Als ich 5 Jahre alt war, sagte man über mich, ich sei FRÜHREIF.
Was ist »frühreif« an, bei, in einem KIND?
Wenn OBST frühreif ist, fällt es vom Baum, sofern es Baum-Obst ist, anderenfalls vom Strauch oder
von sonst wo, auf jeden Fall: Es fällt von selbst zu Boden, man muss sich also weder strecken noch
bücken, um es zu pflücken. Und warum tut dies das Obst? Meistens, WEIL DER WURM DRIN IST. War
also bei MIR der Wurm drin?
Zumindest einen BANDWURM hatte man jahrelang in mir vermutet, weil ich dünn war wie ein Hering
und essen konnte, was ich (bzw. meine Mutter) wollte – ich nahm kein Gramm zu! Erst 50 Jahre
später klärte sich das auf: Ich war körperlich und geistig hyperaktiv. Und zwar in seiner
extremsten Ausprägung. Das hat man aber erst festgestellt, nachdem arbeitslose Psychiater die
Diagnose ADHS erfunden hatten. Da kam natürlich jede Erkenntnis oder Hilfe zu spät.
»Zappelphilipp« und »Suppenkasper« waren zutreffende Bezeichnungen für Kinder wie mich, aber leider
keine anerkannten Diagnosen, hinter denen ich mich hätte verstecken können (rein optisch hätte ich
mich aber hinter einem Besenstiel verstecken können).
Wie dem auch sei – man hat vergeblich mein Innerstes nach außen gekehrt, um der Ursache meiner
»Schlankheit« auf den Grund zu kommen. In mir fand sich kein Bandwurm und auch sonst nichts, was
da nicht hineingehörte.
Wenn mir erwiesenermaßen kein Bandwurm innewohnte, der mir das Futter wegfraß, was machte mich
dann FRÜHREIF?
ES WAR MEIN UMGANG. Bekanntlich formt ja der Umgang den Menschen. Und
MICH haben nicht Gleichaltrige geformt, sondern Erwachsene. Ich hatte mir das selbst so
ausgesucht. Und dafür gab es zwei Gründe:
Die Welt der Erwachsenen war kinderfeindlich und nur auf die Bedürfnisse der Erwachsenen
ausgerichtet. Wie will ein 5-Jähriger seinen eigenen Willen, eigene Interessen gegen Erwachsene
durchsetzen, wenn er denen körperlich und geistig weit unterlegen ist?! Das geht nur, wenn man
»seinen Feind studiert«. Darum habe ich mich gerne im Stadtpark zu alten Leuten auf die Bank
gesetzt und mir deren Lebensgeschichten angehört (die waren froh, einen wissbegierigen Zuhörer zu
haben, und ich war froh, viel übers Leben zu lernen, ohne das selbst erlebt zu haben [als ich 16
war, hat mir die Leipziger Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie bescheinigt, dass ich »die
Lebenserfahrung eines Rentners« habe – und dabei hatte ich bis dahin kaum was Weltbewegendes
erlebt], meine »Lebenserfahrung« war eigentlich die Summe der Lebenserfahrungen meiner erwachsenen
Mitmenschen).
Im Umgang mit gleichaltrigen Dummköpfen kann man nichts als Unsinn lernen und nichts als
schlechte Erfahrungen machen. Darum habe ich mit denen kaum meine Zeit vertrödelt. Um zur
Erkenntnis zu kommen, dass man von einem Baum fallen und sich die Knochen brechen kann, muss man
doch nicht selbst auf einen Baum steigen! Mir genügte es, zu erleben, dass das die anderen taten.
Was will ich von meiner 6-jährigen Freundin lernen, wenn die genauso dumm (unwissend) ist wie ich?
Also habe ich mir eine 12-jährige »Neben-Freundin« zugelegt, um von der Dinge zu lernen, die mir
dann bei meiner »richtigen« Freundin zugute kamen (und ihr hoffentlich auch). Ich bin aber niemals
fremdgegangen, das war eine rein ANATOMISCHE Beziehung, in der das Mädel die »Urologin« war und ich
der »Patient« bzw. ich der »Frauenarzt« und sie die Unterleibskranke! Bis dahin hatte ich z.B. echt
gedacht, dass alle Menschen im Stehen pinkeln. Nun wusste ich, dass MÄDCHEN keine Feuerwehrmänner
werden können, weil sie nicht »den Strahl lenken« können (aber andere Vorzüge haben, die auch nicht
zu verachten sind).
Ich glaube, die Erwachsenen halten Kinder absichtlich so lange wie möglich dumm, damit sie ihnen
weiterhin überlegen sind. Dazu gehört auch der Unsinn, Kindern MÄRCHEN vorzulesen.
Nehmen wir als Beispiel
»Der Wolf und die sieben jungen Geiseln«. Da wird dem Kind beigebracht, dass es unklug
ist, einem Wolf die Tür zu öffnen. Und wenn man schon so dumm war, sich dann wenigstens schnell im
Uhrenkasten zu verstecken. Das Kind denkt sich: Was gehts mich an? Wann steht
denn mal ein WOLF vor der Tür? Und einen Uhrenkasten haben wir auch nicht. Also geht mich diese
Geschichte nichts an. Es ist auch ziemlich unglaubwürdig, dass ein einziger Wolf sechs
Kinder oder andere Geiseln am Stück runterschluckt und die ihm dann quicklebendig aus dem Leib
geschnitten werden. Dass der Wolf maximal die Größe des kleinsten Geißleins haben kann, macht es
nahezu unmöglich, dass er gleich sechs unzerkaut runtergeschluckt haben will! Und dass man dem
Wolf dann extra den Bauch mit Steinen füllt und ihn ordentlich zunäht, damit er wenig später beim
Durstlöschen das Gleichgewicht verliert und im Brunnen ersäuft, ist auch verdammt weit hergeholt.
Wäre es nicht sinnvoller, ihn gleich nach der Befreiung der Geißeln durch das SEK
aufgeschnitten liegen zu lassen?
Oder nehmen wir »Frau Holle«.
Welches Mädchen ist denn scharf darauf, von Frau Holle versklavt zu werden und SCHNEE aus ihren
muffigen Bettdecken zu schütteln, wenn es schon zu faul ist, zu Hause mal der Mutter zur Hand zu
gehen oder wenigstens das eigene Zimmer aufzuräumen. Wissend, dass es Schlitten mit Rädern und in
den Skigebieten Schneekanonen gibt. Welchen Anreiz könnte es haben, sich in den Dorfbrunnen zu
stürzen (sofern der überhaupt vorhanden ist)?
Wem dient solcher Unsinn? Doch nur den Erwachsenen, die ihre Kinder loswerden oder dumm halten
wollen! Früher haben sie ihre Kinder im Wald ausgesetzt und der bösen Hexe überlassen (siehe
»Hänsel und Gretel«),
heute erzählen sie den Kindern Märchen von Eltern, die das taten. Welche sind wohl die besseren
oder schlechteren Eltern?
Es gibt Eltern, die bringen ihren Kindern das SCHWIMMEN bei.
Wozu? Es bringt doch auch niemand seinem Kind das FLIEGEN bei! Wenn GOTT gewollt hätte,
dass wir schwimmen, hätte Er uns FLOSSEN gegeben. Wenn Er gewollt hätte, dass wir fliegen, hätte Er
uns FLÜGEL gegeben. Hat Er aber nicht. Weil Er uns VERSTAND gegeben hat, damit wir uns Schiffe und
Flugzeuge bauen können. Wozu also muss ein Kind schwimmen können? Damit es sich in Sicherheit
wiegt, in tiefe Gewässer geht, um dann die letzte Erkenntnis seines kurzen Lebens zu erlangen, dass
es gar kein Fisch ist und auch von Kiemenatmung keine Ahnung hat … Ein Nichtschwimmer setzt sich
erst gar nicht dieser Erfahrung aus!
Wenn ich einen großen Bogen um jedes Gewässer mache, kein Schiff oder Flugzeug betrete und Bier
statt Leitungswasser trinke, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass auf meinem Totenschein »Tod
durch Ertrinken« steht.
Ja, über solche Dinge denke ich nach, BEVOR das Kind (in diesem Fall ich selber) im Brunnen
liegt!
Und nun komme ich zum eigentlichen Thema AUFKLÄRUNG:
Die meisten Kinder fragen irgendwann (wenn sie keinen Fernseher, kein Internet und keinen intimen
Umgang mit älteren Artgenossen haben, heutzutage also kein einziges Kind) die Eltern:
Wo kommen eigentlich die Babys her?
Das ist eine völlig bescheuerte Frage, weil jeder, der gesunde Augen im Kopf hat, doch sehen
kann, dass sie im Bauch der Mutter sind (wenn die Emanzipation weiter mit Riesenschritten
voranschreitet, werden es in absehbarer Zeit wohl die VÄTER sein, die ihren Nachwuchs austragen
müssen; zum Glück muss ICH das nicht mehr erleben!!!). Wenn also offensichtlich ist, dass das
Baby im Bauch der Mutter ist – und sie wird das auch oft genug und unüberhörbar thematisieren –,
dann erübrigt sich eine derartige Frage. BABYS KOMMEN AUS DEM
BAUCH DER MUTTER.
Und wie kommt das Baby da rein?, ist eine ebenso überflüssige Frage,
die man sich selbst beantworten kann: Was man im Bauch hat, hatte man zuvor im Mund, wie zum
Beispiel die Suppe, das Brot oder den Hosenknopf. Und wenn man ein bisschen wartet, dann landen
Suppe, Brot und Hosenknopf wenig später im Nachttopf oder auf dem Klo.
Jedem Kind bekannt sein dürfte auch, dass der PAPA etwas damit zu tun hat. Demnach steckt der
Papa also der Mama was in den Mund, das sie runterschluckt, damit es im Bauch landet. Weil es
ein BABY und kein Hackfleisch werden soll, darf es die Mama nicht zerkauen, sondern muss es am
Stück runterwürgen wie zum Beispiel den Hosenknopf.
Bis hierhin braucht das Kind keinerlei »Aufklärung«, wenn es über Verstand und/oder Fantasie
verfügt.
Was MIR Kopfzerbrechen bereitete, war Folgendes: Ein Baby ist sehr viel größer als ein
Hosenknopf! Wer mal Verstopfung hatte, der weiß, wie schmerzhaft es sein kann, seinen Mageninhalt
wieder loszuwerden. Ich konnte und wollte mir einfach nicht vorstellen, dass ein komplettes Baby
den Körper der Mutter auf demselben Weg verlässt wie Suppe, Brot oder Hosenknopf! Dass der Mama der
Bauch aufgeschnitten wird wie dem bösen Wolf, der die Geiseln schluckte, hielt ich auch für
unwahrscheinlich, denn dann hätte meine Mutter eine riesige Bauchnarbe von meiner Geburt haben
müssen. Hatte sie aber nicht …
Zur Beantwortung dieser Frage reichte weder mein 5-jähriger Verstand noch meine Fantasie. Also
stellte ich sie meiner Mutter anlässlich eines Spaziergangs im Stadtpark:
Mutti, wo kommen eigentlich die Babys RAUS?
Ich hatte nicht gefragt, wie sie in den Bauch kommen, deshalb ging meine Mutter fälschlich davon
aus, dass ich das schon wüsste (immerhin hatte ich ja zwei Freundinnen). Darum antwortete sie
knapp: Da, wo sie reinkommen. Fertig. Das war meine gesamte
»Aufklärung«.
Aha, meine Mutti hatte mich also AUSGEKOTZT und würde bald auch meinen Bruder auskotzen! Das
ist ja noch viel schlimmer als Verstopfung! DAS würde ich auf keinen Fall
miterleben wollen!
Jede gewissenhafte Mutter hätte sich zuerst vergewissert, was das Kind schon übers Kinderkriegen
weiß. Dann hätte sie festgestellt, dass ich über die ENTSTEHUNG von Babys NICHTS wusste!
Ich wusste nur, dass nicht der STORCH die Babys bringen kann: Mein Bruder ist 5 Jahre
nach mir auf die Welt gekommen. Und zwar im Krankenhaus. Es gab also keinen Sinn, dass meine Mutter
ZUCKER aufs Fensterbrett der Küche legt, damit ihr der Storch meinen Bruder ins Krankenhaus
bringt. Was wollte sie überhaupt im Krankenhaus, wenn ihr der Storch das Baby aufs
Küchenfensterbrett legt? Jedes Kind weiß auch, dass Störche keinen Zucker essen, sondern
Frösche! Sie haben nämlich gar keine Zähne, die vom Zucker-Essen löchrig werden können. Wenn ein
kleiner Storch in der Lage ist, ein Baby (plus »Verpackung«) im Schnabel durch die Gegend zu
fliegen, warum gibt er sich dann mit Fröschen zufrieden, statt BABYS zu essen? Und was ist mit
Kindern wie mich, die im WINTER geboren werden, wenn der Storch bekanntlich im warmen Süden wohnt?
Wer macht dann seinen Job? Ein Spatz, eine Kohlmeise …? Welchen Sinn kann es haben, meinen
ausgekotzten Bruder in ein olles Kopftuch zu wickeln, das oben zuzuknoten und es einem Storch zum
Rundflug über die Häuser zu übergeben, der sein schweres Bündel dann wieder auf dem
Küchenfensterbrett ablegt? Da könnte sie meinen Bruder doch auch gleich auf dem Fensterbrett liegen
lassen. Außerdem ist doch mein Bruder bei der Geburt sowieso blind und kann beim Rundflug nichts
von der schönen Stadt sehen! Und was ist, wenn der Storch meinen Bruder unterwegs fallen lässt?
Liebe Leute, in was für einer Zeit wurde ich in die Welt geworfen? Vonseiten Kindergarten und
Schule war auch keine vernünftige Aufklärung zu erwarten, da wurde von Bienen und bestäubten Blüten
geredet. Und meine Mutti hätte mir doch brühwarm erzählt, wenn sie von einer Biene bestäubt worden
wäre …
Wer sich nicht die Mühe machen will oder zu verklemmt ist, sein Kind sach- und fachgerecht
aufzuklären, der besuche mit ihm einfach einen ZOO.
Ich rate allerdings dringend davon ab, dem Kind vor dem LÖWEN-Gehege Anschauungsunterricht zu
geben, weil es dort eine völlig falsche Vorstellung von ehelichen Pflichten bekommen könnte, da
sich Löwen bekanntlich ein paar hundertmal am Tag paaren!
Auch fickende HUNDE sind keine geeigneten Anschauungsobjekte, weil die sich mit so ziemlich allem
und jedem paaren, der ihnen vor die Flinte kommt. Mit menschlichen Waden genauso wie mit Stuhl- und
Tischbeinen, Sofakissen und ‑ritzen, Plüschtieren und dergleichen. (Mein Pitbull zum Beispiel war
eine Zeit lang in eine Stoff-Löwin verliebt. Als die ihm gewissermaßen »die kalte Schulter zeigte«,
hatte mein Hund tagelang Depressionen.
Davon gibt es Fotos.) Wenn es sich gar nicht vermeiden lässt, doch mal
kopulierenden Hunden beizuwohnen, kann man dem Kind ja erklären, dass das nichts mit Ficken zu tun
hat, sondern mit Nächstenliebe: Der eine (untere) ist blind und der andere (obere, der mit der
Pistole unterm Bauch) schiebt ihn über die Straße.
Empfehlen kann ich das AFFEN-Gehege. Dort geht es halbwegs menschlich zu: Beim Anblick zweier
Affen-Männchen beim Oralverkehr kann man dem Kind etwas über gleichgeschlechtliche Partnerschaften
erzählen. Dass nicht nur menschliche MÄNNER MÄNNER heiraten dürfen und FRAUEN FRAUEN, sondern dass
die auch keine eigenen Kinder haben können, auch wenn sie die Bewegungen machen, als ginge das. Zum
Glück gibts ja Kinderheime und die Dritte Welt, von wo sie ihren Nachwuchs holen können.
Könnte mir mal bitte jemand verraten, wo die ERSTE und ZWEITE Welt ist? Ich höre,
sehe und lese immer nur von der DRITTEN Welt. Da muss es doch auch irgendwo die anderen beiden
geben …
Wer HASEN bzw. Karnickel zu Hause hat, sollte seinem Kind gegenüber bestreiten, dass das, was die
tun, irgendwas mit Sex oder Kindermachen zu tun hat, weil allein die Geschwindigkeit, mit der Hasen
das tun, das Kind den Rest seines Lebens traumatisieren könnte, wenn es feststellt, dass es weit
weniger schnell ist.
Ich war ein sehr wissbegieriges Kind, das ständig zu hören bekam: Du kannst einem
aber auch Löcher in den Bauch fragen! Womit keine meiner Fragen zufriedenstellend beantwortet
wurde. Selbst von GOOGLE bekam ich das schon als Antwort! 😒
Nur der Vollständigkeit halber: Ich wurde EHELICH geboren. Die Ehe meiner Erzeuger hielt vom
10. Januar bis zum 10. April, also volle 90 Tage. Das mag nicht sehr lange sein, ist
aber immer noch besser, als »vom Esel im Galopp verloren« zu werden … 😉
08.03.2020
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