Gestern habe ich Post von einem Nachbarn bekommen …
Mein Nachbar ist kein Geringerer als PHILIP MORRIS. Und er
schreibt mir, was ich ohnehin seit einem Jahr weiß … Dieser riesige Konzern hat nicht mal das
Geld für eine Briefmarke verschwendet, sondern den Brief eigenhändig zu mir (über die Straße)
gebracht.
Das hat allerdings zwei Tage gedauert, weil hier relativ viel Verkehr ist.
In dieser Zeit hätte ihn mir auch die Deutsche SchneckenPost gebracht.
Wenn DIE so sparsam sind, dann will ich ebenfalls keine Briefmarke verschwenden,
sondern beantworte diesen Schrieb gleich hier. Aber erstmal deren Anwohner-Verarschung:
11.09.2007 von PHILIP MORRIS
Information für die Anwohner in der Neuköllnischen Allee
Berlin, 11. September 2007
Sehr geehrte Nachbarn,
Sie haben sicher bereits bemerkt, dass seit Anfang August auf dem Firmengelände der Philip Morris
GmbH an der Neuköllnischen Allee gebaut wird. Über Einzelheiten zu diesen Baumaßnahmen möchten wir
Sie auf diesem Weg informieren:
Auf unserem Gelände entsteht zurzeit ein 4-geschossiges Bürogebäude für ca. 50 Mitarbeiter,
das Ende März 2008 bezugsfertig sein soll. Damit wir das Gebäude planmäßig fertig stellen können,
müssen die Bauarbeiten zügig vorangetrieben werden. Dazu gehört auch, dass wir die zur Verfügung
stehenden Arbeitszeiten komplett nutzen.
Selbstverständlich haben wir im Vorfeld für diese Baumaßnahme alle behördlichen Genehmigungen
eingeholt und unsere Bauaktivitäten mit den Berliner Behörden abgestimmt. Demnach dürfen Arbeiten
auf der Baustelle von Montag bis–
Samstag in der Zeit von 07:00 Uhr bis 20:00 Uhr ausgeführt werden.
Da im Zuge der Bauaktivitäten auch Arbeiten notwendig sind, die Lärm in unterschiedlicher
Intensität verursachen, bitten wir um Ihr Verständnis.
Sollten Sie Fragen oder Anmerkungen zu unseren Baumaßnahmen haben, können Sie sich gerne unter
der Rufnummer 030/ 68 388 214 bei uns im Werk melden.
Mit freundlichen Grüßen
PHILIP MORRIS GmbH Werk Berlin
i.A. Die
Projektleitung
Original
… meine Antwort:
14.09.2007 an PHILIP MORRIS
Philip Morris GmbH gegenüber
Kaum geehrter Tabakkonzern,
für wie blöd halten Sie Ihre Nachbarn?
Meinen Sie, Ihre
giftigen Dämpfe hätten unsere Gehirne schon so zerfressen, dass wir nicht mehr wissen, wo oben und
unten ist …?!
Wollen Sie uns einreden, dass auf Ihrem Gelände erst seit Anfang August gebaut wird - oder
hatten Sie einfach nur vergessen, die Jahreszahl 2006 anzugeben?
Bereits am 14. Januar schrieb ich auf meiner Seite "Eine Runde durchs
Industriegebiet": Philip Morris breitet sich in alle Himmelsrichtungen aus. Auf
meiner Straßenseite sind sie noch nicht angekommen, aber die baggern jetzt schon fast vor meinem
Fenster … Noch 20 m - dann habe ich die Bautrupps im Wohnzimmer!
Das dazugehörige Foto
entstand am selben Tag.
Sie bauen, baggern und buddeln auf Teufel komm raus seit mindestens 9 Monaten! Und
nun fällt Ihnen plötzlich ein, Ihre Nachbarn zu informieren, dass Sie bauen! Meinen Sie,
13 Stunden Lärm und Dreck, jeden Tag, 6 Tage jede Woche hätten von uns unbemerkt
bleiben können?
Uns ist es scheiß egal, ob Sie uns einen 4‑Geschosser oder eine Flugzeughalle vor die Nase
stellen. Aber dass uns bald weitere 50 Mitarbeiter beim täglichen Schichtwechsel die Nerven
rauben, ist schon weniger erfreulich.
Es ist uns auch nicht entgangen - und bedurfte ebenfalls keiner besonderen Erwähnung Ihrerseits -,
dass Sie die Ihnen "zur Verfügung stehenden Arbeitszeiten komplett nutzen". Immerhin
richten wir schon seit langem unseren Tagesablauf nach Ihnen aus: Wir stehen auf, wenn bei Ihnen um
7 Uhr angefangen wird zu baggern und zu bohren. Und wir machen unsere Fenster erst auf, wenn
bei Ihnen um 20 Uhr endlich Ruhe einkehrt. Nein, das ist natürlich Quatsch. Wir stehen nicht
erst um 7 Uhr auf, sondern um 5 Uhr 30 - beim ersten Schichtwechsel. Und wirklich
ruhig wird es hier erst, wenn wir Ihren dritten Schichtwechsel in der Nacht überstanden haben.
Danke für Ihre Angebot, uns bei Fragen und Anmerkungen an Ihre Telefonnummer wenden zu können.
Hier eine persönliche Anregung von mir (ich bin sicher, dass sich alle meine Nachbarn anschließen!):
Sprengen Sie diesen Betonklotz und verpissen Sie sich in den tiefsten Osten! Und nehmen Sie um
Gottes Willen Ihre unzähligen Mitarbeiter mit, die uns mit ihren Motorrädern Tag und Nacht die
Gehwege zuparken und uns noch viel mehr auf die Nerven gehen als Ihre Bauarbeiten (obwohl Sie
die Kleingartenkolonie aufgekauft und darauf einen riesigen - leeren! - Parkplatz für Ihre
Mitarbeiter errichtet hatten)!
Nur damit Sie eine kleine Vorstellung davon bekommen, wie verhasst Sie bei den hiesigen Anwohnern
sind, betrachten Sie dieses Foto:
 Das ist Ihren Nachbarn dieser
sinnlose Schrieb wert! Er wird nicht mal mit in die Wohnungen genommen, sondern an Ort und Stelle
entsorgt!
Eine nette Geste und von einem "Weltkonzern" eigentlich auch zu erwarten gewesen wäre,
wenn Sie sich schon vor Beginn der Baumaßnahmen mit einem ähnlichen Schreiben an Ihre Nachbarn
gewandt hätten. Und es hätte Ihnen gewiss auch nicht weh getan, jedem Nachbarn als "Geste des
wirklich guten Willens" 100 oder 200 Euro zukommen zu lassen. Dann hätten Sie die
Gewissheit, jahrelang weiter auf unseren Nerven herumtrampeln zu dürfen. Wenn Sie diesen Betrag in
Relation zu dem sehen, was Sie schon an Grundstückskäufen und Abfindungen gezahlt haben, wäre das
ein Klacks gewesen.
Es war schon immer eine Zumutung, Ihr "Nachbar" sein zu müssen. Durch Ihre Baumaßnahmen
haben Sie diese Zumutung nur zur Unerträglichkeit gesteigert - und werden dafür ganz sicher bis in
alle Ewigkeit gehasst.
Ich wollte Ihnen das nur mal mitteilen, damit Sie nicht denken, Ihnen müssten wegen Ihres
Info-Briefes nun Engelsflügel wachsen.
Mit Grüßen von gegenüber
Hans-Jürgen Herrmann Neuköllnische Allee 75 12057 Berlin
PS:
Der
Inhalt dieses Briefes entstand nach Absprache mit zahlreichen Nachbarn. Ich habe ihn
allerdings milder formuliert, damit er nicht gegen Strafgesetze oder Jugendschutzbestimmungen
verstößt.
Für die Zukunft wünsche ich Ihnen ALLE NICHTRAUCHER DIESER WELT!
Falls Sie Wert darauf legen, sende ich Ihnen diesen Brief gern noch mit der
Post zu (von der Nachbarschaft unterschrieben). Sie können ihn sich dann ins Gäste-Klo oder übers
Bett hängen.
Dies ist das Betriebsgelände von
PHILIP MORRIS: 1 Hier wohne ich
2 Dauer-Baustelle 3 Leerer Parkplatz (ehem.
Kleingartenkolonie)

Dauer-Baustelle PHILIP MORRIS (vor den Bauarbeiten)

24.09.2007: Da PHILIP MORRIS nicht müde wird,
pausenlos meine Seiten heimzusuchen, habe ich sie ab sofort ausgesperrt! 😉 Das steht auf der
nächsten Seite …
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