Es ist einmal ein Junge gewesen, der war ein rechter dummer Hans, aber sonst
ganz ordentlich und fleißig. Den schickte eines Tages seine Mutter in das nächste Dorf, wo seine
Base gerade Hochzeit hielt, und sagte, als er wegging, zu ihm: »Hans, mein
Junge,« hat sie gesagt, »nun mach dich nur recht lustig auf der Hochzeit, komm
aber nicht zu spät wieder heim.« »Seid ohne Sorge, Mutter,« sprach Hans,
»ich will lustig sein, dass es eine Art haben soll,« nahm seinen Hut und ging
die Straße hin dem Dorfe zu.
Als er aber vor seiner Base Haus kam, war darin ein großer Brand entstanden und schlugen die
hellen Flammen schon zum Dache heraus, sodass die Hochzeitsgäste hin und her rannten vor Schrecken
und in großer Verwirrung. Da lief Hans eilig herzu, schwang lustig seinen Hut und schrie in einem
fort: »Ju! Hochzeit.« Das verdross aber die Leute sehr; darum riefen sie:
»Stopft doch dem Narren das Maul; er will uns hier wohl noch gar zum besten haben.« Es
waren auch gleich einige handfeste Männer bereit, die fassten Hans am Kragen und prügelten ihn,
dass er schreiend aus dem Dorfe lief, auch nicht eher wieder zu laufen aufhörte, bis er bei seiner
Mutter war.
»Schon wieder da, Hans?« hat die Mutter gesagt. »Hat’s dir auf der Hochzeit nicht
gefallen?«
»Ach ja, Mutter, das schon,« sagte Hans; »aber als ich hinkam, da brannte meiner
Base Haus, und da habe ich in einem fort geschrien: Ju! Hochzeit! Ju! Hochzeit!, und da
haben mich die Leute geprügelt und da bin ich weggelaufen«.
»Das war nicht recht, Hans,« sagte die Mutter; »da hättest du rufen müssen:
He, Feuer, Feuer! Wasser her! Wasser her!«
»Gut Mutter,« sprach Hans, »wenn’s wieder so kommt, will ich’s schon besser
machen.«
Nun schickte ihn nach einiger Zeit die Mutter in die Stadt, beim Bäcker Brot zu kaufen; als er
da die Glut im Backofen bemerkte, fing er gleich groß Geschrei an: »Feuer! Feuer! Wasser her!
Wasser her!« griff auch in Eile den ersten besten Eimer und goss Wasser damit in die Flamme.
Auf den Lärm sammelte sich bald eine große Menge Menschen mit Feuereimern, den Brand damit zu
löschen; wie die sahen, dass sie gefoppt waren und nirgends Feuer war, außer im Backofen, prügelten
sie den Hans zur Stadt hinaus, dass er heulend zu seiner Mutter lief.
»Ei, Hans, was heulst du denn so?« fragte ihn die; »hat der Bäcker kein Brot
gehabt?«
»Das schon,« sagte Hans, »aber als ich hinkam, sah ich den Backofen, der brannte
lichterloh, da habe ich geschrien: He Feuer! Feuer! Wasser her! Wasser her! und da sind
die Leute herzugelaufen und haben mich zur Stadt hinaus geprügelt.«
»Ich sehe wohl ein, Hans,« hat darauf die Mutter gesagt, »es wäre für dich das
beste, wenn du eine Frau nähmest.«
»Schon recht! Mutter!« sprach Hans; »wenn nur eine käme.« Da ist Hansens
Mutter ausgegangen und hat auch bald eine gefunden, die den Hans wohl nehmen wollte; aber vorher
wollte sie ihn erst sehen und auch das ganze Haus.
Wie nun der nächste Sonntag war, fegte die Mutter das Haus und streute weißen Sand, und als die
Braut ankam, brachte die Mutter das Essen herein; den Hans aber schickte sie mit dem Kruge in den
Keller, für die Braut einen frischen Trunk zu holen. Nun saß vorn an im Keller eine Gans auf einem
Nest voll Eier und brütete. Wie der Hans an ihr vorbei gehen wollte, machte die Gans den Hals lang
und zischte, wie Gänse tun.
»Sieh mal!« sagte Hans, »du wolltest wohl beißen!« drehte sich um und
klapps! gab er ihr mit dem Kruge einen auf den Kopf, dass sie auch gleich tot war. Da freute sich
Hans, dass die Gans nicht mehr beißen konnte und sagte: »Um die alte Gans ist es mir gar
nicht zu tun; aber wer soll nun die Eier ausbrüten!« Da fiel ihm ein, dass in der Kellerecke
ein Fass mit Honig stand; er zog darum eilig seine Kleider aus, kletterte in das Fass und drehte
sich in dem Honig um und um; dann rupfte er die Gans, wickelte sich in die Federn und setzte sich
schnell auf die Eier, um sie selber auszubrüten. Mit dem, so guckt die Braut in den Keller, zu
sehen, warum Hans mit dem Bier so lange außen bleibt. Da sah sie denn den wunderlichen Vogel auf
dem Neste sitzen, der zischte und schnatterte wie eine Gans. Als das die Braut sah, klappte sie
schnell die Türe zu und ist aus dem Hause gelaufen.
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