1953 Luckau, Lange Straße 27 (Ort meiner Geburt)
03/1953Altgolßen (Säuglings- und Kleinkinderheim)
1955Luckau, Lange Straße 27
1960Weißack (Kinderheim)
1964Golßen, Stadtwall 12
?Golßen, Hauptstr. 36
1967Weißack (Kinderheim)
1968Zauche, Dorfstraße 2
1969Herrenhölzer
04/1970Höngeda/Thüringen (Jugendwerkhof)
12/1970Dessau (Jugendstrafanstalt)
11/1972Großdemsin, Lindenweg 15
11/1974Derben, Hauptstraße 34
04/1976Derben, Bergstraße 7 (1. eigene Wohnung)
11/1976Genthin, Ernst-Thälmann-Straße 78
11.04.1980Hochhausen, Räppelstraße 34
(Übersiedlung aus der DDR)
23.04.1980Mosbach-Diesdesheim, Oststraße 5
01.08.1981Obrigheim, Beethovenstraße 7
01.10.1983Mosbach-Neckarelz, Goethestraße 15
03.11.1884Berlin, Joseph-Schmidt-Straße 16
11.06.1988Berlin, Neuköllnische Allee 77
06.09.1991Berlin, Neuköllnische Allee 75
07.01.2002Berlin (in Haft)
03.11.2006Berlin, Neuköllnische Allee 75
22.02.2017Berlin (in Haft)
21.01.2022Berlin, irgendwo




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