Gähnen ansteckend

Warum ist Gähnen ansteckend?

Stellen Sie sich einmal einen gähnenden Menschen vor. Er legt den Kopf in den Nacken und reißt den Mund weit auf, bis es im Kiefergelenk schon bedenklich knackt. Er kneift die Augen zusammen, atmet tief ein und lässt dabei ein lautes »Uuuuaaaaah« ertönen. Wenn Sie nun auch schon losgähnen, liegt das wahrscheinlich am natürlichen Imitationsreflex.

Diese Nervenzellen, die in Versuchen mit Affen entdeckt wurden, haben zweierlei Funktionen: Sie können einerseits von sich aus eine Bewegung auslösen. Sie können andererseits aber auch die Bewegung einer anderen Person wahrnehmen und daraufhin die gleiche Bewegung in Gang setzen. Nicht jede Bewegung regt zur Imitation an. Es sind hauptsächlich solche, die man auch selbst oft durchführt, wie beispielsweise ein Lächeln oder das Kratzen am Kopf. Auch Emotionen wie Wut oder Trauer würden durch diese Nervenzellen gespiegelt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Spiegelneuronen auch im menschlichen Gehirn vorhanden sind.

Im Alltag werden die Spiegelneuronen also oft aktiviert, wenn man jemand anderen bei einer Tätigkeit beobachtet, davon liest oder darüber spricht. Doch nicht immer wird die entsprechende Bewegung auch ausgeführt. Der Verstand unterdrückt diesen Imitationsimpuls meistens. Sei man jedoch abgelenkt oder erschöpft, könne man die Spiegelneuronen weniger gut kontrollieren und die Hemmschwelle, die Imitation durchzuführen, sinke: Das merkt man beispielsweise daran, dass man immer zurücklächelt, wenn man unvermittelt von jemandem angelächelt wird.

In Situationen, in denen andere gähnen, mangele es oft an Konzentration. Befindet man sich in derselben Situation wie diese Leute, ist man selbst meist ebenfalls müde oder gelangweilt. Man hat also nicht mehr die volle Kontrolle über seine Gesichtszüge und ist außerdem ohnehin schon zum Gähnen bereit. Sei man selbst ausgeruht und völlig fit, lasse man sich daher auch nicht so leicht mit der Gähnepidemie infizieren.

10.10.2008 © ddp




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