📖 Das war der Hirbel 14/15
von Peter Härtling

Nachwort

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Kinder fragen den Autor

🧒: Hat es den Hirbel wirklich gegeben?
👴: Ja, es hat den Hirbel gegeben. Aber das ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass ihr von Kindern erfahrt, die so krank sind wie er, die so leben müssen, in Krankenhäusern und Heimen.

🧒: War der Hirbel richtig krank? Was ist das für eine Krankheit?
👴: Wahrscheinlich hatte er zweierlei Krankheiten: eine, die der Arzt feststellen kann – das Kopfweh, die Krämpfe, die Bauchschmerzen. So sieht eine richtige Krankheit aus. Sie wird auch einen schwierigen Namen haben. Die andere Krankheit können Ärzte nicht heilen: Der Hirbel war krank, weil sich niemand um ihn kümmerte, weil er fast nur in Heimen und Krankenhäusern lebte, weil niemand mit ihm spielte und ihm auch niemand vertraute. Das ist, finde ich, die schlimmere Krankheit. Sie ist unheilbar, wenn nicht jeder hilft, wenn es nicht Menschen gibt, die Kinder wie den Hirbel gern haben.

🧒: Aber das Fräulein Maier hat den Hirbel doch gern gehabt!
👴: Wahrscheinlich genügt das nicht. Es müssen mehrere Leute sein, und er muss unter ihnen leben können, normal leben können, dann kann er erst lernen, wie Leben ist.

🧒: Können solche Kinder wieder gesund werden?
👴: Nicht oft. Wir alle haben zu wenig Zeit, um uns um sie zu kümmern. Deshalb bleiben sie krank.

🧒: Dann müssen eben diese Heime schöner werden.
👴: Das kostet eine Menge Geld. Und für dieses Geld bauen die Leute lieber Straßen, Autos, Flugzeuge, Häuser und sorgen für ihre Bequemlichkeit.

🧒: Aber vielleicht braucht es die Heime gar nicht?
👴: Wer krank ist, muss gepflegt werden. Er braucht Hilfe.

🧒: Solche Heime helfen ja nicht nur!
👴: Nein. Man könnte auch anders helfen. Aber das wäre anstrengend. Und viele Leute müssten anders sein, als sie jetzt sind. Sie müssten nachdenken über Kinder wie Hirbel – die man vergisst, weil die Heime sie einem abnehmen. Dann sind sie einfach verschwunden.

🧒: Sie sind verrückt und stellen tolle Sachen an.
👴: Vielen Unsinn machen sie nur, weil wir uns gar nicht die Mühe geben, sie zu verstehen. Wir haben keine Geduld. Sie könnten in Kindergärten mitspielen, wenn alle Rücksicht nähmen und sich niemand über sie lustig machte. Es könnte auch Schulen für sie geben. Und Pflegeeltern, die gelernt haben, für solche “Hirbels” Pflegeeltern zu sein.

🧒: Aber das gibt es alles nicht?
👴: Nein. Deswegen war der Hirbel auch im Heim. Und danach in der Klinik. Und so hat man ihn vergessen.

Peter Härtling





© 13.12.2010 HansiHerrmann.de