Psyche + Parazetamol

Paracetamol lindert auch psychisches Leiden

Das Schmerzmittel Paracetamol hilft nicht nur gegen Kopfweh, sondern scheint auch Herzschmerz und verletzte Gefühle lindern zu können. Das legen zwei Studien eines US-Psychologenteams mit insgesamt 87 Freiwilligen nahe. In beiden Untersuchungen verringerte der Wirkstoff die negativen Gefühle, die durch soziale Ausgrenzung oder eine Zurückweisung hervorgerufen werden.

Die Verbindung zwischen körperlichem und psychischem Leid spiegelt sich schon in der Sprache wider: Es gibt ein gebrochenes Bein und ein gebrochenes Herz, verletzte Gliedmaßen und verletzte Gefühle, Hundebisse und bissige Bemerkungen. Zudem sei bekannt, dass die für soziale und physische Schmerzen zuständigen Regionen im Gehirn weitgehend überlappen. Daher sei die Idee naheliegend gewesen, dass ein Wirkstoff, der für das Lindern körperlicher Schmerzen entworfen wurde, auch das Leid einer sozialen Ausgrenzung reduzieren könne. Um das zu testen, ließen Forscher 62 gesunde Freiwillige täglich entweder 1000 Milligramm Paracetamol, entsprechend zwei handelsüblichen Tabletten, einnehmen oder zwei wirkstofffreie Placebo-Tabletten. Jeden Abend sollten die Probanden aufschreiben, wie heftig ihnen soziale Probleme zusetzten.

Tatsächlich sank das Ausmaß der verletzten Gefühle in der Paracetamol-Gruppe, nicht aber in der Placebo-Gruppe, berichten die Forscher. Darauf aufbauend entwarfen die Forscher eine weitere Studie mit 25 Freiwilligen, die wiederum ein Placebo oder vier Tabletten Paracetamol täglich einnahmen. Nach drei Wochen nahmen die Probanden an einem Computerspiel teil, das darauf ausgelegt war, ein Gefühl der Zurückweisung bei den Spielern zu erzeugen. Gleichzeitig bestimmten die Forscher per funktioneller Magnetresonanztomographie die Hirnaktivität der Teilnehmer. Auch hier zeigte sich, dass Paracetamol die Reaktion des Gehirns auf die Zurückweisung messbar reduzierte: Zwar leuchteten in beiden Gruppen die Hirnareale auf, die für den emotionalen Anteil von körperlichem Schmerz und das Leid durch soziale Probleme zuständig sind – die Aktivität bei der Placebo-Gruppe war jedoch deutlich höher als bei der Paracetamol-Gruppe.

Das Schmerzmittel scheint also zumindest vorübergehend in der Lage zu sein, das Leid durch soziale Ausgrenzung oder zwischenmenschliche Probleme zu lindern. Da dieses Leid als Auslöser von aggressivem und antisozialem Verhalten gilt, könne der Wirkstoff künftig möglicherweise auch helfen, dadurch entstehende Probleme zu reduzieren. Allerdings sei Paracetamol trotz seiner freien Verkäuflichkeit nicht ungefährlich, betonen die Wissenschaftler mehrmals: Da der Wirkstoff die Leber schädigen kann, sollte man sich bei der Einnahme auf jeden Fall immer genau an die Packungsbeilage halten und unbedingt mit dem Arzt absprechen, ob eine längerfristige Anwendung überhaupt in Frage komme.

05.01.2010 © ddp




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