Alle Menschen sind gleich!

Wenn Polen im Wasser ertrinkt, Sizilien in der Glut, die Türkei in Trümmern und Arabien im Erdöl, möchtest du dann in Polen, Italien, der Türkei oder in Arabien geboren sein?

Die Polen ersaufen im Hochwasser. Die Italiener müssen mit ihren Vulkanen leben. Die Türken sind von der Natur mit Erdbeben gestraft. Aber den Arabern wurden riesige Erdölvorkommen geschenkt.

Nun kann keiner was für die Natur (dagegen schon!). Und es wäre normal und gerecht, wenn die Ölscheichs zu unseren Nachbarn gehen und fragen: »Können wir euch helfen? Uns hat die Natur so reich beschenkt. Ihr habt es dagegen weniger gut. Darum wollen wir diese Laune der Natur ausgleichen.«
Darauf können die Polen, Italiener und Türken lange warten! Wir helfen ihnen mit Spenden – und kaufen weiter das teure Erdöl der Ölscheichs!

Nur in einem hat die Natur für »Gerechtigkeit« gesorgt: Alle Menschen sind gleich! Geht es ihnen schlecht, rufen sie um Hilfe. Leben sie im Überfluss, mehren sie diesen und scheren sich einen Dreck um ihre Nachbarn.

Wird etwa dein nächster Türkei-Urlaub billiger, weil du den Erdbebenopfern mit Geld- und Sachspenden geholfen hast, oder dein nächster Italien-Urlaub …? Kriegen wir von den Ukrainern Erdgas, Erdöl oder Zucker billiger, weil wir ihnen helfen, wenn eines ihrer schrottreifen Kernkraftwerke »hochgeht«? Nein! Wir kriegen eine radioaktive Wolke, die unsere ohnehin schon kümmerliche Landwirtschaft für Jahre lahm legt! Was ist mit den Briten und ihrem BSE-verseuchten Rindfleisch? Sie hatten nur ihren Profit im Sinn, als sie uns wider besseres Wissen jahrelang damit gefüttert haben. Als der Skandal dann nicht mehr zu vertuschen war, nahmen sie nicht etwa ihren Profit und schlachteten auf eigene Kosten die BSE-Rinder und machten den angerichteten Schaden bei den anderen EU-Mitgliedsländern wieder gut. Nein, dafür ließen sie die Europäische Union bluten!

Es gibt Menschen, die kämpfen genauso lange beim Sozialamt um ein paar Mark zum Leben, wie andere täglich shoppen oder Partys feiern!

Ich bin kein Kommunist und weit davon entfernt, alle Menschen gleich zu machen. Und ich habe nichts gegen Leute, die es mit Arbeit zu etwas gebracht haben und sich ein schönes Leben machen.
Aber es kotzt mich an, dass Leute, denen der Reichtum »in den Schoß gefallen ist« – sei es durch Lottogewinn, Erbschaft, Gold- oder Erdöl-Vorkommen –, nicht denen helfen, mit denen es das Leben oder die Natur nicht so gut gemeint hat!

Wer denkt denn heute noch (uneigennützig!) an andere?
Wenn die Politiker-Gattin eine gemeinnützige Stiftung gründet, dann tut sie das, weil es »zum guten Ton« gehört. Anderenfalls hätte sie diese Stiftung ja schon früher gründen können, als der Gatte weniger berühmt war.
Wenn der Tabakkonzern einer wohltätigen Organisation medienwirksam eine großzügige Spende überreicht, dann vergessen viele, dass er diese Spende aus der Portokasse genommen hat und dass derselbe Konzern unzählige Menschen mit seinen Produkten tötet.
So sehe ich auch die Spenden von Autokonzernen, die mit ihren Produkten nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern auch Mensch und Umwelt größte Schäden zufügen.

Ist dir schon mal folgendes aufgefallen? Ein Konzern macht Profit um fast jeden Preis. Gehen die Geschäfte aber schlecht, muss der Steuerzahler ran und »Arbeitsplätze retten« – und den Aktionären ihre Gewinne (siehe: Briten und BSE-Rinder).




© 03.08.2001 HansiHerrmann.de