Mit dem folgenden Brief habe ich 4.238 DM in einer Nacht »verdient«.
Ich bin dann zu meiner Ex-Gattin gegangen, habe ihr erzählt, dass ich mit
der Bank verhandelt habe, damit uns wenigstens alle Zinsen und Kosten erlassen werden, und sie solle
doch nun wenigstens »ihre« Kredit-Hälfte bezahlen, also 3.500 DM. Das tat sie dann auch. Somit
brauchte ich keinen Pfennig zahlen! 😉
Man achte auf die wohltuende Ausdrucksweise der Inkasso-Mitarbeiterin: Sie benutzt
nicht das hässliche Schimpfwort »RückZAHLUNG« im Zusammenhang mit dem Kredit,
sondern die viel hübschere Vokabel »RückFÜHRUNG«. Allerdings habe ich sie mit meinem
Antwortschreiben unsanft auf den Boden der Tatsachen »zurückgeführt«! 😎
Beim folgenden Brief darfst du nicht alles glauben, was ich der KKB-Bank schrieb.
Es ging ja für mich um ein paar tausend Mark – da darf man schon mal auf die Kacke hauen! 😉
22. Januar 1990 an KKB-Bank
KKB Bank AG
Inkassoabteilung Nord
Frau Dühnfort
Knochenhauerstr. 15
2800 Bremen 1
Kunden-Nr. 219…
Ihre Forderung aus Restkredit
Unser Telefongespräch und Ihr Schreiben vom 18.01.90
Sehr geehrte Frau Dühnfort,
offenbar liegt Ihnen meine Angelegenheit doch nicht so sehr am Herzen, wie ich
zunächst annahm, denn Sie schickten mir einen Formbrief, den zu unterzeichnen Sie sich nicht mal
die Mühe machten und dessen jede einzelne Seite ein Witz ist!
Ich werde ihn zu den Briefen meiner zahlreichen anderen Gläubiger heften, dort ist er in guter
Gesellschaft.
Da ich mich (nach einer schlaflosen Nacht offenbar etwas geistig verwirrt) dazu habe
hinreißen lassen, Ihnen am Telefon anzubieten, meine Schulden wenigstens teilweise zurückzuzahlen,
halte ich es für geboten, dies hier richtigzustellen.
Bitte nehmen Sie nicht an, ich hätte schlaflose Nächte wegen des an Sie nicht
zurückgezahlten Kredites.
Nein, so viele Nächte könnte ich gar nicht erleben, die ich bei der Höhe meiner Schulden schlaflos
verbringen müßte (immerhin belaufen sich meine Schulden auf derzeit ca. 118.000 DM, wofür ich,
wenn ich sie bezahlen wollte, monatlich allein an laufenden Zinsen 515 DM
aufbringen müßte - von den rückständigen Zinsen oder gar Tilgung ganz zu schweigen).
Glauben Sie mir, der KKB-Kredit ist wirklich nur ein "Tropfen auf dem heißen
Stein" und mein Selbsterhaltungssystem hat schon längst dafür gesorgt, daß ich keine schlaflose
Minute mehr wegen meiner Schulden verbringe. Wenn dem nicht so wäre, dann dürfte ich bis ans Ende
meiner Tage überhaupt nicht mehr schlafen - und meine Nachkommen auch nicht.
Was geschieht, wenn dieses Selbsterhaltungssystem nicht mehr funktioniert, kann man ja oft genug in
den Zeitungen nachlesen (was nicht bedeuten soll, daß ich Zeitung lese; ich kann mir gar keine
leisten): Die unglücklichen Leute stürzen sich dann nicht nur vor einen fahrenden Zug (es kann aber
auch eine Brücke, ein Hochhaus oder sonstwas sein), sie stürzen damit auch ihre Familie (sofern sie
sich überhaupt eine leisten konnten) in Schwierigkeiten, denn es ist nicht nur unerfreulich, wenn
der Dahingegangene (oder -gestürzte) nichts als Schulden hinterläßt - und die Familie vielleicht
nur aus diesem Grunde an seinem Grabe weint (sofern sie sich ein Grab leisten kann) -, es ist auch
verantwortungslos, denn wovon soll denn seine Beisetzung finanziert werden, wenn er es nicht gerade
vorzog, z.B. als unauffindbare Wasserleiche zu enden?
Blatt 2 zum Schreiben vom 22.01.90 an die KKB Bremen
Also, der Grund meiner schlaflosen Nächte ist einfach der, daß ich seit einem
Jahr arbeitslos bin, Tag für Tag untätig herumsitze und einfach nicht ausgelastet bin. Wovon
sollte ich denn müde genug sein, um Schlaf zu finden?
Es ist auch nicht so, daß mir meine Arbeitslosigkeit irgendwie seelisch zu schaffen macht. Was hätte
ich schon davon, wenn ich arbeiten ginge?! Mein Lohn würde weggepfändet - und das auf Lebenszeit!
Da kann ich auch zu Hause sitzen und mein Arbeitslosengeld pfänden lassen, das aber immerhin fürs
Nichtstun. Ich habe auch keine schlaflose Nacht bei dem Gedanken, daß ich ab Februar nicht mal mehr
Arbeitslosengeld bekomme und ab diesem Zeitpunkt mit einiger Wahrscheinlichkeit der Sozialhilfe
anheim fallen werde. Immerhin fällt ja mit dem Arbeitslosengeld auch die Pfändung weg. Alles hat
eben auch seine guten Seiten - man muß sie nur sehen wollen.
Soweit also zu der schlaflosen Nacht, die eventuell nicht ganz unschuldig daran war,
daß ich Ihnen etwas leichtfertig dieses Angebot machte.
Der folgende Absatz besteht aus nur einem einzigen Satz! – Vielleicht hätte ich nur
diesen einen Satz schreiben müssen, um zum selben Ergebnis zu kommen …?! 😉
Wenn man der Statistik glauben will - wobei nicht
unberücksichtigt bleiben darf, daß ich ein starker Raucher bin (was ich mir eigentlich
finanziell gar nicht leisten kann - kaum ein Süchtiger kann sich seine Sucht wirklich leisten, was
ja für viele einer der Gründe ist, nicht länger dem Laster zu frönen) -, dann werde ich mit Mühe
und Not das Rentenalter erreichen, spätestens zu diesem Zeitpunkt also Ruhe vor meinen Gläubigern
haben und andererseits sowieso - bei der Aussicht, vielleicht gar keine Rente zu bekommen -, auch
nicht so sehr erpicht darauf sein, dieses Alter überhaupt zu erreichen, und da stört es mich auch
nicht, wenn bis dahin gelegentlich der eine oder andere Gläubiger an mich herantritt, in der
Hoffnung, ich wäre unverhofft zu Geld gekommen, was aber bei dem mir bisher beschiedenen Glück
(ich pflege z.B. bei 24 angekreuzten Lottozahlen kaum mehr als eine richtige zu haben), kaum
wahrscheinlich ist, wobei ich, weil ich schon mal dabei bin, von meinem "Glück" zu
berichten, hier nicht unerwähnt lassen möchte, daß ich nur 4 Tage nach Scheidung meiner
immerhin 13jährigen Ehe auch noch arbeitslos wurde und mir praktisch außer meinem nunmehr 14jährigen
Sohn, der ja auch nicht gerade "billig im Unterhalt" ist und für den die Kindesmutter
keinen Unterhalt zahlt (sie ist genauso arm wie ich), praktisch kaum etwas geblieben ist, sodaß ich
mir mittlerweile schon Gedanken darüber mache, was ich unserem Kater morgen zu fressen geben
soll, den ich in einem Anflug väterlicher Liebe meinem Sohn nach jahrelangem Bitten und Betteln
schenkte, wohl wissend, daß so ein Tier auch Geld kostet, ich meinem Sohn aber bei dem recht
"bescheidenen" Leben, das zu führen er ja bei mir gezwungen ist, doch wenigstens eine
kleine Freude bereiten wollte (das Kind kann ja nichts für seinen Vater!).
Sehr geehrte Frau Dühnfort, wenn Sie meinen Ausführungen bis hierher einigermaßen
gefolgt sind, so dürfte Ihnen nicht entgangen sein, daß der mir mit Ihrem Schreiben übersandte
"Beratungsbogen" (besser wäre wohl AUSFRAGEbogen) kaum ausgereicht hätte, Ihre Fragen zu
beantworten. Im übrigen fülle ich derartige Bogen sowieso nur aus, wenn es sich gar nicht vermeiden
läßt, und dann auch nur, wenn ich mir entweder einen Vorteil davon erhoffe oder (wie bei der
vorigen Volkszählung) für den Fall des Nichtausfüllens mit Strafe bedroht werde.
Blatt 3 zum Schreiben vom 22.01.90 an die KKB Bremen
Eigentlich sollten meine Ausführungen hier enden, denn ich glaube, Ihre Fragen
erschöpfend beantwortet zu haben (hoffentlich sind Sie nicht zu erschöpft?!).
Ich möchte aber nicht versäumen, hier einmal deutlich darauf hinzuweisen, daß Sie -
nicht persönlich, sondern die KKB-Bank - nicht ganz schuldlos an meinen Problemen sind (wobei es
nicht mal meine Probleme sind, sondern Ihre ).
War es doch die KKB, die mir ständig ungefragt und unaufgefordert mitteilte, daß ich noch Kredit bei
ihr hätte, wobei sich der Kreditrahmen immer weiter erhöhte.
Wen wundert es, wenn labile Charaktere wie ich diesen ewigen Werbekanonaden auf Dauer nicht
widerstehen können und die avisierten Leistungen in Anspruch nehmen.
Hunderttausende haben sich auf diese Weise bis an ihr Lebensende verschuldet.
Die Versandhäuser stehen Ihnen da übrigens in keiner Weise nach: Obwohl es in
Deutschland (von Beate Uhse mal abgesehen) kaum ein Versandhaus gibt, bei dem ich nicht schon als
säumiger Zahler aufgefallen wäre, und ich wirklich alles getan habe, keine Werbesendungen mehr zu
erhalten, werde ich weiterhin von allen Seiten mit Katalogen und den großzügigsten Angeboten
bombardiert.
Es nützt gar nichts, wenn ich z.B. die Kataloge an Bekannte verschenke oder wegwerfe - ich bekomme
neue Kataloge!
Sind die Versandhäuser dann nicht selber schuld, wenn ich von dem einen oder anderen Angebot
Gebrauch mache - zwar in der besten Absicht, aber doch auf recht unsicherem finanziellen Boden?!
Es bringt auch nichts, z.B. einem Wein-Vertreter wahrheitsgemäß zu versichern, daß man keinen Wein
trinkt. Er nötigt einem solange Weinproben auf, bis er im Besitz der begehrten Bestellung ist. Daß
man dann mit diesem edlen Tropfen später seine Soße abschmeckt (und die Rechnung nicht bezahlen
kann) scheint ihm egal. Warum sollte es also mir Kopfschmerzen bereiten?!
Vielleicht rufen Sie sich in Erinnerung, daß ich im Juli 1986 lediglich wegen der
Finanzierung eines Videorecorders im Wert von 1.300 DM an Sie herangetreten bin (eigentlich
war ich es nicht mal selbst, der an Sie herantrat, sondern der geschäftstüchtige
Videorecorder-Verkäufer).
Aus den 1.300 DM sind - nicht zuletzt wegen Ihrer ständigen und eindeutigen Offerten - innerhalb
zweier Jahre knapp 11.000 DM geworden, wobei die 103,20 DM für die Restschuldversicherung,
die 2.070,96 DM an Zinsen und 159 DM weiterer Kosten noch gar nicht berücksichtigt sind.
Da können Sie geradezu froh sein, daß ich mich z.B. nicht dazu hinreißen ließ, meinen
"persönlichen Höchstkredit von 25.000 DM" (Ihr Angebot vom 15.08.86) in Anspruch zu
nehmen (was mir nicht gerade leichtgefallen ist, weil Ihrem entsprechenden Schreiben doch schon der
Kreditantrag und sogar ein Freiumschlag beilagen), sonst wären Ihre Probleme heute noch größer.
Als Sie mir bereits drei Monate nach diesem verlockenden Angebot am 18.11.86 schon wieder einen
Kreditrahmen von nunmehr 23.800 DM offerierten (natürlich lag ein Freiumschlag bei), nahm ich,
um nicht evtl. Ihr Mißfallen zu erregen, davon 2.000 DM in Anspruch (allerdings würde
ich jemandem, der nicht mal das Geld für eine Briefmarke
auszugeben in der Lage ist, keinen Kredit einräumen!).
... übrigens, danke für den Ihrem jetzigen Schreiben beigefügten Freiumschlag!!!
Blatt 4 zum Schreiben vom 22.01.90 an die KKB Bremen
Ich möchte auch an das Theater erinnern, das ich mit Ihrer hiesigen Zweigstelle in der
Karl-Marx-Straße hatte, um eine Stundung oder Ratenherabsetzung bewilligt zu bekommen, als sich
herausstellte, daß ich mehr Geld für Raten und andere Verpflichtungen ausgab, als ich überhaupt
besaß.
Obwohl ich dort mehrmals meine Probleme vortrug und durchaus zahlungsbereit war, hat man dort wenig
Verständnis und Entgegenkommen gezeigt (vielleicht machen Sie sich mal die Mühe, meine
diesbezüglichen Briefe zu lesen?).
Mir persönlich ist es relativ gleichgültig, ob Anwälte und Gerichte sich mit mir
befassen. Schließlich müssen Sie Arbeit und Kosten investieren und
am Ende haben Sie den wertlosen Schuldtitel.
Sie verstehen sicherlich, daß ich es geradezu für lächerlich halte, wenn Sie mir
"großzügig" in Aussicht stellen, die vertraglich vereinbarten Verzugszinsen zu
ermäßigen.
Wenn tatsächlich zutrifft, daß die KKB bei allen Vereinbarungen, die sie mit mir trifft, meine
persönliche wirtschaftliche Situation berücksichtigen wird - dies also nicht bloß wieder einer der
zahlreichen Sprüche ist -, dann gehe ich (aufgrund meiner wirtschaftlichen Situation) davon aus,
daß Sie darauf verzichten, von mir Rückzahlung des Restkredites von 7.738 DM zu verlangen und
Sie den Betrag abschreiben.
Mich würde dies zwar (aus den bereits dargelegten Gründen) nicht glücklicher machen (genauso wie es
mich nicht trauriger machen würde, wenn ich den Kredit doch zurückzahlen sollte), aber die KKB
sparte sich damit wenigstens den sonst evtl. ins Haus stehenden Ärger und einige Kosten.
Falls Sie also vorhaben - aus welchen unerfindlichen Gründen auch immer - auf der
Kreditrückzahlung zu bestehen und ggf. gerichtliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, so könnte ich
Ihnen dies weder verbieten noch verdenken ... es wäre mir schlicht egal.
Ich will nun nicht noch mehr Papier verschwenden. Schließlich findet man nicht jeden
Tag eine Druckerei, die einem das Briefpapier kostenlos überläßt, nachdem man gewissermaßen
seinen Bankrott erklärt hat (andererseits, was hätte sie auch mit dem Briefpapier anfangen sollen,
nachdem es bedruckt war?).
Meiner Hoffnung Ausdruck gebend, daß Sie vielleicht gelegentlich mal wieder von sich
hören lassen (es muß ja nicht immer ein ellenlanger computergeschriebener Formbrief sein, ein
paar handgeschriebene Zeilen tun es auch), schließe ich
(trotzdem oder gerade deswegen)
mit freundlichen Grüßen
Noch etwas (ich habe immer das letzte Wort, selbst in meinen eigenen Briefen):
Lassen Sie sich nun bloß nicht evtl. aus Verärgerung dazu hinreißen, mit allen Mitteln gegen mich
vorzugehen. Glauben Sie mir, das haben schon einige vor Ihnen versucht, inzwischen bin ich dagegen
immun. Es würde Ihnen mehr schaden als mir.
Original