Gehts nicht kürzer?

Eigentlich kriege ich nicht mehr als drei Briefe pro Jahr. Wenn diese drei dann aber auch noch von meinem Rentenversicherungsträger sind und im Abstand von vier Wochen kommen, dann ist was faul im Staate Dönermark, wie man so schön sagt!

Können die nicht mailen, wie es jeder andere normale Mensch seit Bestehen des Internet tut?!
Nee, die schreiben mir BRIEFE. Und dann auch noch ohne eine Mail-Adresse anzugeben! Das ist doch wirklich ein starkes Stück!
Und/Aber sie erwarten von mir eine Antwort. Bis zum 30. April. Heute ist der 26. April!

Nachdem ich tagelang vergeblich versucht hatte, diesen Verein telefonisch zu erreichen, um endlich mal eine Mail-Adresse oder einen Ansprechpartner an die Strippe zu bekommen, hat es heute endlich geklappt.
Der gute Mann von der Telefonzentrale …

Der Rest der Firma scheint nur aus FRAUEN zu bestehen! Verkehrte Welt. 🙃
Normalerweise machen die FRAUEN den Telefon- und Küchendienst, kümmern sich um Haushalt und Kinder, die MÄNNER machen das harte Alltagsgeschäft und kümmern sich ums Heimwerken und Kindermachen.

Aber, na ja. Jedenfalls sagte mir dieser männliche Mensch, dass keine der Damen, die mir bisher geschrieben hatten, wirklich für mich »zuständig« ist, sondern allein eine Frau GOTTSTEIN.

Nie gehört, diesen Namen. Kann ja mal vorkommen. Ich weiß, dass es auch Leute gibt, die FETTLEBER, STINKEFINGER oder ENTENGRÜTZE heißen, warum also nicht GOTTSTEIN?

Kaum hatte ich die Mail-Adresse dieser Dame, schrieb ich auch schon eine Mail an dieses weibliche Versicherungs-Wesen (allein für dieses Wortspiel gebührt mir der Literaturpreis!).

Ich habe dieser Dame nur einen einzigen Satz geschrieben.
Es dürfte also nicht allzu schwer sein, ihn zu beantworten!

Freitag, 26. April 2013, 11:42, eMail an Knappschaft-Bahn-See

Sehr geehrte Frau Gottstein,

ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, kann ich nicht umhin, anzumerken, dass ich Ihren Namen göttlich finde, das aber nur am Rande und ganz privat geäußert zu haben, bevor ich auf mein bzw. Ihr eigentliches Anliegen komme, nachdem ich heute von dem Menschen, der Ihre Telefonzentrale bedient, erfuhr, dass Sie eigentlich für mich zuständig sind, nachdem ich die angeblich zuständige Frau ECK tagelang vergeblich telefonisch zu erreichen versuchte, wobei in mir bzw. meinem Kopf der Verdacht aufkam, dass das vielleicht beabsichtigt sein könnte, weil sich Versicherer ja bekanntlich nicht gerade dadurch auszeichnen, dass sie im Versicherungsfall mit Übereifer für ihre Kunden da sind, die mir am 25.03.2013 geschrieben hatte, man hätte mir bereits am 04.02.2013 geschrieben, was ich aber bezweifle, weil ich keinen Brief unter diesem Datum in meinen Unterlagen auffinden kann, obwohl ich eigentlich ein sehr ordnungsliebender Mensch bin, der kaum mal was verbummelt oder verschlampt, schon gar nicht so wichtige Briefe wie die (s)eines Rentenversicherungsträgers, und auf deren Briefbogen ich leider keine E-Mail-Adresse finden konnte, um ihr zu antworten, da ich momentan mangels eines funktionsfähigen Druckers nicht per Briefpost mit ihr in Verbindung treten kann, habe ich nunmehr auf meine ausdrückliche und hartnäckige Anfrage Ihre E-Mail-Adresse erhalten und versuche auf diesem Weg, den schriftlichen Kontakt zu meinem Rentenversicherungsträger zu bekommen, in der Hoffnung, dass Sie tatsächlich für mich zuständig sind, denn in der Zwischenzeit hatte mir am 04.03.2013 auch eine Frau GÖBEL in derselben Angelegenheit geschrieben, was mich vermuten lässt, dass bei Ihnen die "Zuständigkeiten" häufiger wechseln als bei mir die Geschirrtücher, was aber - um diesbezüglichen juristischen Auseinandersetzungen vorzubeugen - nur eine Vermutung und keine Tatsachenbehauptung meinerseits ist, würde ich Sie herzlichst bitten und Ihnen versichern, dass Sie mich damit kurzweilig glücklich machen würden, mir baldigst kurz per E-Mail mitzuteilen, ob ich recht in der Annahme gehe, dass es so ist.

Original


Ich hätte das auch kürzer machen können, indem ich schreibe: Sind SIE für mich zuständig?
Aber, solange so lange eMails keiner Längenbegrenzung unterliegen, werde ich einen Teufel tun! 😉

Bereits vier Minuten später klingelte mein Postfach.
Mail-Empfangsbestätigung von Fr. GOTTSTEIN

Schön und gut. Aber was soll dieser englische Unsinn? Hatte ich der Dame nicht in Deutsch geschrieben? – Zum Glück gibts ja den Google-Übersetzer:

Englisch: Return Receipt Your document … was received by … at …
Deutsch: Rückschein Ihre Dokument … war empfangen von … am …
Was würde ich bloß ohne Google machen … 😁

Weitere 18 Minuten später ereilte mich ein Anruf.
Nicht Frau GÖBEL, auch nicht Frau ECK oder Frau GOTTSTEIN (die angeblich jede allein für mich zuständig sind) hing am anderen Ende der Quasselstrippe, sondern eine Frau WARNECKE.

Sie hat mir ihren Namen mehrmals buchstabiert, wohl in der Fehlannahme, dass ich taub oder denkbehindert wäre, dabei hätte sie einfach nur sagen müssen:
  WARNUNG
WARNUNG
= WARN
+ WARNECKE
= WARNECKE

Manche Leute können sich eben nicht kurz fassen!

Hier der Inhalt unseres 4 Min. + 54 Sek. dauernden Telefonates
(mitgeschrieben + wörtlich wiedergekäut):

👩 Sie haben uns hier eine Mail geschickt. Dazu wollte ich sagen, dass die Mail sicherlich sehr interessant war, aber sie beinhaltet keine Stellungnahme zu unserem Schreiben vom 25. März.

👴 Ich hatte ja auch nur angefragt, ob diese Dame jetzt für mich zuständig ist.

👩 Na ja, dann sag ich Ihnen mal: Die Frau ECK hat das nur vertretungs­weise gemacht und ICH bin für Sie zuständig. Beziehungsweise auch die Frau GÖBEL. Und auch die Frau GOTTSTEIN.

Also ALLE???

👩 Es arbeiten immer mehrere Leute.

Das wollen wir doch für ihren Arbeitgeber hoffen!

👩 Also einer würde gar nicht reichen.

Mir schon!

👩 Wir haben ja so viele Anfragen und so viele Anträge von den Versicherten, dass das ja mit einer Person gar nicht reicht.

Ich hatte mich eigentlich nicht nach ihrem Arbeitsalltag erkundigt.

👴 Ja, aber unüblicherweise geben Sie keine eMail-Adressen auf Ihren Briefbogen an und dann komme ich in Schwierigkeiten.

👩 Na ja, die geben wir auch nicht an, weil …

👴 Ja, aber wie soll ich mit Ihnen in Verbindung treten?

👩 ... den eMail-Verkehr, weil das ja aus Datenschutzgründen eigentlich nicht so schön ist.

Dieser verdammte Datenschutz wird uns eines Tages auch noch die Nasen­atmung und das Popeln im Po-Loch verbieten! 🤢

👩 Wir dürfen auch keine eMails an die Versicherten schicken, sondern müssen anrufen oder brieflich dann mit ihnen in Kontakt treten.

👴 Ja, das ist mir schon klar. Aber ich hab ja gar keine Möglichkeit, mich mit Ihnen in Verbindung zu setzen, wenn da nie einer ans Telefon geht …

👩 Das kann eigentlich nicht sein.

👴 Doch. Ich hab’s so lange versucht.

👩 Weil, wenn jemand nicht da ist, dann wird das Telefon umgestellt und dann geht ein anderer Kollege ran.

Vielleicht ist das »Telefon-UMSTELLEN« das eigentliche Problem, weil der »andere Kollege« es nicht an seinem angestammten Platz vorfindet?!
Ich frage mich auch, wer der »andere Kollege« sein soll – in diesem FRAUEN-Verein, wo nur deshalb ein einziger Mann überlebt hat, weil ja schließlich jemand die Klos putzen und unliebsame Anrufer abwimmeln muss?!

👩 Aber, ist jetzt egal, Herr Herrmann.

EGAL sind STINKEFINGER, denn die stinken von allen Seiten!

👩 Ich wollt Sie nur fragen, wie Sie zu unserem Schreiben stehen vom 25.3.

An dieser Stelle wird der Text unleserlich, weil ich vorhin Krümeltee verschüttet hatte …
Aha, ab hier kann ich es wieder lesen:

👩 Gut, also Sie werden dazu noch eine Stellungnahme rausschicken, ja?

👴 Auf jeden Fall. Ich bin ja so froh, dass ich jetzt jemanden erreicht habe. – Wie heißen Sie?

Diese Frage hätte ich besser NICHT GESTELLT!

👩 Mein Name ist WARNECKE. Können Sie sich aufschreiben.

Jup, ich glaub, das kann ich.

👴 Haben Sie auch ’ne eMail? Kann ich’s per eMail? Anders kann ich’s nicht.

👩 Anders können Sie schlecht?

👴 Ich habe nicht gesagt, dass ich’s anders schlecht kann, sondern dass ich es anders als per eMail nicht kann! ZUHÖREN ist wohl nicht Ihre Stärke …?

👩 Aber Sie wollten uns doch jetzt was per POST schicken, oder nicht?

War davon irgendwo die Rede? – Ich protokolliere unser Gespräch wortwörtlich, und ich kann in meinem Wortprotokoll nicht das Wort »Post« finden! – Gibt es die überhaupt noch? Ich dachte, die wäre direkt nach den Dinosauriern (aber vor Versiegen der Uran-Vorkommen) ausgestorben …

👴 Nee, es geht nur per eMail. Wenn Sie gelesen haben, dass ich keinen Drucker habe, keinen funktionsfähigen. Also, ich habe einen Drucker, aber ’ne Patrone kostet 70 Euro.

👩 Sie brauchen doch keinen Drucker. Sie können das doch per Hand schreiben …

👴 Nee nee nee! Gute Frau, ich hab das letzte Mal vor 30 Jahren was per Hand geschrieben. Seit dem schreibe ich alles per Computer. Ich war einer der Ersten in Deutschland, der einen richtigen PC hatte. Hier siehst du ihn.
Also, außer Unterschrift sehen Sie von mir nichts Handschriftliches auf diesem Planeten.

👩 Gut. Dann äh …

Aha, jetzt ringt sie nach Worten (oder Gedanken)!

👴 Ich schreibe Ihnen jetzt noch am Wochenende. – Ist das okay?

👩 Ja, also Sie schreiben, also Sie wollen eine Mail schreiben, ja?

👴 Ich hatte mich wohl so angehört!

👩 Gut. Also, haben Sie was zum Schreiben?

👴 Ich hab immer was zum Schreiben! Ich schreibe mindestens 16 Stunden des Tages (und der Nacht)! Ich schreibe sogar in meinen Träumen … Aber doch nicht PER HAND! Nicht mal meine Unterschrift.

meine Unterschrift Wie man hier unschwer (also leicht) sehen kann, UNTERSCHREIBE ich nicht mal per Hand.

👩 …@kbs.de. Alles klein! KBS, die Abkürzung für Knappschaft Bahn See.

Wieso mir davor auch schon der Telefonfuzzi einreden wollte, ich müsse alles in einer Mail-Adresse klein schreiben, erschließt sich meinem Verstand nicht ganz, wo doch schon in der Baumschule gelehrt wird, dass Groß- und Kleinschreibung bei Internet- und eMail-Adressen völlig wurscht ist. Na ja, vielleicht haben die ja die Baumschule übersprungen und sind gleich zur Knappschaft Bahn See gehüpft.

👴 Ja, ich hab das schon alles kapiert. Bei der anderen eMail war ja auch kbs.de.

👩 Alles gleich, nur die Namen sind anders.

👴 Ich hab’s nicht mit dem Gedächtnis oder dem Denkenkönnen, gute Frau.

👩 Super. Ja, ich will Ihnen da nicht zu nahe treten …

👴 Deshalb hab ich Ihnen ja diese Test-Mail geschrieben, in der Erwartung, ob was zurückkommt. Ich habe aber schon eine Bestätigung gekriegt, dass sie angekommen ist.

👩 Ja, ja. Aber wie gesagt, wir dürfen’s nicht per Mail schreiben aus Datenschutzgründen.

👴 Nee, ist okay.

👩 Wir müssen Ihnen per Post oder Sie anrufen. Aber Sie können uns ’ne Mail schreiben.
Gut, Herr Herrmann, dann machen wir es so. Sie nehmen dann nochmal ausführlich dazu Stellung.

Ich hoffe, die Frau war im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte und wusste, was sie sagte. »Ausführlich«!
Sie will’s ausführlich! Hat die meine erste Mail nicht gelesen? Ich beantworte Telegramme mit Romanen!
Sie wird die nächsten drei Arbeitstage mit dem Lesen meiner kommenden Mail beschäftigt sein!

👩 Ein schönes Wochenende wünsche ich Ihnen.

👴 Ja, wünsche ich mir auch. Tschüss.

Weil mir in der Zwischenzeit auch noch eine Frau GALBARSKI geschrieben hatte, habe ich am 29.4. jeder der fünf Damen ECK, GALBARSKI, GÖBEL, GOTTSTEIN und WARNECKE meinen 24-seitigen Brief zukommen lassen. Die 1. Seite siehst du hier.
ℹ️ Im VORLESE-Modus wird das Bild der 24 Brief-Seiten nicht gezeigt.

So haben nun alle fünf Damen Lesestoff. Und wenn sie mit dem Lesen fertig sind, können sie ja unter sich ausknobeln, welche denn nun zuständig ist.

Offenbar ist keine dieser Damen wirklich für mich zuständig, denn am 15. Mai schrieb mir nun eine Frau SCHULZE, dass sie mein Ansprechpartner ist!
Siehe hier.

Sehr effektiv ist diese Arbeitsweise der KBS auf keinen Fall, wenn sich bisher schon sechs Mitarbeiterinnen mit dieser Sache befassen und sie bearbeiten mussten!

Ich habe zwei Vermutungen, warum das so ist:
1. Die haben zu viel Arbeit, weil sich alle mit allem befassen.
2. Die haben zu wenig Arbeit, sodass sich alle mit allem befassen.

Man muss wohl kein Hellseher sein, um vorherzusagen, dass ich mit dem nächsten Brief eine 7. »Ansprechpartnerin« haben werde … 🤔




© 26.04.2013 HansiHerrmann.de