Seit 1. Oktober 2008 hängt
an jeder Haustür
in der Neuköllner Planetenstraße diese Botschaft.
Einladung zum "runden Tisch"
Sehr geehrte Nachbarn unserer Schule
Wir haben seit einiger Zeit wieder Probleme,
unsere Schülerinnen und Schüler in den Pausen
auf dem Schulhof zu halten.
Alle bisherigen Anstrengungen unsererseits
führten noch nicht zu dem Ergebnis, Ihnen
Belästigungen, hauptsächlich durch Lärm, zu
ersparen.
Wir wollen nun mit Ihnen und Vertretern der
Polizei, des Bezirksamts, der Quartiere, des
Jugendamtes und der Schulaufsicht gemeinsam
nach praktikablen Lösungsmöglichkeiten suchen.
Wir laden Sie deshalb
am 9. Oktober 2008 um 18.30 Uhr
in den Mehrzweckraum (101) unserer Schule
herzlich ein.
Für die Kepler - Oberschule

Lüdtke, Schulleiter
Original
Ob’s was bringt, steht in den Sternen … Denn Tische ohne Ecken und Kanten (»runde
Tische«) mögen in Politik + Wirtschaft sinnvoll sein, nicht aber an Neuköllner Schulen.
Hier ein Zeitungs-Auszug vom 21. September 2006

Köhler im "sozialen Brennpunkt": Bildung für alle
Berlin - Die Rütli-Schule ist nicht weit entfernt. Dort wandten sich vor einigen
Monaten die Lehrer in einem verzweifelten Hilferuf an die Öffentlichkeit.
Ganz bewusst hatte Bundespräsident Horst Köhler am Donnerstag für seine erste
"Berliner Rede" eine Schule im Problembezirk Neukölln ausgewählt.
Fast 85 Prozent der Schüler an der Kepler-Hauptschule haben einen
"Migrations-Hintergrund".
Der Berliner Bezirk Neukölln fokussiert die Probleme: Extrem hoher Ausländeranteil,
Sprachprobleme, hohe Arbeitslosigkeit der Eltern und fehlende Berufsperspektiven für die
Jugendlichen - ein "sozialer Brennpunkt". An der Kepler-Schule stellt sich die Frage der
Integration anders. "Wie werden deutsche Schüler integriert?", fragt Lehrer Werner
Lippmann. Und die 16-jährige Schülerin Joana Stoll ergänzt, in ihrer 10. Klasse seien nur noch
drei Deutsche.
Köhler: "Am 4. Juli haben hier 51 Schüler ihr Abschlusszeugnis bekommen. Nur einer von ihnen
- ich wiederhole einer - hatte zu diesem Zeitpunkt eine Lehrstelle gefunden." Die Zuhörer
reagieren betroffen.
In der Kepler-Hauptschule war die Freude über Köhlers Besuch hingegen ungeteilt. Für alle Schüler
gab es wegen der vielen Vorbereitungen und auch aus Sicherheitsgründen an diesem Tag nur zwei
Stunden Unterricht. Auch hatten alle Klassen und Flure einen frischen Anstrich erhalten. Lehrer
Lippmann: "So ordentlich und schön sah es in unserer Schule noch nie aus."
Von Norbert Klaschka und Karl-Heinz Reith, dpa
Am 6. Dezember 2006 schrieb eine andere Zeitung folgendes:
Eltern der Kepler-Schüler fordern Hilfe gegen Gewalt
06.12.2006, 04:00 | Lesedauer: 3 Minuten
Gabi Zylla
Eltern von Schülern der Kepler-Hauptschule in der Köllnischen Heide haben sich
mit einem Hilferuf an die Bezirkspolitiker gewandt.
"Einige Eltern wollen ihre Kinder schon nicht mehr in die Schule schicken, weil die Schüler
Angst haben", sagt Elternvertreter Udo Meidinger. Nun sei, so der Vater eines 16-jährigen
Sohnes, die Politik gefragt. Anlass der Elternsorgen: Einige Schüler wurden von anderen Schülern
massiv bedroht. Erst kürzlich wurde ein Achtklässler der Kepler-Schule von einem Mitschüler auf dem
Schulweg ausgeraubt.
"Das Stehlen von Handys und das Abziehen vor und in der Schule von meist polizeibekannten
Schlägern muss aufhören", betont Meidinger. Er will wissen, was gegen solche Vorfälle getan
werden könne. Für Schulleiter Wolfgang Lüdtke ist der Raub der erste Fall, bei dem Eltern so heftig
reagieren. "Wir wollen nicht abwarten, bis Schlimmeres passiert."
Der Täter, der nach wie vor den Unterricht besucht, komme vor das Jugendgericht. Außerdem
sei ein Runder Tisch mit Jugendgerichtshilfe, Schulpsychologen und Polizei eingerichtet worden.
Die Beamten werden einmal monatlich in der Schule als Ansprechpartner den Jugendlichen zur
Verfügung stehen.
Dass Schüler Angst vor dem Schulweg und vor Repressalien in der Schule haben, ist nicht selten.
Die Gewaltmeldungen der Schulen an die Senatsverwaltung für Bildung steigen kontinuierlich.
Für die Kepler-Schule kommt laut Direktor Lüdtke eine Video-Überwachung nicht in Frage, da das
Schulgelände zu unübersichtlich sei und der technische Aufwand zu groß. Bildungsstadtrat Wolfgang
Schimmang (SPD) unterstützt Video-Kameras, "wenn sie sich als vernünftig erweisen, und Eltern
und Lehrer sich darauf geeinigt haben".
Original
PS: Bei mir hängt übrigens ein runder Tisch unter der Zimmerdecke.
In Neukölln werden sogar schon Grundschulen von Security-Firmen bewacht, um Übergriffe älterer
Schüler oder schulfremder Personen zu verhindern.
Zum Beispiel in der
Neuköllner Weise-Grundschule.
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