Fürs Leben lernen

Ich frage mich heute, warum ich die schönsten Jahre meiner Kindheit und Jugend zum Großteil in der Schule verplempert habe, wenn ich doch schon immer auf alles eine Antwort wusste … Auch wenn sie oft falsch war.

Meist habe ich mich zu Tode gelangweilt, weil ich keinen Sinn darin sah, mir den Kopf voller Theorien zu hämmern, die für mein momentanes Leben völlig nutzlos sind.
Wozu muss ich als junger Knabe wissen, welche Flüsse in Russland fließen, wie weit es zum Mond ist und dergleichen Unsinn …?
Es geht doch auch kein Mensch zur Fahrschule, wenn er nicht vorhat, jemals Auto zu fahren!

Ich habe mein Schul-Wissen bis heute nicht gebraucht!
Wenn ich etwas wissen muss, dann mache ich mich zu dem Thema schlau. Steht ja alles in Büchern. Und die Lehrer holen sich den Unterrichtsstoff auch bloß aus Büchern – es sind nur die verkehrten!

Gott sei Dank durfte ich ständig Kreide holen, wenn all diese Unwichtig­keiten gelehrt wurden. Oder ich sollte vor der Klassentür stehen, weil ich mich als Alleinunterhalter produzierte.
Und weil ich nicht so blöde war, dort stehen zu bleiben (bin ja schließlich kein Hund!) und stattdessen regelmäßig nach Hause ging und meine freie Zeit genoss, sollte ich im Klassenraum bleiben und vorne beim Lehrer in der Ecke stehen.
Das war natürlich die perfekte »Bühne« für mich – und funktionierte deshalb auch nicht.
Mich hinten in den Klassenraum zu stellen, war auch nicht besonders pfiffig, weil dann alle Mitschüler ihre Augen hinten statt vorn beim Lehrer hatten.

Na ja, und weil Lehrer sowieso nicht sonderlich helle im Kopf sind – sie sind einfach nur Fachidioten wie Ärzte, Anwälte und Handwerker –, gingen ihnen irgendwann die Ideen aus.
Die Prügelstrafe war zwar noch nicht abgeschafft, aber sie hätte das vorzeitige Ableben des Prügelnden wahrscheinlich werden lassen … Also haben sie es bzw. mich irgendwann aufgegeben – und mir Narrenfreiheit gewährt.
So hatte ich wenigstens eine angenehme – wenn auch nutzlose – Schulzeit.

Na gut, bei Quizsendungen kann ich nicht auftreten, weil es mir einfach am Arsch vorbei geht, wann Schiller geboren wurde, wie hoch der Himalaja oder wie lang der Nil ist.
Solches Wissen verkleistert nur den Kopf und bringt keinen praktischen Nutzen!

Was habe ich davon, wenn ich weiß, wie oft Michael Schumacher Weltmeister wurde (muss ich überhaupt wissen, WER Michael Schumacher ist?), andererseits aber zu blöde bin, einen Nagel in die Wand zu kriegen oder einen abgerissenen Hosenknopf anzunähen?!

Dass ich heute überhaupt bis Drei zählen, meinen Namen schreiben, eine Glühbirne wechseln und mir ein Pflaster aufkleben kann, verdanke ich keiner Schule, sondern meinem Wissensdurst.
Während meine Kumpels auf Bäume geklettert sind und sich die Knochen gebrochen haben, habe ich in der Bücherei gesessen und gelesen, oder ich habe mich zu alten Leuten in den Stadtpark gesetzt und ihnen stundenlang zugehört.
Ich bin überzeugt davon, dass es keine besseren Bildungsmöglichkeiten als diese beiden gibt!
Und das ist nicht die uneffektivste Methode, sich schlau zu machen, weil man wirklich nur das lernt, was man auch zum Leben braucht. 😎

Wenn ein Mann ganze Telefonbücher im Kopf hat, zwei Buchseiten gleichzeitig lesen kann (eine mit dem linken, die andere mit dem rechten Auge – wie ein Scanner) und bisher schon 12.000 Bücher in seinem Kopf abgespeichert hat (obwohl er nie zur Schule gegangen ist, weil er als geistig behindert galt), dann stellt sich die Frage, ob Schule wirklich so sinnvoll ist!

Es gibt zahllose solcher Beispiele, dass Leute, die nie oder kaum eine Schule besucht haben, trotzdem (oder deshalb?) Genies waren. Und von dieser Sorte gibt es viele …

Nun denke mal über deine eigene Schulzeit nach. 🤔




© 24.01.2007 HansiHerrmann.de