Väter hatte ich wie andere Kinder vollgeschissene Unterhosen.
Da war zunächst mein Erzeuger, der aber nie als »Vater« in Erscheinung getreten ist.
Nachdem ihm klar wurde, welches Unheil er mit meiner Zeugung angerichtet hatte, entzog er sich
5 Wochen nach meiner Geburt seiner Verantwortung durch Republikflucht. Erst 27 Jahre,
9 Wochen und 3 Tage später sah ich ihn wieder.
Angeblich war er geflohen, weil er mein Geschrei nicht länger aushielt. So hatte mir das
jedenfalls meine Mutter jahrelang berichtet. Aber es war nicht alles ernst zu nehmen, was sie
mir erzählte, denn sie wollte mir auch einreden, dass ein schwarz-weiß-gekleideter Vogel namens
STORCH die Babys bringt. Das Einzige, was überhaupt ornithologisch mit meiner Geburt in Verbindung
gebracht werden kann, ist die Tatsache, dass sie sich wahrscheinlich auf dem Küchentisch VÖGELN
ließ – und mich infolgedessen neun Monate später nochmals auf diesem »empfing«. Angeblich war
mein Vater auch ein »West-Spion«, der bei seiner Flucht wertvolle Unterlagen mit in den Westen
genommen haben soll. Das ist schon deshalb unglaubwürdig, weil der Westen gar kein Interesse an
Unterlagen aus der DDR hatte, denn: Was die DDR aufbaute, hatte der Westen schon 30 Jahre
zuvor abgerissen, weil es veraltet war! Außerdem hatte mein Vater bei seinem Job gar keinen Zugang
zu irgendwelchen wichtigen politischen oder wirtschaftlichen Informationen. Als ich 25 Jahre
nach Hansi Geburt (bzw. 1978 Jahre nach Christi Geburt) meine Ausreise aus der DDR beantragte,
wurde natürlich auch durch die Stasi geprüft, welche Erkenntnisse dort über meinen Vater vorlagen.
Es gab keine. Außer, dass er kurz nach meiner Geburt in den Westen abgehauen war. Und dafür gab es
auch keine politischen Motive, sondern überlebens-technische: Für ZWEI HERRMÄNNER war einfach nicht
genug Platz in der Republik, damit wir einander aus dem Weg gehen könnten. Wenn es nach meiner
Mutter gegangen wäre, dann hätte sie meinen Erzeuger auch für die Sintflut, das Aussterben der
Dinosaurier und den Furz auf der Gardinenstange verantwortlich gemacht.
FÜR meinen Vater spricht: Er hat mich volle fünf Wochen lang ausgehalten! (Wahrscheinlich war er
die meiste Zeit davon körperlich abwesend.) Die meisten Leute, die ich kenne, rennen schon nach
fünf MINUTEN davon!
Da ich ein ziemlich ungeduldiger Mensch bin, wollte ich den FALL DER MAUER nicht abwarten,
sondern beantragte schon 11 Jahre früher meine Ausreise aus der DDR, mit Frau und Kind.
Nach 2 ½ Jahren »Kampf« hatte ich es geschafft, die Stasi davon zu
überzeugen, dass ich »eine Gefahr für die innere Sicherheit der DDR« bin und auch ihrem »Ansehen in
der Welt« schaden könnte – ohne allerdings einen konkreten Anlass für diese Vermutung zu geben.
Allein meine politische Einstellung und mein »unberechenbares Wesen« genügten. Die Stasi selbst
hatte dann angeregt, mich besser ausreisen zu lassen, weil dies das kleinere Übel für die DDR war.
Im April 1980 durfte ich mit Weib + Kind nach Westdeutschland ausreisen. (Einzelheiten dazu später
an anderer Stelle.) Die ersten sechs Wochen wohnten wir bei meinem Vater Erzeuger und
seiner Familie in einem wunderschönen »Bergdorf« namens Hochhausen im Neckar-Odenwald-Kreis,
Baden-Württemberg. Dann bekamen wir eine eigene Wohnung.
Mein Vater hatte dort eine »Einheimische« geheiratet und mit ihr im Schweiße seines Steißes drei
gesunde Kinder in die Welt gesetzt. Somit bekam ich nun neben meinen bisherigen 6 Halbgeschwistern
drei weitere hinzu, sodass ich nun 1 Bruder und 5 Schwestern im Osten hatte sowie
2 Brüder und 1 Schwester im Westen. Als Erstgeborener blieb ich aber der Stammesälteste
und Thronfolger meines Vaters.
Die GEGEND in Baden-Württemberg war herrlich! Jedenfalls für Bergsteiger, Gleitschirm-Flieger und
Wasser-Ratten. Ich persönlich fand es zwar schön, vom Berg hinab ins Neckar-Tal zu schauen, oder
im Tal zu stehen und ringsherum Berge zu sehen. Aber Bergsteigen gehörte nicht zu den Dingen, die
ich gerne tat. Bergen, die ich nicht per Auto erklimmen konnte, blieb ich grundsätzlich fern!
Dazu muss man wissen, dass ich – trotz meiner Hyperaktivität, die mich keine Minute
schweigen oder gar stillsitzen lässt – ein absoluter BEWEGUNGSMUFFEL bin. Gut unterrichtete
Zungen behaupten, dass sich jeder Querschnittgelähmte mehr bewegt als ich! Gewissermaßen bin ich
der Ur-Ahn aller Faultiere. Wobei ein Faultier, das 24 Stunden reglos in seinem Baum hängt,
immer noch mehr Bewegung hat als ich. Ich habe meine Umgebung und mein gesamtes Leben danach
aus- bzw. eingerichtet, dass ich so ziemlich alles »in Reichweite« habe und möglichst viele Dinge
erledigen kann, ohne meinen angestammten Platz am Laptop verlassen zu müssen. Es gibt Tage, an
denen ich nichts anderes bewege als meine Finger über der Laptop-Tastatur. Das geht so weit, dass
ich manchmal zu faul bin, mir etwas zu trinken aus der Küche zu holen und das erst tue, wenn mir
die vertrocknete Zunge am verdorrten Gaumen festklebt und ich deshalb gehindert bin, mich akustisch
zu artikulieren. Man sagt mir nach, dass ich länger als ein Kamel gänzlich ohne Flüssigkeit
auskommen kann – mit dem Unterschied, dass ein Kamel dazu mangels Wasser gezwungen ist, während ich
nur in die Küche gehen und den Wasserhahn aufdrehen müsste … wenn ich nicht zu faul dazu wäre.
Einen Vorteil hat die Sache aber für mich: Ich muss nur höchst selten aufstehen, um meine Blase zu
leeren!
Lass mich bitte mal kurz etwas ausrechnen: Wenn ich
9 Halb-Geschwister habe, dann sind wir – einschließlich meiner Wenigkeit –
10 Halb-Geschwister. Das sind mathematisch 5 GANZE Geschwister. Aufgeteilt auf zwei
Mütter (die 6 Väter lasse ich mal unberücksichtigt) ergibt das 2,5 Kinder pro Mutter.
Da eine Frau aber keine HALBEN Kinder haben kann (jedenfalls keine lebenden!), hatte die eine Mutter
eben 3 Kinder, die andere 2 Kinder. Die mit den 3 Kindern hatte ich soeben in
Baden-Württemberg kennengelernt. Folglich hatte meine Mutter die restlichen 2 Kinder. Also
meinen Bruder Karl-Heinz und mich … sowie unsere Schwestern Monika, Petra, Ilona, Ramona und
Heidi. Aber HALT, hier stimmt etwas nicht! Rechnerisch hatte meine Mutter nur 2 Kinder, im
realen Leben aber SIEBEN! Wie kann das sein? 😮
MATHEMATISCH kann ich die Sache nicht aufklären, also probiere ich es
EXPERIMENTELL: Ich nehme 5 Salami-Scheiben und halbiere sie. Diese 10 halben
Salami-Scheiben stellen nun meine 9 Halb-Geschwister und mich dar. Um Irrtümer und
Verwechselungen auszuschließen, halbiere ich 5 Zettel, auf die ich die Namen aller
10 Halb-Geschwister schreibe. Die ganz Schlauen meiner Leserschaft (also so ziemlich alle)
werden einwenden: Du hättest doch statt der Salami-Scheiben gleich ZETTEL
verwenden können!Denen möchte ich zurufen: HÄTTE ICH NICHT! Und das kann
ich auch begründen: Wenn ich eine Salami-Scheibe halbiere, habe ich 2 halbe Salami-Scheiben.
Halbiere ich aber einen ZETTEL, habe ich anschließend 2 GANZE, VOLLWERTIGE Zettel! Das ist
so, weil nirgendwo definiert ist, wie groß ein Zettel sein muss, um als ZETTEL zu gelten! Wenn
ich ein DIN-A4-Blatt halbiere, habe ich 2 DIN-A5-Blätter. Jedes ein vollwertiges Blatt Papier
von der Größe eines DIN-A5-Blattes. Halbiere ich diese beiden DIN-A5-Blätter, erhalte ich
4 DIN-A6-Blätter, wobei jedes zurecht als ganzes Blatt betrachtet und benutzt werden kann.
Wenn wir uns also darin einig sind, dass eine halbe Salami-Scheibe nur die Hälfte einer
Salami-Scheibe ist, ein Zettel aber unabhängig von seiner Größe ein Zettel bleibt, dann kann ich mit
meinem Experiment fortfahren: Ich ordne jeder halben Salami-Scheibe einen Zettel mit einem Namen
von uns 10 Halb-Geschwistern zu, also: Hans-Jürgen, Karl-Heinz, Monika, Petra, Ilona, Ramona,
Heidi, Peter, Andreas (Andy) und Cornelia (Conny). Bis hierhin hat alles seine Ordnung und
Richtigkeit. Wenn ich aber die 10 halben Salami-Scheiben wieder paarweise zusammenfüge, komme
ich auf 5 ganze Salami-Scheiben bzw. 5 ganze Geschwister. Dummerweise liegen jetzt aber
auf jeder zusammengefügten Salami-Scheibe ZWEI Zettel mit Namen. Aus Hans-Jürgen + Karl-Heinz ist
Hans-Jürgen-Karl-Heinz geworden, aus Monika + Petra Monika-Petra usw. Somit habe ich nun einen
Doppel-Doppel-Vornamen und meine anderen Geschwister Doppelnamen, die besonders bei HEIDI-PETER
sowie ANDY-CONNY zu denken geben. 🤔
Verfluchte Mathematik! Verfluchtes Experiment! Ich hatte schon zu
Schulzeiten meine guten Gründe, mich diesem Wahnsinn durch Ignoranz bzw. Abwesenheit zu entziehen!
Wenn ich überhaupt mal die Schule mit meiner Anwesenheit beehrte, nutzte ich die Zeit sinnvoll, um
z.B. den vor mir sitzenden Mädchen Zöpfe zu flechten oder Pferdeschwänze zu binden (auch gegen
ihren Willen – aber immerhin muss ICH ja mit ihrem Anblick leben, und ich gestalte mir meine
Umwelt, wie sie MIR am besten gefällt). Direkt NEBEN MIR sitzen wollte keine – was ich bis heute
nicht nachvollziehen kann, denn ich war damals ein Kavalier durch und durch! Ich habe den Mädels
zum Beispiel die Klo-Tür aufgehalten – und bin gleich mit hineingegangen (um sie ihnen dann von
innen ebenfalls wieder aufzuhalten, wenn sie das Klo verließen), oder ich habe ihnen auf dem vier
Kilometer langen Schulweg einen Liegeplatz im Wald angeboten, damit sie sich vom Laufen erholen
können, habe ihnen sogar aus den Klamotten geholfen, wenn sie zu sehr ins Schwitzen kamen.
Im Kinderheim bin ich sogar nachts in den Mädchen-Schlafraum geschlüpft und habe mich zu einem der
Mädchen gelegt, von dem ich annahm, dass es so ganz allein in seinem Bettchen ganz furchtbar friert
und etwas Warmes im Bauch braucht. Manchmal bekam ich dann zu hören: Was willst
DU denn hier? Ich stellte dann die Gegenfrage: Und was willst DU hier? Das ist
doch Gabis Bett! Wir haben die Betten getauscht. Dann
schläft heute Gabi in deinem Bett? Nein, die hat mit Maria getauscht. Und
so weiter. Am Ende lag kaum eines der Mädchen in seinem eigenen Bett. Aber das musste mich ja nicht
hindern, ein paar Mädchenbeine zu wärmen. Ob die am Ende Gabi oder Schneewittchen gehörten, konnte
mir egal sein. Schließlich war es nicht meine Schuld, dass die Mädels die Unart hatten, ihre Betten
(und wahrscheinlich auch die Unterwäsche) zu tauschen. Ich war jedenfalls nicht bereit, in
stockdunkler Nacht einer Auserwählten hinterher zu reisen! Bei uns Jungs wäre es undenkbar
gewesen, in einem anderen als dem selbst vollgepinkelten Bett zu schlafen.
Das wäre heutzutage undenkbar! Nicht, weil die Jungs weniger Kavaliere sind, sondern weil sie
selbst Zöpfe und rosa Unterwäsche tragen. Und die Mädels rasieren sich die Schädel kahl und lassen
sich Oberlippenbärte tätowieren … Ich bin mal 10 Minuten lang einer hinreißenden
Blondine nachgerannt, der die Haare bis runter zum Knack-Arsch reichten. Als ich sie dann endlich
eingeholt hatte, stellte ich entsetzt fest, dass sie einen (echten) Vollbart trug und auf den Namen
Klaus hörte! 😕 Da fragt mann sich als normalsterblicher Hetero natürlich:
Wieso quält sich ein Kerl in Hotpants und Nylon-Strumpfhose, wenn er doch gar keine Kinder gebären
kann? Da spritzt man doch gewissermaßen seine PERLEN VOR DIE SÄUE!
Nochmal kurz zur Mathematik: Die Ehe meiner Eltern dauerte 13 Wochen (vom 10. Januar
bis zum 10. April). Wenn man die 1 Woche ihres Kennenlernens abzieht, bleiben
12 Wochen. Abzüglich des obligatorischen »Trennungsjahres« (52 Wochen), bleiben
minus 40 Wochen. Rein mathematisch sind sie sich demnach niemals begegnet und folglich gibt
es mich gar nicht! Falls mich also keine Eselin im Galopp verloren hat, widerspreche ich hiermit
vorsorglich meiner Existenz!
Nachdem das nun erledigt ist, fahre ich im eigentlichen Text fort. WOHIN, weiß ich selbst noch
nicht.
Meine Mutter war auch nicht gerade ein Mathe-Genie. Wahrscheinlich hat sie mir DAS vererbt, damit
ich nicht ganz mit leeren Händen dastehe, wenn ich in die Welt hinaus gehe. Sie dachte sich nach
meiner Geburt: Wenn ich EIN Problemkind habe, dann schaffe ich mir sechs weitere
an – dann ist das eine (schlechte, missratene) »verdünnt«, fällt also in der Masse der Kinder nicht
mehr so negativ auf. Sie hat gewissermaßen EIN faules Ei in die Pfanne gehauen, und damit das
nicht so auffällt, hat sie SECHS gute Eier hinterhergeworfen. Ob sie damit das faule Ei genießbar
oder die anderen sechs Eier ebenfalls ungenießbar gemacht hat, kann jeder experimentell selbst
rausfinden …
Beim Stichwort ESSEN fällt mir Folgendes ein … obwohl es hier um meinen ERZEUGER gehen sollte,
aber was soll ich über einen Menschen schreiben, den ich direkt nach meiner Geburt 5 Wochen
lang nur angeschrien habe, und 27 Jahre später (nach meiner Emigration in den Westen
Deutschlands) bei jedem Satz ins Wort gefallen bin und ihn korrigiert habe – wobei er mir ständig
ins Wort gefallen ist und alles besser wissen wollte! Aber diesmal war ICH es, der ganz weit
weggelaufen ist; wir haben bis zu seinem Tod [und auch danach] nie wieder ein Wort miteinander
geredet oder uns auch nur angesehen, auch wenn wir uns täglich mit unseren Autos auf der Straße
begegneten – die Herrmänner können verdammt stur sein!
Nun aber zum Stichwort ESSEN: Der Spruch »Futtern wie bei Muttern« würde mir niemals über die
Lippen kommen – außer, es geht um Hundefutter oder Schweinefraß.
Sie hatte schon 5 Kinder und 11 Jahre Erfahrung mit einem eigenen Haushalt, als sie mit
ihrem 6. Mann, dem Fremdenlegionär, zusammenkam. In Sachen Kinder machen + gebären konnte ihr
keiner etwas vormachen oder beibringen. Aber sie war nicht imstande, ein Frühstücks-Ei zu kochen!
Der Begriff »Kinder großziehen« stammt übrigens daher, weil früher die Eltern, aber
auch Lehrer, Erzieher, Nachbarn oder Wildfremde »unartigen« Kindern die Ohren langzogen. Wenn
das Ohren-Langziehen Einfluss auf das Längenwachstum der Kinder gehabt hätte, dann wäre ich schon
als 10-Jähriger mindestens 4 Meter groß gewesen! Leider war dem nicht so, ich hatte lediglich
permanent eingerissene Ohrläppchen.
Den Begriff »unartige Kinder« sollte man sowieso mal kritisch überdenken!
Meines Wissens heißt ART ins Deutsche übersetzt KUNST. Demnach sind »unARTige Kinder« un-KÜNSTLICHE,
also »NATÜRLICHE Kinder«. Warum man(n und auch frau) Kindern, die sich NATÜRLICH verhalten, die
Ohren lang zieht oder sie in Heime abschiebt, ist mir ein dauerhaftes Rätsel! Mir persönlich
sind ARTige, also KÜNSTLICHE Kinder ein Gräuel! Zehn kleine Teufel sind mir lieber als
ein ARTiges Püppchen! 😛
Aber zurück zum FRÜHSTÜCKS-EI: Mein Stiefväterchen (nicht verwandt oder verschwägert mit einem
Stiefmütterchen) aß gerne weiche Eier. Um genau zu sein: Halb-weiche Eier. (DAS habe ich
wahrscheinlich von ihm geerbt – ansonsten aber kaum was Brauchbares, was seine Ursache darin haben
könnte, dass dieser Kerl einfach nicht totzukriegen war; nach 2 Mordversuchen, über die ich
später zu berichten habe, habe ich es aufgegeben, ihm das ewige Leben zu nehmen!).
Als dieser Sohn einer räudigen Hündin + einer hässlichen Scheißhausparole sein Frühstücks-Ei
aufschlagen will, gelingt ihm das nicht, obwohl er als geübter Holzfäller eine 50-jährige
Krüppelkiefer mit wenigen Axthieben zum Erliegen bringen konnte. Wutschnaubend wirft er das
steinharte Ei an die Küchenwand, wo es ein Loch von der Größe eines hartgekochten Frühstücks-Eies
hinterlässt. Dem fliegenden Ei wirft er die markigen Worte hinterher: Weib, bist
du zu blöde, ein WEICHES Frühstücks-Ei zu kochen? Meine Mutter steht wie versteinert vor den
Eier-Scherben und wird im Gesicht knallrot wie ein Fliegenpilz. Ja, aber ich …
Weiter kommt sie nicht, denn das Stiefväterchen legt nach: Haben dir meine fünf
Vorgänger nichts außer FICKEN beigebracht? – Ach, nicht mal DAS kannst du! Zur Entschuldigung
meiner Mutter muss ich hier einflechten, dass ihr »Unvermögen«, im Bett olympische Spitzenleistungen
zu erbringen, in ihrer ländlichen Herkunft und mangelnden Sexual-Aufklärung begründet war. Den
Begriff »Stellung« kannte sie nur im Zusammenhang mit Kriegsgeschehnissen (zu denken wäre da
beispielsweise an die Stellungskriege der deutschen Wehrmacht vor Stalingrad). Woher sollte
dieses einfach-gestrickte Land-Ei wissen, dass es außer der Missionarsstellung noch unzählige
andere gab? Gut, sie hätte sich ein paar Tricks bei kopulierenden Kühen, Schweinen und Dorfkötern
abgucken können. Aber ihre Fantasie reichte nicht, um das tierische Vergnügen in
zwischenmenschliches umzusetzen. Manchmal konnte meine Mutter tagelang nicht laufen und war zu
keiner Hausarbeit fähig (die blieb dann an mir hängen, obwohl ich an ihren nächtlichen Betätigungen
gar keinen Anteil hatte), weil sie von meinem Stiefvater wieder mal »so richtig rangenommen« worden
war. Sie klagte mir dann ihr körperliches Leid: Mir tun alle Knochen im Leib
weh, weil ich die halbe Nacht SPAGAT machen musste! – Mach mal stundenlang deine BEINE HINTER DEN
KOPF, dann weißt du, was ich durchmache! Mit Spagat kannte ich mich aus. Ich hatte mal im
Sport-Unterricht einen versucht, um den Mädchen zu imponieren. Als ich ihn zur Hälfte geschafft
hatte, bin ich zur Seite gekippt und konnte mich den Rest des Tages nur noch kriechend fortbewegen!
SPAGAT ist nur was für Mädchen, die das später im Bett brauchen!
Nun stand also vor versammelter Mannschaft die Frage im Raum bzw. in der Küche, ob meiner Mutter
ihre bisherigen 5 Kerle nicht das Eier-Kochen beigebracht hätten. Sie verneinte das und
fügte erklärend/entschuldigend hinzu: WANN hätten die mir das beibringen sollen?
Die blieben ja nie lange bei mir! Noch ehe das Eier-Wasser kochte, waren sie über alle Berge
verschwunden! – Vom vierten kannte ich nicht mal den Nachnamen! Der hat mich geschwängert, und ich
habe ihn danach nie wieder gesehen! Darüber solltest du mal nachdenken,
Weib! Das muss ja seine Gründe gehabt haben, dass dir alle Kerle davonlaufen. – Da kannst du froh
und Gott dankbar sein, dass ICH dich genommen habe und fünf fremde Kinder großziehe!
Zum Dank für seine Mühen machte er ihr noch zwei eigene Kinder – und ließ sie dann ebenfalls
sitzen. Nun durfte sich der nächste Freier über sieben fremde Kinder freuen …
Betreffs der missratenen Frühstücks-Eier entschuldigte sich meine Mutter so:
Was soll ich denn machen, wenn die nicht weich werden? – Ich habe sie 30 Minuten lang gekocht!
Die Kartoffeln sind schon nach 20 Minuten weich. Tja, Kartoffeln, auch Kohl und anderes
Gemüse, sogar Reis und Nudeln werden vom Kochen WEICH. EIER ABER HART. DAS hätte jemand meiner
Mutter sagen sollen! Warum mann das unterlassen hatte, entzieht sich meiner
Kenntnis. Aber nun brachte ihr mein neuer Vater alles bei, was man in Bett und Küche wissen
musste, um einen Mann rundum zu befriedigen.
Dass mein Stiefvater aus dem westdeutschen Kassel in die ostdeutsche Provinz übergesiedelt war
und dort auch noch eine viel ältere Frau mit fünf Kindern geheiratet hatte, war schon beachtlich
und jahrelang Titelthema der Klatsch- und Tratsch-Tanten (und ‑Onkels). Andere 24-Jährige hatten
andere Lebensziele …
Die Eltern meines Stiefvaters hatten in Kassel eine Fleischerei. Ihr Sohn hatte aber kein
Interesse am elterlichen Familienbetrieb und erlernte das blutige Handwerk lieber bei der
französischen Fremdenlegion. Dort wurden allerdings keine Tiere abgeschlachtet, sondern Menschen.
Blutige Hände holte man sich aber in beiden Gewerben.
Im Gewerbe meines Stiefvaters kam es besonders auf die TECHNIK des Tötens
an. Während ein Fleischer ein Bolzenschussgerät verwendet, um das Schlachtvieh vom Leben zum Tod zu
befördern, konnte mein Stiefvater das mit bloßen Händen tun. Ich habe mal mit eigenen Augen erlebt,
wie er mit einem einzigen Faustschlag zwischen die Augen eines durchgeknallten Ochsen diesen zur
Besinnung brachte bzw. besinnungslos schlug. Zuvor hatten zahlreiche Bauern vergeblich versucht,
diesem Vieh Herr zu werden. Der OCHSE kann auch ein BULLE gewesen sein. Wo genau der Unterschied
zwischen einem Ochsen und einem Bullen ist, weiß ich nicht. Wahrscheinlich erkennt man den Bullen
an seiner Uniform. 😜
Dank seines Vorlebens konnte man meinen Stiefvater als Feinschmecker bezeichnen, zu Deutsch als
GOURMET. Und demzufolge erwartete er »deftige deutsche Küche«.
Im Bett bevorzugte er wohl eher die »französische Küche«. Davon soll hier aber nicht die Rede
sein, weil ich davon (außer den Schmerzensschreien meiner un-akrobatischen Mutter) leider nichts
mitbekam.
Doch: Eines Sonntags am Morgen musste ich dringend pinkeln und deswegen das Wohnzimmer
durchqueren, in dem meine Eltern auf der Auszieh-Couch schliefen. Dass sie schliefen, nahm ich
jedenfalls an. Deshalb öffnete ich die Tür ganz leise, um sie nicht zu wecken. Da erblicke ich
diese Menschen, die ich bis dahin für meine Eltern gehalten hatte, splitternackt! Der männliche
Mensch kniet mit steil erigierter Lanze vor dem weiblichen Menschen und schickt sich offenbar
gerade an, ins Gefecht zu ziehen und den Venushügel zu erobern. Ich habe dann ganz leise wieder
die Tür angelehnt und meinem kleinen Bruder gesagt, er soll mal zu den Eltern gehen und sie fragen,
was sie da machen. Das tat der Bengel dann tatsächlich, trampelte mitten ins Kriegsgeschehen
und fragte ganz naiv: Was macht ihr denn da? Und was bekommen er und meine
ungläubigen Ohren zu hören? Die Mama ist schmutzig und der Papa wäscht
sie! Auf solch eine dumme Erklärung kann mann nur kommen, wenn der
Unterleib besser durchblutet ist als das Gehirn! Selbst einem 7-jährigen Dorfkind musste klar
sein, dass kein normaler Mensch sich im Bett wäscht, bzw. waschen lässt, wenn er kein Pflegefall
ist. Und die riesige Lanze unseres Stiefvaters, die mein Bruder allenfalls von sich selbst und auch
mir nur als Miniaturausgabe einer »Morgenlatte« kannte, war ja auch ziemlich beachtlich und für die
morgendliche Körperpflege durchaus entbehrlich.
Das war dann der richtige Zeitpunkt, meinem Bruder die Illusion zu rauben, Bienchen würde die
Mama bestäuben und ein Zucker-fressender Storch die Babys bringen. Jedes Lebewesen, das sich
bewegen kann, FICKT. Und das macht allemal mehr Spaß als von einer Biene belästigt zu werden.
Und von diesem Tag an entdeckte mein Bruder überall fickende Viecher (nur unsere Eltern nie
wieder, denn die schlossen fortan die Wohnzimmertür zu, bevor sie es taten; wenn sich der Schlüssel
im Schloss drehte, wusste mein Bruder: Jetzt ficken sie wieder! – Kriegen wir
jetzt noch eine Schwester? Ich konnte ihm seine Sorge nehmen, indem ich ihm erklärte, dass das
Ficken eine beliebte Freizeitbeschäftigung der Erwachsenen ist, die nicht unbedingt nur der
Fortpflanzung dient. Das ist wie PUDDING NACH DEM ESSEN oder AM HINTERN KRATZEN,
WENN ER JUCKT. Man(n und Frau) fühlt sich danach einfach besser, gewissermaßen erleichtert. Der
Mann um ein paar LITER erleichtert, wenn man alle Körperflüssigkeiten zusammengießt, die er
verliert.
Die Hühner auf dem Hof taten es, die Katzen, die Dorf-Köter, Karnickel, sogar die Spatzen auf dem
Misthaufen. Kamen wir an einer Kuhherde auf der Wiese vorbei, geschah es oft, dass eine Kuh die
andere »besprang«. Wie man das bei Kühen nennt, wenn sie einen Pimmel brauchen, wusste ich nicht.
Bei Menschen nennt man das »notgeil«, bei Pferden wahrscheinlich »rossig«, bei Karnickeln und
Ziegen vielleicht »bockig«. Eine unserer Schwestern war ständig
»bockig«. Aber nicht, weil sie einen Pimmel brauchte, sondern wenn sie ihren Willen nicht bekam.
Dann wurde sie regelrecht hysterisch, schmiss sich theatralisch auf den Boden und schrie, bis ihr
die Luft wegblieb und sie blau anlief! Ich konnte ihr dann diese Unart abgewöhnen, indem ich so
lange auf sie einprügelte, bis sie wieder atmete. Mein Stiefvater übernahm dann meine diesbezügliche
Taktik, wenn sie wieder mal zu sehr an der Uhr drehte. Bei der Fremdenlegion lernt man zwar, wie man
Leute ins Jenseits befördert, aber nicht, wie man sie von dort zurückholt.
Sahen wir also zwei »bockige« Kühe, rief mein Bruder: Guck mal, die ficken!
Besonders peinlich war das, wenn sich eine unserer kleinen Schwestern vom Nachttopf erhob und unser
Hund die Gelegenheit beim Schopf bzw. die Schwester von hinten packte und sie bestäuben wollte.
Dann rief mein Bruder begeistert: Guckt mal, der fickt Heidi! (Keine Ahnung,
woher mein Bruder solch derbe Ausdrücke hatte. ICH kannte sowas gar nicht!)
Bei solch einer Gelegenheit war mein Stiefvater anwesend. Und dem platzte bei diesem Anblick der
Kragen bzw. riss ihm die Hutschnur (immerhin war Heidi sein leibliches Kind und keines dieser
Bastarde, die eine läufige Hündin sich hatte machen lassen). Er sprang auf, griff sich einen
Besen und schlug damit auf den Hund ein, bis der Besenstiel zerbrach und der Hund sich jaulend
unter dem Küchenherd verkroch. Dann stocherte und schlug er nach dem Hund, bekam ihn endlich am
Genick zu fassen, schleppte ihn raus auf den Hof, legte ihn auf den Hackklotz, griff sich das Beil
und schlug ihm den Kopf ab. Und das würde er mit JEDEM tun, der seine Kinder anfasst! Auch uns
»Bastarde« betrachtete er als »seine Kinder«, die nur ER schlagen darf!
Ein Mann hatte mal meinem Bruder eine Ohrfeige gegeben, weil er dessen kleiner Tochter den Roller
weggenommen hatte. Mein Bruder ist plärrend nach Hause gelaufen und hat das unserem Stiefvater
gesagt. Der ist vom Mittagstisch aufgesprungen, zu dem Kinder-Schänder gegangen, hat ihn gepackt
und kopfüber in eine Scherben-Tonne geprügelt. Mit den Worten: Niemand außer
mir schlägt meine Kinder! Dieses »Elfte Gebot« predigte dann sonntags sogar der Pfarrer
von seiner Kanzel, damit nicht noch mehr seiner Schäfchen ins Unglück rennen.
Mein ungläubiger Lehrer kannte dieses Elfte Gebot offenbar nicht, denn er ließ sich dazu
hinreißen, mir aus einer Verärgerung heraus das Klassenbuch ins Gesicht zu hauen. Ich bekam
Nasenbluten, und ich ließ das Blut laufen, weil ich wusste, wie sehr meinen Stiefvater dieser
Anblick zur Raserei bringen würde. Der Heimweg war kurz. Ich wohnte direkt neben der Schule.
Mein Stiefvater war kein Mann von großen Worten und langen Reden, deshalb fragte er mich nur:
WER WAR DAS? Ich sagte: Mein Lehrer. Er:
Wo ist der jetzt? Ich: Noch in der Klasse. Fünf
Minuten später war er schon wieder zurück von seiner Mission. DER FASST DICH NIE
WIEDER AN! Damit war dieses Thema erledigt. Am nächsten Tag berichteten mir meine Artgenossen
ganz aufgeregt, dass plötzlich ein MONSTER in der Klasse erschienen sei, geschrien hätte,
Niemand außer mir schlägt meine Kinder! und den Lehrer mit bloßen Händen zu
Hackfleisch verarbeitet hätte.
Was aus dem Lehrer geworden ist, habe ich nie erfahren. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Für
meinen Stiefvater blieb das völlig folgenlos, wie auch alle anderen Vorkommnisse ähnlicher Art.
Kein Polizist, der an seinem Leben hängt, hätte sich meinem Stiefvater in den Weg gestellt, zumal
bekannt war, dass er eine Allergie gegen Uniformierte hatte. So konnte er praktisch tun und lassen,
was er wollte. Er hatte Narrenfreiheit. Wobei er absolut kein Narr, sondern überaus gebildet war
und unzählige Handwerke perfekt beherrschte. So konnte er nicht nur
kochen, sondern auch schlachten, alles im Haus reparieren, Bäume fällen und zu Brennholz,
Karnickelställen oder Zäunen verarbeiten, Stühle flechten, Pferde-Zaumzeug nähen, er hatte Ahnung
von Ackerbau und Viehzucht, konnte vom Traktor über Bagger, Kran, Planierraupe und Mähdrescher bis
zum Panzer jedes Fahrzeug fahren (für jedes brauchte und hatte er eine extra Ausbildung). Er
reparierte nicht nur alles Defekte im Haus, sondern brachte sogar mal einen Raben aus dem Wald mit,
der sich den Flügel gebrochen hatte und ohne fremde Hilfe dem Tode geweiht gewesen wäre. Er
reparierte dem Vogel den Flügel – und wir hatten ein freches Vieh in der Wohnung, das uns aus
lauter Dankbarkeit gar nicht mehr verlassen wollte (und nur Unfug im Haus anrichtete). Saßen wir
alle am Küchentisch, herrschte für uns Kinder Rede-Verbot. Wer beim Essen unerlaubt redete,
riskierte, dass eine Ohrfeige über den Tisch geflogen kam und sich auf seiner Wange niederließ.
Allein der RABE ignorierte das Schweigegelübde.
Eines Abends kommt unser Stiefvater von der Arbeit, geht zum Kühlschrank und sucht etwas.
Meine Mutter fragt, was er denn sucht. Er sagt, dass er den Käse sucht, den er gestern gekauft hat.
Sie sagt ihm: Den brauchst du nicht suchen. Ich hab ihn weggeschmissen. Er
starrt sie ungläubig an und sagt: Warum hast du den denn weggeschmissen? Der war
doch ganz frisch. Ich habe ihn erst gestern gekauft! Hast du dir den mal
angeguckt? Der war ja total verschimmelt! Sollte ich ihn liegenlassen, damit auch er noch die
anderen Lebensmittel ansteckt?! Da ist mein Stiefvater total ausgeflippt und hat dieser
blöden Dorf-Kuh einen längeren Vortrag über EDELSCHIMMEL, DELIKATESSEN und dergleichen gehalten,
der noch am Ende der Stadt zu hören war. (Wer klug war und/oder wenigstens nicht blöde sterben
wollte, der nahm sich einen Zettel und Stift und schrieb mit, was mein Stiefvater so von sich gab!
Das konnte dem eigenen Überleben dienlich sein.)
Oft begleiteten fliegendes Geschirr oder berstende Sitzmöbel die Vorträge unseres Stiefvaters, um
die Ernsthaftigkeit seiner Worte zu untermauern. Besonders unsere Küchenwände waren übersät mit
Einschlag-Kratern unzähliger (voller) Teller, Töpfe, Pfannen und Tassen. War das Essen zu warm,
zu kalt, zu salzig oder zu lasch gewürzt – er fand immer einen Grund, den Teller an die Wand zu
schmeißen. Besteck und restliches Geschirr gleich hinterher. Manchmal mussten wir Kinder
gemeinsam aus einem Topf essen, weil es kein Geschirr mehr im Haus gab.
Ich habe bei solchen Gelegenheiten gelernt, mich UNSICHTBAR zu machen, damit ich nicht als
Blitzableiter missbraucht und durch die Wohnung geprügelt werde. In solchen Momenten hätte ein
falsches Wort, ein falscher Blick, ja allein meine Anwesenheit genügt, dass er komplett durchdreht
und seinen überschüssigen Jähzorn an mir abreagiert.
Auch Jahrzehnte später scheine ich immer noch unsichtbar zu sein. Das fällt mir besonders auf,
wenn ich an der Straße stehe und auf ein Taxi warte. Wenn überhaupt mal eins kommt, dann kann ich
winken wie ich will, man sieht mich nicht, selbst wenn ich mir den Arm dabei auskugeln oder mich
quer über die Fahrbahn legen täte.
Apropos Fahrbahn: Als ich fünf war, habe ich mal mit einem Nachbarsjungen auf der Straße gespielt.
Damals konnte man das noch gefahrlos tun, weil es mehr Pferdefuhrwerke als Kraftfahrzeuge gab.
Und schon damals muss ich unsichtbar gewesen sein (oder ich war dünn wie ein Hering und deshalb so
gut wie unsichtbar). Jedenfalls ist mir ein Motorrad im gestreckten Galopp über den Bauch gefahren.
– Dem Motorradfahrer ist aber nichts passiert. Ich glaube, der hat nicht mal gemerkt, dass er soeben
ein Kind ermordet hat. Ich hätte ja ebenso gut ein Zweig oder ein echter Hering sein können. Und wer
achtet schon auf Zweige und Heringe auf der Straße, wenn man von A nach B rast?
Betrete ich einen Supermarkt oder ein Kaufhaus und brauche dort eine Info oder
Hilfe, bin ich ebenfalls unsichtbar: Ich komme zu KARSTADT, und da wimmelt es von Verkäuferinnen.
Aber nur so lange, bis ich in der Schreibwaren-Abteilung stehe und etwas Bestimmtes suche. Plötzlich
sind alle Verkäuferinnen aus der Abteilung verschwunden. Jeder Außenstehende sieht auf Anhieb, dass
ich suchend umherirre. Und genau DAS scheint mich unsichtbar zu machen. Also gehe ich rüber zu den
benachbarten Süßwaren. Dort stehen zwei als solche kleidungstechnisch gut erkennbare Verkäuferinnen,
die sich angeregt unterhalten. Ich stelle mich in einem gebührenden Abstand dazu (man ist ja höflich
und will den privaten Plausch nicht belauschen!), werde aber übersehen. Ich räuspere mich. Wenn ich
tatsächlich unsichtbar bin, so HÖREN die Schnattergänse jetzt wenigstens, dass ein Kunde anwesend
ist und ihre Aufmerksamkeit beanspruchen möchte. Pustekuchen. Ich bin Luft. Ein leises Lüftchen,
das die Damen nicht wahrnehmen. Na gut, ich kann auch anders! Man sagt über mich, dass meine
Stimme unverkennbar und mein »Organ« unüberhörbar ist.
Ich habe mal ganz hinten in einem 12 Meter
langen Gelenkbus eine Mitreisende gefragt, ob sie mir sagen kann, wo ich aussteigen muss, um zu
einer bestimmten Adresse zu gelangen. Statt der Dame gab mir der Busfahrer über die
Bordlautsprecher die gewünschte Auskunft! Ich rief ihm zu: Woher wissen SIE denn,
was ich die Dame gefragt habe? Darauf er (wieder über Bordlautsprecher, anscheinend waren seine
Sprechwerkzeuge weniger gut entwickelt als meine): Sie müssen nicht brüllen. Man
hört Sie trotzdem bis hier vorne! Was sämtliche Mitreisende mit zustimmendem Kopfnicken
bestätigten.
Zurück zu den plauschenden KARSTADT-Verkäuferinnen: Ich erhebe (etwas ungehalten)
meine Stimme (die nun garantiert auch ohne Bordlautsprecher mindestens im Umkreis von 30 Metern
zu hören sein sollte): Ich störe ja nur ungern den privaten Plausch der Damen,
habe aber auch nicht die Lebenserwartung, das Ende Ihrer Unterhaltung abzuwarten … Die
Damen starren mich pikiert an, als hätte ich sie beim Liebesspiel gestört. Sie sagen aber kein Wort,
weil sie wahrscheinlich erstmal kopftechnisch meine Unverschämtheit verdauen müssen, dass ich
gewöhnlicher Kunde es wage, ihr Gespräch zu unterbrechen. Ehe sie zur Besinnung kommen, fahre ich
mit meiner Unverschämtheit fort: Kann es sein, dass ich unsichtbar oder
durchsichtig bin? Diese Frage scheinen sie nicht verstanden zu haben, denn sie starren
weiter. Deshalb erkläre ich: Können Sie sich vorstellen, wenn ich in meiner
Eigenschaft als KUNDE direkt auf Sie zukomme, dass ich ein Anliegen habe und Sie Ihren Plausch mal
kurz unterbrechen und mir Ihre Aufmerksamkeit widmen? Danach können Sie meinetwegen stundenlang
weitertratschen oder auch die Nacht miteinander verbringen. Hier im Kaufhaus ist es Ihr Job, für
die Kunden da zu sein! Sollten Sie anderer Meinung sein, holen Sie bitte den Geschäftsführer, der
mir das vor laufender Kamera bestätigt.
🛈Sobald ich mein Zuhause verlasse,
habe ich grundsätzlich und ständig eine aufnahmebereite Kamera dabei.
Mein YouTube-Kanal
beweist das. In solchen Situationen habe ich die Kamera sogar schon in der Hand und einen Finger
über dem Aufnahme-Knopf, um die Ernsthaftigkeit meiner Worte zu bekräftigen! Widersprüchen wie
Hier dürfen Sie aber nicht filmen!, widerspreche ich: Wenn SIE
sich das Recht nehmen, mich hier ohne erkennbaren Anlass auf Schritt und Tritt zu filmen, dann
müssen Sie MIR das gleiche Recht zugestehen – ansonsten übervorteilen Sie mich gesetzwidrig!
Ob das juristisch korrekt ist, ist mir scheißegal, solange es seine Wirkung nicht verfehlt. 😉
Und nun habe ich die volle Aufmerksamkeit (und den Groll) beider Tratschtanten:
Was ist denn Ihr ANLIEGEN? Das in einem Ton, als befragt mich ein Staatsanwalt
nach einer begangenen Untat. Ich wollte nur wissen, warum sich Ihre Kolleginnen
der Schreibwaren-Abteilung vor mir verstecken. – Ich renne mir seit 10 Minuten die Hacken ab
und starre mir die Augen aus dem Kopf, weil ich nicht finde, was ich suche. Und niemand ist da, den
ich fragen könnte. Da können WIR Ihnen leider auch nicht helfen. Das ist
nicht unsere Abteilung! DAS habe ich bei KARSTADT schon öfter gehört, als in
der Kirche das ›Vater unser‹! Gehört dieser Spruch zur Grundausbildung bei KARSTADT?
Die Kolleginnen werden in der Pause sein. Was denn, alle auf
einmal? Hier stimmt was nicht mit der Geschäftspolitik dieses Kaufhauses! – So, nun können Sie
weitertratschen …
Und das passiert mir ständig. Ob ich bei ALDI, LIDL, PENNY, KiK, ROSSMANN & Co. bin:
Überall verstecken sich die Verkäuferinnen, rennen ihren Kunden davon (wenn sie sich nicht
rechtzeitig verstecken können) oder übersehen sie (wenn es auch zum Wegrennen zu spät ist).
Noch ein Beispiel für mein »lautes Sprechorgan«: Neulich habe ich einen total hässlichen
Mitmenschen getroffen und im Vorbeigehen, als er schon einige Meter weit weg war, in meinen Bart
gebrabbelt: Gott, ist der hässlich! Da dreht sich der Typ um, kommt zurück,
baut sich vor mir auf und fragt in einem Ton, der einer Kriegserklärung nicht unähnlich ist:
Was hast du da eben zu mir gesagt?! Ich habe ihm die Auskunft gegeben,
dass ich gar nichts zu ihm gesagt hatte. Damit gab sich der Hässling zufrieden. Hätte er mich
korrekt gefragt, was ich ÜBER ihn – statt ZU ihm – gesagt hatte, hätte er vielleicht erfahren, dass
er potthässlich ist und besser nur nachts, am besten nur zu Halloween das Haus verlassen sollte.
Damit mir kein Deutsch-Lehrer unter diesen Aufsatz schreibt, Thema verfehlt!,
möchte ich zum eigentlichen Thema VÄTER Folgendes anfügen: Den 1., meinen Erzeuger, kannte ich
praktisch nicht und weiß deshalb kaum etwas über ihn zu berichten. Vom 2., der meinen Bruder
erzeugt hatte, weiß ich ebenso wenig. Aus mündlichen Überlieferungen meiner Mutter weiß ich nur,
dass der ebenfalls nicht allzu lange blieb. Seine Flucht entschuldigte er damit, dass er nicht
bereit sei, sich von einem fremden Kind (MICH) das Leben schwermachen zu lassen. (Mein Gott, ich
wog damals maximal 15 Kilo – schwerer als diese 15 Kilo kann ich ihm sein Leben wohl kaum
gemacht haben. Außerdem habe ich nie von ihm verlangt oder erwartet, dass er mich durch die Gegend
schleppt!) Auch an den 3. habe ich keinerlei Erinnerung. Ich weiß nur, dass er der Dritte war,
den meine Mutter heiratete. Wahrscheinlich glaubte sie, sie könne Männer mit dem Ehe-Gelübde zum
längeren Bleiben zwingen (ewige Treue bis in den Tod, gemeinsam durch gute + schlechte Zeiten
[gibts da nicht eine gleichlautende Endlos-Serie auf RTL?]). So »zwischendurch«, ließ sie sich
ein 4. Kind machen. Diese »Beziehung« dauerte nicht länger als der Zeugungsakt. Das Kind wurde
rein rechtlich dem Vorgänger untergeschoben, dessen Nachnamen diese Schwester nun ihr Leben lang zu
Unrecht mit sich rumschleppen muss (obwohl FRANKE immer noch besser ist als beispielsweise
SCHWEINESCHWANZ oder WILDSAU). Beim 5. Mann war es ganz ähnlich. Er bereicherte meine Mutter um
ein weiteres weibliches Kind und verschwand anschließend auf Nimmerwiedersehen. Auch diese Schwester
musste den Namen FRANKE mit sich rumschleppen, bis auch sie erkannte, dass sie den durch eigene
Heirat (und reichlichen Kindersegen) ganz einfach loswerden kann. Allein über den 6., den
Fremdenlegionär, könnte ich ganze Bücher schreiben (wenn meine Zeit und Lebenserwartung das
zuließe). GERHARD KNIEP war der Einzige, der in unserer Familie wenigstens ein paar Jahre lang
als »Vater« fungierte. Er war zwar jähzornig und tobte sich meist an mir als Ältesten aus, aber er
war auch der Einzige, der mich »prägte«, mir viele nützliche Dinge beibrachte: z.B. Heimwerken oder
Überleben in einer egoistischen, feindlichen Umgebung.
Er hat mich zwar unzählige Male wegen Nichtigkeiten halb-tot geschlagen. Aber eben nur
halb-tot. Somit gab er mir die Chance, mich zur Wehr zu setzen (gegen einen gelernten Killer
aussichtslos!) oder mich zumindest an ihm zu rächen. Nachdem meine zwei Mordversuche
fehlgeschlagen waren, hat er wahrscheinlich gemerkt, dass ich nicht nur (s)ein guter »Schüler«,
sondern auch verdammt rachsüchtig bin. Er hat mich dann respektvoller behandelt und nie mehr
geschlagen. Nur der Vollständigkeit halber: Nachdem er ein geistig behindertes Kind
vergewaltigte (für ihn blieb das juristisch völlig folgenlos!), erkannte meine Mutter endlich, was
für ein Charakter-Schwein er ist und trennte sich von ihm. Nach der Maueröffnung kehrte er an
den Ursprung seine Familie, nach Kassel, zurück, gründete dort eine neue Familie – und misshandelte
weiterhin Frau und Kinder. Da er nur 12 Jahre älter war als ich, könnte er noch leben. Ich
schreibe hier trotzdem seinen vollen Namen hin, weil ich damit dem »Ruf« dieses sadistischen
Charakter-Schweins kaum schaden kann. Das hat er selbst jahrzehntelang zur Genüge getan.
Trotzdem war er der einzige »richtige Vater« für meine Geschwister und mich.
Im weiteren Verlauf meiner »Lebensgeschichten« werde ich noch einiges über
diesen »Vater« berichten.
Zu meinem ERZEUGER fällt mir doch noch was ein, das ich nicht unerwähnt lassen möchte: Rein
optisch war ich meinem Vater WIE AUS DEM GESICHT GESCHNITTEN. Auch charakterlich war ich eine
EXAKTE KOPIE von ihm! Als ich anfangs bei ihm durchs Dorf ging, sind die Leute wie angewurzelt
oder festgefroren stehengeblieben und haben mich angestarrt. Sie wussten bis dahin nichts von
meiner Existenz und glaubten wahrscheinlich, sie hätten meinen Vater vor sich – allerdings auf
wundersame Weise um 21 Jahre verjüngt! Sie hielten MICH für IHN! Wir hätten ein Vermögen
damit verdienen können, den Leuten ein Verjüngungs-Elixier zu verkaufen, das um 21 Jahre
jünger macht.
»Leider« bin ich nicht so skrupellos und frech wie meine Schwester Ramona, die mit ihrem
Lebensgefährten Uwe Täubers seit 2009 »Energie-Armbänder« verkauft
(https://Ampli5.eu/). Da die DUMMEN auf Erden nie
aussterben, verkaufen sie ihren China-Schrott, der im Einkauf wenige Cent kostet, an Leichtgläubige
für unverschämte 109 Euro pro Energie-Armband (ich fand schon die 45 €, die sie anfangs
dafür kassierten, wucherisch und habe deshalb bereits 2010 den Kontakt zu dieser Schwester
abgebrochen – als sie davon fantasierte, auch Mineralwasser und Haushaltsgegenstände »energetisch
aufzuladen«; inzwischen spült ihnen auch die VEGAN-Welle Geld in die Kasse, und sie haben die
Produktpalette um HALSbänder (115 €), Hunde-Kettenanhänger (59 €), Hunde-Halsbänder
(49 €) und Magnesium-Spray (100 ml 21,90 €) erweitert. Offenbar hat Ramonas
leiblicher Vater (der jähzornige Fremdenlegionär) ihr eine gehörige Portion Skrupellosigkeit (oder
Blödheit) vererbt …
15.12.2018
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