Hier sieht man Fritz, den muntern Knaben, nebst Huckebein, dem jungen Raben.
Und dieser Fritz, wie alle Knaben, will einen Raben gerne haben.
Schon rutscht er auf dem Ast daher, der Vogel, der misstraut ihm sehr.
Schlapp! macht der Fritz von seiner Kappe mit Listen eine Vogelklappe.
Beinahe hÀtt er ihn! Doch ach! Der Ast zerbricht mit einem Krach.
In schwarzen Beeren sitzt der Fritze. Der schwarze Vogel in der MĂŒtze.
Der Knabe Fritz ist schwarz betupft. Der Rabe ist in Angst und hupft.
Der schwarze Vogel ist gefangen. Er bleibt im Unterfutter hangen.
»Jetzt hab ich dich, Hans Huckebein! Wie wird sich Tante Lotte freun!«
Die Tante kommt aus ihrer TĂŒr. »Ei!« spricht sie, »welch ein gutes Tier!«
Kaum ist das Wort dem Mund entflohn, schnapp! hat er ihren Finger schon.
»Ach!« ruft sie, »Er ist doch nicht gut! Weil er mir was zuleide tut!«
Hier lauert in des Topfes Höhle Hans Huckbein, die schwarze Seele.
Den Knochen, den er Spitz gestohlen, will dieser jetzt sich wieder holen.
Sie ziehn mit Knurren und GekrÀchz, der eine links, der andre rechts.
Schon denkt der Spitz, dass er gewinnt, da zwickt der Rabe ihn von hint.
Oh weh! Er springt auf Spitzens Nacken, um ihm die Haare auszuzwacken.
Der Spitz, der Àrgert sich bereits. Und rupft den Raben seinerseits.
Derweil springt mit dem Schinkenbein der Kater in den Topf hinein.
Da sitzen sie und schaun und schaun. â Dem Kater ist nicht sehr zu traun.
Der Kater hackt den Spitz, der schreit. Der Rabe ist voll Freudigkeit.
Schnell fasst er, weil der Topf nicht ganz, mit schlauer List den Katerschwanz.
Es rollt der Topf. Es krĂŒmmt voll Quale des Katers Schweif sich zur Spirale.
Und Spitz und Kater fliehn im Lauf. â Der gröĂte Lump bleibt obenauf!!
Nichts Schönres gabs fĂŒr Tante Lotte als Schwarzeheidelbeerkompotte.
Doch Huckebein verschleudert nur die schöne Gabe der Natur.
Die Tante naht voll Zorn und Schrecken. Hans Huckebein verlÀsst das Becken.
Und schnell betritt er, angstbeflĂŒgelt, die WĂ€sche, welche frisch gebĂŒgelt.
Oh weh! Er kommt ins Tellerbord. Die Teller rollen rasselnd fort.
Auch fĂ€llt der Korb, worin die Eier â ojemine! â und sind so teuer!
Patsch! fĂ€llt der Krug. Das gute Bier ergieĂt sich in die Stiefel hier.
Und auf der Tante linken FuĂ stĂŒrzt sich des Eimers Wasserguss.
Sie hÀlt die Gabel in der Hand, und auch der Fritz kommt angerannt.
Perdums! Da liegen sie. â Dem Fritze dringt durch das Ohr die Gabelspitze.
Dies wird des Raben Ende sein â so denkt man wohl â doch leider nein!
Denn, schnupp!, der Tante Nase fasst er, und nochmals triumphiert das Laster!
Jetzt aber naht sich das Malheur, denn dies GetrÀnke ist Likör.
Es duftet sĂŒĂ. â Hans Huckebein taucht seinen Schnabel froh hinein.
Und lĂ€sst mit stillvergnĂŒgtem Sinnen den ersten Schluck hinunterrinnen.
Nicht ĂŒbel! â Und er taucht schon wieder den Schnabel in die Tiefe nieder.
Er hebt das Glas und schlĂŒrft den Rest, weil er nicht gern was ĂŒbrig lĂ€sst.
Ei, ei! Ihm wird so wunderlich, so leicht und doch absunderlich.
Er krÀchzt mit freudigem Getön und muss auf einem Beine stehn.
Der Vogel, welcher sonsten fleucht, wird hier zu einem Tier, das kreucht.
Und Ăbermut kommt zum Beschluss, der alles ruinieren muss.
Er zerrt voll roher Lust und TĂŒcke der Tante kĂŒnstliches Gestricke.
Der Tisch ist glatt â der Böse taumelt â das Ende naht â sieh da! Er baumelt!
»Die Bosheit war sein HauptplÀsier. Drum«, spricht die Tante,
»hÀngt er hier!«
Schlusswort
Sosehr sein Ende mich bewegt, ich durft es anders nicht vermelden.
Er stirbt. Denn tragisch angelegt war der Charakter dieses Helden.
Gar manches ist vorherbestimmt. Das Schicksal fĂŒhrt uns in BedrĂ€ngnis.
Doch wie man sich dabei benimmt, ist unsre Schuld und nicht VerhÀngnis.
Drum bleibts dabei! â Denn die Moral Ist hier kein leeres Wortgeklingel â
Und lebte Huckebein auch noch mal, er bliebe doch der alte Schlingel!
|